Morgenstern "will nur Spaß haben"

Keiner kann ihm derzeit das Wasser reichen. Superadler Thomas Morgenstern dominiert den Weltcup, hat mit 605 Punkten schon 125 Zähler Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Andreas Kofler. Am Wochenende in Engelberg landete er in zwei Springen zwei Siege und einen zweiten Platz.

Er ist der Top-Favorit auf den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee. Doch der coolste Thomas Morgenstern aller Zeiten überrascht alle, wenn er sagt: Er will die Tournee gar nicht um jeden Preis gewinnen – sondern einfach nur Spaß haben.

ÖSTERREICH: Sie haben zuerst vier Siege in Folge geholt, zuletzt waren sie Zweiter. Sind Sie in der Form Ihres Lebens?
Thomas Morgenstern: Schwer zu sagen. Skispringen macht irrsinnig viel Spaß momentan. Jeder Sprung, jeder Wettkampf ist zum Genießen. Da steht das Ergebnis im Hintergrund. Ich habe oft genug probiert, mit dem Messer zwischen den Zähnen zu springen. Das klappt nicht. Aber wenn man in so einem Flow-Gefühl drinnen ist, hat man Spaß. Das mache ich momentan. Wenn das Ergebnis auch noch stimmt, ist das Wahnsinn.

ÖSTERREICH: Was ist jetzt anders als in den letzten zwei Saisonen, wie ist die Blockade aufgegangen?
Morgenstern: Ich habe den Kopf nicht hängen lassen, ich habe weiterkämpft. Ich habe meine Technik, mein Kraftpotenzial und meine Persönlichkeit, den Menschen Thomas Morgenstern, weiterentwickelt. Ich bin auf einem guten Weg.

ÖSTERREICH: Was mussten Sie ändern?
Morgenstern: Ich habe nicht viel geändert. Ich habe meine Lehren gezogen. Ich denke nicht mehr so ergebnisorientiert. Man spürt doch viel Druck von allen Seiten, merkt dass man nach Ergebnissen beurteilt wird. Mein Ziel war, den Grund, warum ich Skispringer geworden bin – weil es mir einfach Spaß gemacht hat in der Kindheit – wieder zu spüren.

ÖSTERREICH: Sie kommen als Gesamtweltcupführer zur Vierschanzentournee, haben sie aber noch nie gewonnen. Ist das Ihr großes Ziel?
Morgenstern: Nein. (lacht) Mein Ziel ist es einfach, gute Sprünge zu zeigen und Spaß zu haben.