Anna Fenninger (26) kämpft nach dem Sturz um ihre Karriere. Ihr Arzt macht Hoffnung.
Samstagvormittag, die Privatklinik Hochrum bei Innsbruck. Der Ort, wo sich Anna Fenninger nach ihrem folgenschweren Trainingssturz (Riss des Kreuzbandes, Seitenbandes, Innen- und Außenmeniskus sowie der Patellasehne) erholt.
ÖSTERREICH trifft Annas Operateur Dr. Christian Hoser. „Zum Glück hat der Föhn nachgelassen“, sagt er. „Anna hatte zuletzt mit Kopfschmerzen zu kämpfen.“ Im Gespräch mit dem Unfallchirurgen wird klar, wie schlimm Fenningers Verletzung ist. Trotzdem sei die Olympiasiegerin und Weltmeisterin guter Dinge. Auch, so Hoser, weil Freund Manuel in der Klinik rund um die Uhr für seine Anna da ist.
Behandlung mit Topfen. Frühestens in neun Monaten, abhängig von den Erfolgen in der Rehabilitation, kann Fenninger wieder mit dem Skitraining beginnen. In der Therapie wird auch auf alte herkömmliche Hausmittel zurückgegriffen. Hoser: „Neben Lymphdrainagen behandeln wir das verletzte Knie mit Topfenumschlägen.“
Anna hat in der Klinik ein Zimmer mit toller Aussicht auf die Tiroler Bergwelt. Die schneebedeckte Nordkette ist zum Greifen nahe. Und wenn sie ihren Laptop aufdreht, werden die Glückwünsche, die sie per Internet erreichen, täglich mehr. Auch die Fans helfen ihr in der Therapie. Hoser: „Zuspruch ist in dieser schwierigen Phase ganz entscheidend.“
Christian Hoser macht Anna & Fans Mut
Arzt: »Sie hat das Zeug, es wieder zu schaffen«
ÖSTERREICH: Herr Doktor Hoser, Sie kommen gerade von der Visite bei Anna. Wie geht es ihr?
Christian Hoser: Wir sind mit dem Verlauf zufrieden. Es sind bisher keine Probleme aufgetreten, die unerwartet waren. Anna ist nicht euphorisch, aber sie blickt eher nach vorne als zurück.
ÖSTERREICH: Wird Sie psychologisch betreut?
Hoser: Eine spezifische psychologische Betreuung gibt es zum jetzigen Zeitpunkt, abgesehen davon, was ihre Familie, ihr Freund und die Betreuer für sie tun, noch nicht. Rehabilitation erfolgt nicht in einer linearen Kurve nach oben, sondern wellenförmig. Da gibt es auch Phasen, wo es einmal zurückgeht. Das ist dann die intensivste Zeit, wo eventuell ein Psychologe herangezogen wird.
ÖSTERREICH: Wann kann Anna das Spital verlassen?
Hoser: Wir haben noch keinen Termin festgelegt.
ÖSTERREICH: Wird sie wieder so Ski fahren können wie zu ihren besten Zeiten?
Hoser: Das ist jetzt noch schwer einzuschätzen. Versprechen gibt es leider in der Medizin kaum. Aber es ist überhaupt keine Frage, dass sie das Zeug dazu hat, es wieder zu schaffen.
ÖSTERREICH: Wie geht es für Anna in den kommenden Tagen weiter?
Hoser: Wir werden den Umfang des Aufstehens erhöhen. Auch wenn es banal klingt, wir werden das Gehen üben. Bei solchen Verletzungen ist es schon ein super Fortschritt, wenn man aus dem Zimmer rauskommt und eine Runde drehen kann. Für Therapie im Wasser ist es noch zu früh. Da müssen zuerst die Fäden entfernt werden. Das wird so in 14 Tagen sein.