Am Puls des Erfolgs

Innauer: Harte Kritik an Alpin-Chefs

15.03.2010

Nach der Pleiten-Saison arbeitet ÖSV-Boss Schröcksnadel neue Alpin-Strukturen aus. Konstruktive Kritik kommt von Ex-Nordisch-Chef Innauer.

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In seinem gestern erschienenen Buch Am Puls des Erfolgs spricht Inn­auer einen heiklen Punkt an. Im Gegensatz zu den Springern, wo von Cheftrainer Alex Pointner abwärts lauter ehemalige Weltklasse-Athleten am Ruder sind, haben bei den Alpinen Quer­einsteiger das Sagen. Innauer, der vor wenigen Tagen als Nordischer Direktor abgetreten ist: „Alpinchef Hans Pum ist selbst nie Rennen gefahren. Damen-Cheftrainer Herbert Mandl ist Stams-Absolvent und bestritt Wettkämpfe auf Studenten-Niveau. Herren-Chef Toni Giger war Leichtathlet und Bobfahrer ...“

„Als ehemaliger Aktiver entwickelt man ein Gefühl“
Innauer dazu: „Das ist keine Bewertung der Leistung dieser Herren. Aber oft entwickelt man ein ganz anderes Gefühl, wenn man selber Aktiver war.“ Dass im Alpin-Bereich nur wenige Ex-Rennläufer am Pistenrand stehen, liegt, so Innauer, daran, dass es die meisten nicht mehr notwenig haben. Innauer: „Das wird bei den Springern auch kommen. Du wirst zum Beispiel einen Andi Goldberger nicht mehr überreden können, Trainer zu werden.“

Herren-Chef Giger hat elf Jahre lang versucht, seine fehlende Renn-Erfahrung durch perfekte Struktur-Arbeit zu kompensieren. Jetzt ist er am Ende: „Ich habe in diesem Sport keine Rechnung mehr offen.“

Und zwei Ex-Rennläufer stehen auf der Kandidaten-Liste des Skiverbandes: Ex-Profiweltmeister Mathias Berthold (44), Damen-Erfolgstrainer in Deutschland, und Hermann Maier.

Auch Alpin-Chef Hans Pum hofft auf den Herminator
Der Herminator allerdings nur als Ratgeber, wie ÖSV-Alpinchef Hans Pum versichert: „Wenn uns Leute wie der Hermann von Zeit zu Zeit mit ihrer Erfahrung zur Seite stehen, ist das natürlich kein Nachteil.“ Auch der fünfmalige Gesamtweltcup-Sieger Marc Girardelli (47) wäre einem ÖSV-Job nicht abgeneigt: „Ich bin selbständig und für alles offen."

„Mein Buch ist keine Abrechnung“

ÖSTERREICH: Herr Innauer, Ihr Buch liest sich teilweise wie eine Abrechnung ...
Toni Innauer: Genau das soll es aber nicht sein. Es ist eine behutsame, liebevolle aber auch sehr kritische Aufarbeitung der Zusammenhänge in einem überhitzten Wettbewerbssystem.
ÖSTERREICH: Glauben Sie nicht, dass einige Leute böse auf Sie sein werden?
Innauer: Nicht, wenn sie das ganze Buch lesen. Vieles wird ja augenzwinkernd dargestellt.
ÖSTERREICH: Warum widmeten Sie der Spannung zwischen Nordischen und Alpinen ein Kapitel?
Innauer: Ich wollte die finanzielle Schräglage, die in Jahrzehnten gewachsen ist, aufzeigen.

„Arrogant und selbstbezogen“

Zitiert. Innauer in Am Puls des Erfolgs über ...

... die Grundwerte im Sport: „Meter, Weltcuppunkte und Medaillen sind zumeist der Spiegel ehrlicher Leistungen, die Anerkennung verdienen und mich immer faszinieren werden. Der tägliche Verdrängungswettbewerb um Anerkennung, Promistatus, Machtpositionen, Publikumsgunst, Einschaltquoten und schließlich Geld, mit dem alles gerechtfertigt wird, macht mich hingegen müde.“

... den Konflikt ÖSV – ÖOC: „Der Lieblingsfeind des Skiverbandes war der langjährige ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth, der 2009 zurücktreten musste. Er war, wie sich ein Sportler einen Funktionär vorstellt: voluminös, arrogant und selbstbezogen.“

... den richtigen Absprung. „Als Skispringer und trockener Allemane wurde ich nie in die Langlauf-Familie adoptiert. Mein Instinkt für den richtigen Moment ließ mich bei gutem Wind und – im Nachhinein gesehen – genau rechtzeitig abheben. Ich trat nach der Saison (1998-99, als Österreich Langlaufstaffel-Gold holte, d. Red.) als Sportdirektor zurück und kümmerte mich intensiver um meine Springer und Kombinierer.“

... die Springer-Wertigkeit: „Ich stand nicht nur einmal mit Präsident Schröcksnadel an einer Schanze, und er flüsterte mir ins Ohr, ob mir nicht fad sei.“

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