Nach Kritik

FIS geht jetzt auf Schweiz-Boss los: "Unethisches Verhalten"

16.01.2024

Der Streit um den dichten Rennkalender der Alpinen geht vor dem Hahnenkamm-Wochenende in die nächste Runde. 

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Der Schweizer Verbandschef und FIS-Mitglied Urs Lehmann hat mit seiner Kritik an der Saisonplanung den Unmut des Weltverbandes auf sich gezogen. Die FIS rümpft die Nase. „Alle Kalender werden vom FIS Council beschlossen. Der aktuelle Kalender 2023/24 ist einstimmig vom FIS Council, einschließlich Urs Lehmann, genehmigt worden“, teilte der Verband mit. 

Schwere Sturzserie befeuert Renn-Diskussion

Der Stein des Anstoßes waren Lehmanns Äußerungen gegenüber Schweizer Medien: „Man hat ein Limit gesehen, so werden wir es nicht mehr erleben. Man wird jetzt die Lehren daraus ziehen, und die Zukunft wird wahrscheinlich leicht adaptiert aussehen.“ Die schwere Sturzserie am Lauberhorn, wo eine Abfahrt eingeschoben wurde und sich am Ende mit Marco Kohler, Alexis Pinturault und Aleksander Aamodt Kilde drei Fahrer schwer verletzt hatten, befeuerte die Kalender-Diskussion zusätzlich. 

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Die FIS rund um den umstrittenen Präsidenten Johan Eliasch erteilt Lehmann nun eine öffentliche Rüge. Man verurteile ein solches „unethisches Verhalten aufs Schärfste“. Ein Ratsmitglied habe die Pflicht, mit Integrität und im besten Interesse der FIS zu handeln. Die Kommentare würden dem Ruf des FIS-Councils schaden, seien respektlos den Renndirektoren und dem gesamten FIS-Team gegenüber, das harte Arbeit verrichte, um beste Bedingungen zu schaffen. Rumms. 

Rückendeckung von FIS-Renndirektor

Lehmann ist mit seiner Kritik nicht allein. FIS-Renndirektor Markus Waldner wurde sogar noch deutlicher. Für den Südtiroler ist die Häufung von Stürzen auch auf den dichten Terminkalender zurückzuführen. Deshalb will er künftig abgesagte Speed-Rennen nicht mehr an einem anderen Ort nachholen. „In Zukunft sollte man das absolut vermeiden, drei Speed-Events oder nicht mehr machen, weil es wirklich zu heavy ist für einen Großteil des Starterfelds“, sagte er im ORF-Interview nach dem Kilde-Sturz am Samstag. Es sei nicht gut, in einem bereits überladenen Kalender „mit Gewalt etwas reinzupressen“. 

Auch zwei Speed-Events derselben Kategorie an einem Standort, wie sie heuer - ohne Terminverschiebungen - etwa in Kitzbühel, Garmisch-Partenkirchen und Chamonix angesetzt sind, müsse man gut diskutieren. „Das ist nicht gut“, betonte Waldner. Er verwies allerdings auch darauf, dass er den Kalender nicht mehr alleine gestalte. „Da müssen Sie andere Herren fragen. In der oberen Etage“, merkte Waldner an. 

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Weltcup-Kalender von oberster FIS-Stelle, genauer gesagt von Eliasch, entscheidend mitgestaltet wird. 

Lehmann verlor Wahl 2021 gegen Eliasch

Außerdem pikant: Lehmann hatte sich im Juni 2021 der Wahl zum FIS-Präsidenten gestellt, war aber Eliasch unterlegen. Der ÖSV hatte gemeinsam mit der Schweiz, Deutschland und Kroatien die Wahl vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) angefochten. Nach einer Anhörung zogen die Verbände die Berufung gegen die Wahl zurück. 
  

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