Der Adler könnte für einen einzigartigen ÖSV-Hattrick sorgen.
Auf jener Tournee-Schanze, auf der Österreichs Skispringer mit bisher 19 Erfolgen die meisten Tagessiege gefeiert haben, wird am Donnerstag die 59. Vierschanzen-Tournee entschieden. Thomas Morgenstern hat in Bischofshofen ausgezeichnete Chancen, einen bisher einzigartigen Hattrick zu schaffen und nach Wolfgang Loitzl und Andreas Kofler für den dritten österreichischen Sieg vom dritten Athleten en suite zu sorgen. Bisher hat überhaupt nur ein Springer den Hattrick geschafft, der Norweger Björn Wirkola in den Jahren 1966/67, 67/68 und 68/69.
Lob für Morgenstern
27,3 Punkte Vorsprung auf Simon Ammann, was ungefähr 15 Metern entspricht, ausgezeichnete Form und eine große innere Ruhe zeichnen Morgenstern aus. "Morgenstern ist meiner Meinung nach durch, der könnte ja einen Durchgang rodeln", meinte DSV-Bundestrainer Werner Schuster. Auch die Sprungkollegen des derzeitigen Überfliegers, allen voran Ammann, glauben, dass die Tournee bereits entschieden ist.
Doch der sechsfache Saisonsieger selbst bleibt gelassen. "Die Tournee ist entschieden, wenn der achte Sprung, oder in dem Fall der siebente Sprung, herunten ist. Vorher kann sehr viel passieren. Es fühlt sich gut an, den Vorsprung zu haben. Wenn ich es durchziehen sollte, wäre ich sehr stolz drauf", sagte Morgenstern.
Keine Angst vor Trauma
Selbst für den Fall, dass es doch nichts mit seinem ersten Tournee-Gesamtsieg werden sollte, scheint der 24-jährige Kärntner vorbereitet. "Sollte der Traum doch noch platzen, geht die Welt auch nicht unter. Ich blicke trotzdem auf eine sehr erfolgreiche Tournee und auch Saison mittlerweile zurück. Nicht nur, was die Ergebnisse betrifft, sondern auch was die Arbeit und meine Einstellung betrifft."
Der Blick in die Statistiklisten untermauert Morgensterns Favoritenstellung auf eine andere Weise: Seit 1972/73 hat es bisher nur fünf Tourneen gegeben, bei denen der Leader nach drei Springen nicht gewonnen hat. Zuletzt war dies 1999, als Janne Ahonen dem nunmehr 20-fachen Tournee-Starter Noriaki Kasai noch den Sieg entrissen hat. In allen fünf Fällen hatte allerdings keiner der Führenden so viel Vorsprung wie Morgenstern.
Pointner zufrieden
Cheftrainer Alexander Pointner zeigte sich nicht nur mit Morgenstern, sondern mit der gesamten Mannschaft sehr zufrieden. Auch nach dem umstrittenen Neujahrsspringen hat man die Niederlage mit Würde genommen. "Gerade nach Garmisch, dem turbulenten Springen, nach dem Sieg von Simon Ammann, der dort einen sehr guten Sprung gezeigt hat, hat sich keiner meiner Athleten zu verbalen Umschlägen hinreißen lassen. Jeder hat sich sein eigenes Bild machen können, es ist dann auch nicht ausgeholt worden zu verbalen Heldentaten", sagte der gebürtige Oberösterreicher.
In Innsbruck seien die Fakten beim Wettkampf auf den Tisch gekommen und die "vom Winde verweht" gewordenen Athleten wieder in einen stabilen Gleitflug geraten. "Wir werden genauso weiterarbeiten. Wir haben einen Vorsprung, der uns ruhiger schlafen lässt, aber sonst sehen wir Bischofshofen als Einzel-Wettkampf", versprach Pointner.
Schlieri will von Tief profitieren
Am Ruhetag waren Andreas Kofler und Gregor Schlierenzauer noch nicht im Quartier "Berghof" in St. Johann. Schlierenzauer setzt seine Physiotherapie nach dem Sturz vom 13.12. fort, ist aber in Bischofshofen wieder am Start. Für den 20-jährigen Tiroler war die Rückkehr auf den Bergisel mit Platz 18 nach seinem Sieg vor Jahresfrist kein Honiglecken. Schlierenzauer war nach dem Mitfreuen mit Morgenstern doch auch sehr traurig. "Wir tun alles, um ihn auf allen Ebenen zu unterstützen. Gewisse Erfahrungen muss er einfach selbst machen. Die Erfahrung gestern geht sehr stark unter die Haut", erklärte Pointner.
In einer sehr kurzen Zeit hat Schlierenzauer, der bald erst 21 Jahre jung wird, aber schon 32 Weltcupsiege in der Tasche hat, sehr viele Erfahrungen gemacht. "Auch Thomas ist nicht immer ganz oben gestanden", so Pointner. Grundsätzlich werde auch Schlierenzauer von diesem Tief einmal profitieren können, ist er überzeugt.