Interview

Kröll: "Ziel nie aus den Augen verloren"

14.03.2012

Nach dem Triumph im Abfahrtsweltcup gab Kröll Einblicke in sein Gefühlsleben.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Frage: Schildern Sie bitte das Rennen und Ihre Gefühle.
Kröll: "Es war keine leichte Abfahrt . Denn wenn man an den Weltcup denkt, geht es sicher in die Hose. Ich konnte mich aber ganz in Ruhe vorbereiten, war in einer anderen Hütte als die anderen und auch am Start war es ruhig. Ich wusste am Start gar nichts."

 Frage: Und im Ziel?
Kröll: "Ich habe die meiste Zeit geglaubt, es geht sich nicht mehr aus. Ich wollte mich schon im Schnee eingraben. Es waren nur wenige Minuten, die sind mir aber vorgekommen wie die Ewigkeit. Keiner kannte sich aus, alle haben gerätselt und gerechnet."

Frage: Wie groß war dann die Erleichterung?
Kröll: Riesig. Es ist unglaublich, wenn man sein großes Ziel endlich erreicht hat. Das ist ein Riesen-Glücksgefühl und eine Bestätigung für die harte Arbeit. Ich bin elf Jahre im Weltcup, es war nicht immer eine leichte Zeit. Jetzt ist die Genugtuung umso größer."



Frage: Man hat Ihnen das vielfach schon nicht mehr zugetraut, richtig?
Kröll: "Natürlich kriegt man das mit. Das gehört aber dazu, hat mich auch nicht groß gestört. Ich kann mich und meine Leistung gut einschätzen, habe mein Ziele nie aus den Augen verloren und mich auch skitechnisch immer weiterentwickelt."

Frage: Ist die Freude besonders groß, weil der Abfahrtstitel in Österreich besonders viel wert ist?
Kröll: "Die Abfahrt hat hier einen hohen Stellenwert. Deshalb denke ich, dass sich viele mit mir gefreut haben. Ich bin sehr stolz, für Österreich diesen Titel erreicht zu haben."

Frage: Warum hat es so lange gedauert?
Kröll: "Als ich ins Weltcupteam kam, war die Mannschaft extrem stark. Ich hatte zwar gleich gute Leistungen, bin aber beispielsweise erst mit 26 Jahren in Turin erstmals zu einem Großereignis gekommen. Andere tun das schon mit 20."

Frage: Und wodurch hat sich das dann so positiv geändert?
Kröll: "Es sind mehrere Dinge. Der Schlüssel bei mir war in dieser Saison sicher die Konstanz. Andere haben mehr gewonnen. Im Motorsport gibt es einen Sager, dass man an den schlechten Tagen die Meisterschaft gewinnt. Bei mir war das mit den achten Plätzen der Schlüssel. Zudem hatten wir materialtechnisch alles im Griff. Ich habe in den letzten vier Jahren alle Register gezogen und diese Saison gezeigt, das ich auf allen Strecken schnell sein kann."

Frage: Wie wichtig ist ihnen die Familie?
Kröll: "Es ist immer die volle Freude daheim. Man vergisst das Skifahren schnell, das ist mental sehr wichtig. Ein perfekter Ausgleich. Der 14. März ist seit heute Familienfeiertag, nachdem auch mein Sohn Tim Geburtstag hat."

Frage: Ihre weiteren Ziele?
Kröll: "Die Abfahrtskugel war nicht das einzige Ziel. In einem Jahr ist Heim-Weltmeisterschaft. Die Vorbereitung darauf beginnt im Mai. Viel mehr Druck als heute kann ich auch bei der WM nicht haben. Auch so gesehen war es also eine gute Generalprobe. Mit dem heutigem Tag kann mich nicht mehr viel erschüttern."
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel