Stars proben den Aufstand - Noch eisiger, noch härter.
Blauer Himmel gestern über dem Hahnenkamm. Doch für das herrliche Bergpanorama hatten die Speedstars keine Augen. Sie mussten im zweiten Trainingslauf für die Abfahrt am Samstag (11.30 Uhr, live ORF eins) die Streif bezwingen. Und die zeigt heuer wieder ihre Zähne.
„Im Steilhang und in der Traverse (Schrägfahrt vor dem Zielschuss, d. Red.) fliegen dir die Ski um die Ohrwascheln“, resümiert ÖSV-Läufer Hannes Reichelt. Eisig, knackig und voller Schläge – das ist die Streif 2013. Routinier Klaus Kröll sagt: „Gefährlich ist die Streif immer, aber die Schläge sind heuer brutal.“ Seine Befürchtung: „Bis zum Rennen hin wird alles noch extremer, da es viel kälter wird.“
Brisant: Am Dienstag gab es einen Fahreraufstand. Die Läufer wollten das erste Training absagen, um die Strecke zu schonen. Die Rennjury peitschte aber den Lauf durch. Schon stieg der gelbe Rettungshubschrauber auf, um den Slowenen Andrej Jerman zu bergen, der am Hausberg im Sicherheitsnetz gelandet war.
Löcher auf der Piste
mit Wasser vereist
Löcher, die auf der Strecke entstanden, wurden in der Nacht mit Schnee aufgefüllt und gnadenlos vereist. „Da wurde Schadensbegrenzung betrieben“, ist Routinier Kröll überzeugt.
Ist die Streif heuer zu gefährlich? Romed Baumann sagt: „Es ist so brutal unruhig. Deshalb musst du mit viel Respekt an die Sache herangehen.“ Und Reichelt ergänzt: „Die Streif hat so viele abgeworfen. Du darfst es nie darauf ankommen lassen.“
... aber Schladming-WM stiehlt Kitz die Show
Es ist ein Duell der Giganten: Traditions-Rennen gegen Weltmeisterschaft. Promi-Hotspot gegen Hunderttausende Skifans. Kitzbühel gegen Schladming. In exakt elf Tagen wird der gesamte Skizirkus in der Steiermark für zwei Wochen seine Zelte aufschlagen und damit heuer vielleicht sogar Kitzbühel den Rang ablaufen.
ÖSTERREICH hat die wichtigsten Facts verglichen:
- Fan-Faktor: Auch das 73. Hahenkamm-Rennen der Geschichte wird an diesem Wochenende wieder Zehntausende Zuschauer anlocken. Allein im Vorjahr kamen an den drei Renntagen 82.000 Fans. Zum Vergleich: In Schladming werden insgesamt 400.000 erwartet. Aber eine Eintrittskarte kostet hier zwischen 20 und 100 Euro. In Tirol zahlen Fans höchstens 26 Euro.
- Hotel-Faktor: Die Ski-WM wird ein Ereignis der Superlative. Insgesamt 400 Millionen Euro wurden allein dafür ausgegeben, 1.200 neue Betten in der Region gebaut. Insgesamt können nun 28.000 Sportfans in der Obersteiermark schlafen, in Kitzbühel gibt es „nur“ 6.500 Hotelbetten.
- Promi-Faktor: Kitzbühel gilt seit jeher als Hotspot der Promis. Fiona Swarovski und Karl-Heinz Grasser haben hier ebenso Häuser wie Erbin Heidi Horten, Franz Beckenbauer oder die russische Milliardärin Jelena Baturina. Aber: Zur WM in Schladming haben sich heuer unter anderem Angela Merkel, Wladimir Putin, Neo-Russe Gerard Depardieu, Kevin Costner und Arnie angekündigt.
Arnold feiert VIP-Party in Kitz
Kitzbühel-Fan Arnold Schwarzenegger ist heuer der Mega-Star am Hahnenkamm, er reist am Samstag zum Rennen an. Logieren wird er beim Stanglwirt. Neben Arnie haben sich auch Niki Lauda, Wilson Gonzalez Ochsenknecht sowie Gregor Bloéb mit seiner Nina Proll angekündigt. Beide sind gerade vom Wüsten-Abenteuer der Moretti-Brüder zurückgekehrt. Wahlkitzbüheler Karl-Heinz Grasser und seine Fiona lassen diesmal das Rennen aus.
»Trotz Schladming: Kitz bleibt Mythos«
Franz Klammer über den Reiz der Streif und die Ski-WM.
ÖSTERREICH: Herr Klammer, ist die Streif heuer zu brutal?
Franz Klammer: Ich versteh die Diskussion nicht. Die Läufer wissen, was sie erwartet. Das ist eben Kitz.
ÖSTERREICH: Kann man die Abfahrt sicherer machen?
Klammer: Man hat ohnehin alles erdenkliche unternommen und gibt so den Läufern das Gefühl einer vermeintlichen Sicherheit. Aber das macht es noch gefährlicher. Weil jeder glaubt: Es kann eh nix passieren, weil die Strecke super präpariert ist und überall Netze gespannt sind. Wenn dann doch etwas passiert, fallen alle aus allen Wolken.
ÖSTERREICH: Wie war das zu Ihrer Zeit?
Klammer: Da war alles viel unruhiger und gefährlicher. Trotzdem war ich mir 1975 meiner Sache zu sicher und dachte: Mir kann nix passieren. Schon hat es mich bei der Schrägfahrt nach der Hausbergkante geschmissen. Mir tat alles weh, aber ich bin ich wieder rauf und im nächsten Training Bestzeit gefahren.
ÖSTERREICH: Was zählt mehr: Ein Sieg in Kitzbühel oder ein Titel bei der WM in Schladming?
Klammer: Kitzbühel ist Kitzbühel, weil die Strecke so schwierig ist – so entstand der Mythos um diesen Ort. Ein WM-Titel lässt sich halt gut vermarkten.