Ski-Ass so offen wie nie
Marcel Hirscher: "Ich will kein Held sein"
28.10.2016
Sport-Champion Hirscher spricht im großen oe24TV-Interview über sein Leben.
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Am Morgen nach der triumphalen Kür zum „Sportler des Jahres 2016“ stellte sich unser Ski-Superstar den Fragen von Herausgeber Wolfgang Fellner und Katrin Lampe. Hirscher über seine Karriere und den beinharten Weg an die eiskalte Weltspitze.
ÖSTERREICH: Marcel, der „Sportler des Jahres“ ist ein Nationalheld. Startest du für Österreich oder nur für das Team Hirscher und für dich?
Marcel Hirscher: Ich starte für beide Seiten. Wenn es Seiten sind. Natürlich fahre ich für Österreich, aber es ist nicht der klassische Mannschaftssport wie im Fußball. Ich selbst fühle mich nicht so als Nationalheld. Heldentum ist für mich nicht so naheliegend. Ich mache meinen Job so gut, wie es geht. Und wie man sieht, funktioniert es in den letzten Jahren recht gut.
ÖSTERREICH: Bekommst du noch Gänsehaut beim Abspielen der Nationalhymne?
Hirscher: Letztes Jahr bei der WM in den USA war es schon etwas ganz Tolles, da zu stehen und die Hymne zu hören.
ÖSTERREICH: Jeder erwartet den sechsten Gesamtweltcupsieg von dir.
Hirscher: Irgendwann wird es die Enttäuschungen geben, irgendwann geht das alles nicht mehr. Da braucht man nichts schönzureden.
ÖSTERREICH: Wie ist das mit der Nervosität vor den Rennen? Kannst du das ausblenden oder bist du gar nicht mehr nervös?
Hirscher: Ich bin voll nervös. Vor allem, wenn es das erste Rennen der Saison ist. Eigentlich versuche ich, die Nervosität zu nützen. Die Kraft, die freigesetzt wird, wenn man unter Druck steht, die kann man sehr gut als Treibstoff verwenden.
ÖSTERREICH: Fährst du entspannter als früher?
Hirscher: Ich glaube, der Ehrgeiz ist weniger, die Aggressivität aber mehr.
ÖSTERREICH: Wie groß ist die Angst vor Verletzungen?
Hirscher: Die hält sich in Grenzen. Man behält im Hinterkopf, dass es sein kann. Bis jetzt hatte ich aber ein Riesenglück. Ich bin pumperlgsund, das ist der Grund, warum es in den letzten Jahren bei mir so gut funktioniert hat.
ÖSTERREICH: Ist es mehr Veranlagung oder Training?
Hirscher: Glück alleine reicht nicht. Veranlagung auch nicht, weil da brauchst du das Glück. Und nur Training ist auch zu wenig. Ich glaube schon, dass ich eine sehr gute Veranlagung habe. Es gibt aber mehrere Talente wie mich, die halt permanent verletzt waren.
ÖSTERREICH: Wie muss man sich deine Vorbereitung auf die Saison vorstellen?
Hirscher: Gas geben. Wenn du dabei sein willst, musst du fit sein, du musst deinen Körper an die Grenzen bringen, schon im Sommer, weil im Winter damit zu beginnen, ist zu spät. Es kann sein, dass ich nach einem Workout komplett vernichtet bin, dass ich eine Woche Muskelkater habe.
ÖSTERREICH: Wie viel Zeit verwendest du für Ski-Tests?
Hirscher: 99 Prozent vom Training. Grundvoraussetzung ist, dass man mal Ski fahren und mit den Drucksituationen umgehen kann. Das Material hilft dir dabei.