Slowene stürzt, fährt weiter und bricht zusammen - Abtransport mit Helikopter.
Schlechte Bodensicht und vor allem immer wieder durchziehende dichte Nebelbänke nehmen dem ersten Training der Abfahrer auf der Kitzbüheler Streif die Aussagekraft. Schnellster war am Dienstag der norwegische Skirennläufer Aksel Lund Svindal, mit Hannes Reichelt folgte der beste Österreicher auf Platz zwei (+0,25 Sek.). Das Gros der Topathleten hatte sich in der Früh für eine Absage des Trainings ausgesprochen, um die aufgeweichte Piste zu schonen, fand aber kein Gehör.
Gehirnerschütterung bei Jerman
Jerman war nach seinem Sturz ins B-Netz geflogen, allerdings sofort wieder aufgestanden. Er hatte den herbeieilenden Personen mitgeteilt, er sei okay und fuhr weiter. Nach der Hausbergkante wurde ihm dann schlecht, und ein Hubschrauber-Abtransport wurde eingeleitet. Laut erster Untersuchung im Krankenhaus St. Johann hat sich der Slowene eine Gehirnerschütterung zugezogen. Jerman wurde zu weiteren Untersuchungen nach Innsbruck geflogen.
Kröll: "Training war unverantwortlich"
Grantige Gesichter sah man im Zielraum viele. Äußerst wütend war der Steirer Klaus Kröll, der bei der Hausbergkante voll in eine Nebelbank gesprungen war. "Ich habe nichts mehr gesehen, habe nicht einmal mehr gewusst, wo ich lande. Ich hätte abgewunken gehört. Das war komplett unverantwortlich. Ich habe das Richtige getan und bin stehen geblieben, sonst hätte ich mich im Netz gefunden. Vollwahnsinn", machte Kröll seinem Ärger Luft.
Angst vor Sotschi-Da-Capo
Mehr als eine Besichtigungsfahrt sei es nicht gewesen, meinte der Titelverteidiger im Disziplinweltcup. "Es war okay. Wenn es jetzt kälter wird, wird es im Rennen von den Bedingungen her sowieso komplett anders. Mit dem von heute hat das dann nichts mehr zu tun." Die Befürchtung, dass die entstandenen Löcher gefrieren und die Athleten ein zweites "Sotschi" erleben, sind groß. Seit der äußert rumpeligen Olympiageneralprobe im Februar 2012 in Krasnaja Poljana klagen viele Läufer über Knieprobleme. Die Liste führen Beat Feuz, Ivica Kostelic, Bode Miller und Romed Baumann an.
"Wenn die Löcher frieren, wird es ähnlich wie in Sotschi werden", befürchtete deshalb auch Romed Baumann (+2,85). "Ich bin normal durchgefahren, vom letzten Anschlag fehlt noch viel. Bei mir war der Nebel dicht, ich bin froh, dass ich gesund herunten bin." So sah es auch Reichelt, der wie Kröll und Co. eine Trainingsabsage gewünscht hatte. "Sonst wird das hier Sotschi." Der an FIS-Renndirektor Günter Hujara von Athletensprecher Erik Guay herangetragenen Bitte wurde nicht entsprochen, die Jury entschloss sich zur Austragung.
"Die Oberfläche ist vom Neuschnee aufgeweicht, gesehen hat man auch nicht viel. Und meine Fahrt war Käse", sagte Georg Streitberger (1,95), bei dem "immer noch der Wurm drinnen" ist. "Der Schnee hat nicht viel hergegeben, die Sicht war auch nicht prickelnd. Zäh wie immer", meinte Joachim Puchner (2,46). "Hoffe, die Piste entwickelt sich noch." Auch Florian Scheiber störte sich am "Grieß" auf der Oberfläche.
Neuschnee sorgt für Probleme
Auf der an sich hart präparierten Piste hatte der Neuschnee der vergangenen Nacht die Oberfläche aufgeweicht, stellenweise brachen Stücke raus. Die nun löchrige Piste wieder in eine Topzustand zu bringen, wird eine Herausforderung für die Organisatoren. Es stehen auf der Streif noch zwei Trainings, die Spezialabfahrt und der Super-G auf dem Programm.
Hujara entschuldigt sich
FIS-Renndirektor Günter Hujara als Vorsitzender der Jury hat sich am Dienstagabend in der Mannschaftsführersitzung für den nicht gestoppten "Blindflug" von Klaus Kröll im ersten Training für die Kitzbühel-Abfahrt entschuldigt. Der Steirer war trotz dichten Nebels nicht abgewunken worden und brach den Lauf nach der Hausbergkante ab. ÖSV-Herren-Cheftrainer Matthias Berthold kritisierte die Jury für ihr Fehlverhalten, das nicht ungefährlich für die betreffenden Athleten war.
"Man verliert das Vertrauen, das ist nicht so angenehm. Zudem ist das erste Training in Kitzbühel immer extrem, zur schwierigen Abfahrtsstrecke kamen auch die Wetterverhältnisse", sagte Berthold, für den die Sache nach der Entschuldigung erledigt war. Zuvor hatte er deutlich seine Meinung kund getan, schließlich verlasse man sich auf die Jury, wenn man sich auf die Strecke begibt. Die Unterbrechung kam erst nach Kröll und damit seiner Meinung nach zu spät.
"Die Jury hat im unteren Teil, um es freundlich zu sagen, keinen guten Job gemacht. Kröll ist ein erfahrener Athlet. Ich weiß nicht, wie ein Junger reagiert hätte. Meiner Meinung nach war es gefährlich. Ich bin auf meiner Position auf und ab gesprungen, habe gefürchtet, dass ich einen meiner Athleten im ersten Training mit Verletzung verliere", meinte Berthold.
Ergebnis 1. Training
1. Aksel Lund Svindal (NOR) 1:59,34 Min.
2. Hannes Reichelt (AUT) 0,25 Sek.
3. Kjetil Jansrud (NOR) 0,66
4. Marc Gisin (SUI) 1,22
5. Erik Guay (CAN) 1,23
6. Travis Ganong (USA) 1,30
7. Adrien Theaux (FRA) 1,31
8. Matthias Mayer (AUT) 1,33
9. Siegmar Klotz (ITA) 1,41
10. Peter Fill (ITA) 1,52
13. Georg Streitberger (AUT) 1,95
17. Florian Scheiber (AUT) 2,10
25. Joachim Puchner (AUT) 2,46
31. Romed Baumann (AUT) 2,85
37. Max Franz (AUT) 3,36
. Klaus Kröll (AUT) nicht gewertet