Snowboard-WM

Karl kürt sich zum Doppel-Weltmeister

22.01.2011

Österreicher gewinnt auch Slalom-Gold. Bronze für Claudia Riegler.

Zur Vollversion des Artikels
© GEPA
Zur Vollversion des Artikels

Der Niederösterreicher Benjamin Karl hat sich am Samstag in La Molina zum Doppel-Weltmeister gekürt. Nach dem Parallel-Riesentorlauf (PGS) drei Tage davor gewann der 25-Jährige auch im Parallel-Slalom (PSL), verteidigte damit seinen Titel erfolgreich. Die Salzburgerin Claudia Riegler holte nach PGS-Silber nun PSL-Bronze. Es sind die ÖSV-Medaillen vier und fünf bei diesen Titelkämpfen. Vierte PSL-Plätze gab es für die Österreicher Heidi Neururer und Andreas Prommegger.

Schattschneider 5. im Slopestyle-Bewerb
Im erstmals bei einer Weltmeisterschaft ausgetragenen Slopestyle-Bewerb sorgte der 18-jährige Niederösterreicher Clemens Schattschneider als Fünfter für das beste ÖSV-Resultat. Die Siege gingen an den im Winter in Tirol lebenden Belgier Seppe Smits und die Finnin Enni Rukajärvi.

Verwegener Frauenschwarm
Groß, verwegener Blick und immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Der 25-jährige Benjamin Karl erfüllt nicht nur problemlos das Image eines Frauenschwarms, sondern geht auch als Schwiegermutter-Traum durch. Und er ist seit mittlerweile drei Jahren der große Star der Snowboard-Szene.

"Golden Boy"
2008 wurde er erstmals Gesamt- und Parallel-Weltcup-Sieger, 2009 folgte der WM-Titel im Parallelslalom, im Vorjahr dann Olympia-Silber im Parallel-Riesentorlauf sowie die nächsten Kristallkugeln für den Gewinn der Gesamt- und Parallelwertung. In La Molina krönte sich der "Nimmersatt" nun gar zum Doppel-Weltmeister in den Parallelbewerben und mutierte damit endgültig vom "Silver Surfer" zum "Golden Boy".

Naturverbunden
Wie ausgerechnet ein Niederösterreicher aus Wilhelmsburg bei St. Pölten zu einem der besten Snowboarder der Welt werden kann, ist eine Story für sich. Ausschlaggebend war in erster Linie die Naturverbundenheit und der Ehrgeiz von Mama Michaela, die den kleinen "Benji" von klein auf mit auf die Berge schleppte. Seinen ersten Dreitausender auf eigenen Beinen meisterte Klein-Benjamin mit gerade einmal vier Jahren, Berge sind seitdem "Kraftplätze" für ihn.

Das Snowboard kam relativ schnell ins Leben von Karl. Der Bezug zum Wintersport war auch durch die nahe Zdarsky-Heimat Lilienfeld gegeben, die ersten Versuche am Board machte er am Muckenkogel bzw. am Hochkar. Dabei hätte alles schon sehr früh auch schon wieder zu Ende sein können, denn als Zehnjähriger zog sich Karl bei einem Sturz mit dem Plastik-Bob einen dreifachen Brustwirbelbruch zu.

Skihandelsschule in Schladming
Es war auch ein mutiger Schritt für die im Voralpenland in Mittelstandsverhältnissen lebenden Karls, den Sohn in die Skihandelsschule nach Schladming zu schicken. "Sitzenbleiben", so der mittlerweile gelernte Handelskaufmann Karl, "war nicht drin". Heute hat sich der Fahrer von SG-Boards seines Kärntner Teamkollegen Sigi Grabner als Red-Bull-Profisportler etabliert und Lienz auch deshalb zu seiner Wahlheimat erkoren, weil er mit Nina Grissmann, der Tochter des seinerzeitigen alpinen "Zwischenzeitweltmeisters" Werner Grissmann, liiert ist.

Querdenker
Der ständige wirtschaftliche Druck hat zu einem bemerkenswerten Selbstbewusstsein des "Querdenkers" und leidenschaftlichen Motorradfahrers gesorgt, der 2005 als sein "Durchbruchsjahr" und sich selbst allen Vermutungen zum Trotz als "Mensch mit konservativer Einstellung" bezeichnet. Er hatte in jedem Jahrgang die Nase vorne und kündigte als Junior seinen Europacupsieg ebenso an wie den Junioren-Weltmeistertitel. Und er löste diese Versprechen prompt ein.

Für die WM 2009 in Südkorea hatte er sich trotz vorangegangener Verletzung und extremen Trainingsrückstandes sogar Doppelgold vorgenommen. Nach "nur" Platz vier im Parallel-Riesentorlauf legte er nach und holte Slalom-Gold. Auch seine Olympia-Medaille im Vorjahr in Kanada hatte er angekündigt - und wieder Wort gehalten.

Ziele hoch gesteckt
"Ich muss mir die Ziele sehr hoch setzen, damit ich gute Ergebnisse einfahre", erklärte Karl einst. "Der Typ, der einfach nur sein Bestes gibt, der bin ich nicht." Seit er die Angst vor dem Verlieren aufgegeben hat, gelingt es ihm locker zu fahren und vor allem Spaß zu haben. "Die Professionalität hat sich dadurch enorm gesteigert", betont Karl stets.

Zehn Weltcupsiege hat der vor allem durch konstant gute Leistungen auffallende ÖSV-Star bereits auf dem Konto. Doch das reicht dem ehrgeizigen Niederösterreicher noch lange nicht. Neben Olympia-Gold 2014 in Sotschi träumt Karl nämlich auch von einem Gesamt-Weltcup-Triumph mit Siegen in allen Parallelrennen einer Saison, schließlich will er sich in seinem Sport jeden Tag neu beweisen. "Denn", so Karl, "selbst Kindheitsträume sind vergänglich!"
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel