Nordamerika-Tournee
Jetzt wird es für Hirscher & Co. ernst
19.11.2012
Zehn Rennen an zwei Wochenenden in den USA und Kanada.
Mit der Nordamerika-Tournee startet der alpine Ski-Winter wie üblich so richtig durch. Bei zehn Rennen an den zwei kommenden Wochenenden in den USA und Kanada werden die großen Weichen für die Saison 2012/13 mit der Februar-WM in Schladming als Höhepunkt gestellt. Die Weltcup-Titelverteidiger haben in Europa höchst unterschiedlich losgelegt. Marcel Hirscher fuhr in Sölden und Levi souverän, Lindsey Vonn hingegen geht mit einem "Nuller" ins Heimspiel.
Herausforderung für Athleten
Das Besondere an der Übersee-Tournee in den Rocky-Mountain-Orten Aspen (Damen), Lake Louise (Damen und Herren) und Beaver Creek (Herren) ist, dass die extreme Höhenlage, die trockene Luft und der aggressive Kunstschnee der Rennen in Colorado eine besondere Herausforderung für die Athleten darstellen. Für Aspen ist es der vorerst letzte Weltcup-Auftritt, weil im Dezember 2013 eine zweiwöchige Generalprobe für die WM 2015 in Beaver Creek steigt.
Maze brennt auf Rennen
Praktisch allen Aktiven war zuletzt deutlich anzumerken, dass sie den "richtigen Saisonstart" kaum noch erwarten können. Am krassesten brachte es Tina Maze auf den Punkt. "Ich habe genug trainiert. Ich will eigentlich nur noch Rennen fahren", scherzte die slowenische Weltcup-Führende. Aber auch ÖSV-Herrenchef Mathias Berthold hatte nach dem letzten intensiven Trainingsblock in den USA gespürt: "Nach diesen ewig langen Trainingsmonaten sind alle motiviert und freuen sich auf die ersten Rennen."
Hoffen auf Kröll
Die Herren legen kommendes Wochenende in Lake Louise mit Abfahrt und Super-G los. Für Klaus Kröll, Hannes Reichelt, Max Franz und Co. beginnt damit auch die WM-Qualifikation. "Aber natürlich zählen die Ergebnisse umso mehr, je näher es zur WM geht", machte Berthold klar. Hoffnung auf Spitzenresultate im kanadischen Naturparadies sind trotz des Trainingsrückstandes von Weltcup-Titelverteidiger Kröll berechtigt. "Wir sind zwar vom Speed her noch nicht genau dort, wo wir sein wollen, aber wir haben ja noch drei Trainingsläufe", so Berthold. "Lake Louise ist aber trotz der Wetterlotterie im Vorjahr prinzipiell eine gute Strecke für uns."
Hirscher startet im Super G
In Beaver Creek stehen anschließend mit Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf gleich drei Rennen auf über 3.000 m Seehöhe an. Hirscher will dort nahtlos anschließen und nach den Plätzen drei (Sölden) und zwei (Levi) wie im Vorjahr den Riesentorlauf gewinnen. Davor wagt der mit 140 Punkten vor Manfred Mölgg (130) führende Salzburger aber auf der berühmten Raubvogelpiste, die sein engerer Landsmann Hermann Maier mit acht Siegen einst zu seinem "Wohnzimmer" machte, eine besondere Mutprobe. Der 23-Jährige wird dort erstmals auch im Super-G an den Start gehen.
Vonn-Rückkehr erst in Aspen?
Ob die Damen-Saisonfavoritin Vonn ihre dringend notwendige Aufholjagd mit Heimvorteil starten kann, war vorerst offen. Nach dem Ausfall in Sölden und dem Verzicht auf Levi musste die US-Amerikanerin wegen einer heftigen Darminfektion
sogar zwei Tage im Krankenhaus verbringen. Zwar trainierte die sechs Kilo leichter gewordene Amerikanerin vergangenes Wochenende in Colorado
wieder, womöglich wird sie aber nicht schon in Aspen sondern doch erst Ende November in ihrem kanadischen "Wohnzimmer" Lake Louise (elf Siege) ihre Aufholjagd auf Maze und Maria Höfl-Riesch starten.
Maze & Höfl-Riesch wollen Vonn ablösen
Sölden-Siegerin Maze führt nach zwei Rennen mit 150 Punkten vor der Levi-Gewinnerin Höfl-Riesch (124). Beiden schmecken Erfolge aber deutlich besser, wenn Vonn dabei ist. Die bei 53 Weltcupsiegen haltende Amerikanerin hat Rekorde, Medaillen und ihren bereits fünften Gesamtsieg im Visier. Für Höfl-Riesch wäre es die zweite, für Maze die erste große Kugel.
Lake-Louise kein guter Boden für ÖSV-Damen
Österreichs Skidamen stellen nach wie vor keine potenzielle Gesamtsiegerin, Disziplinenkugeln sind daher wieder das große Ziel. Marlies Schild hat in Aspen die nächste Chance, jenen 34. Slalom-Sieg einzufahren, dem sie schon seit vier Rennen nachläuft und der sie auf eine Stufe mit Vreni Schneider stellen würde. Während Schild als Vorjahressiegerin in den Aspen-Slalom geht, ist die ÖSV-Bilanz in Lake Louise weniger berauschend. In den vergangenen fünf Jahren gab es dort nur einen Sieg, Elisabeth Görgl gewann 2009 den Super-G vor Vonn.