Riesentorlauf in Adelboden
Neureuther siegt - Hirscher auf Platz 3
10.01.2014
Erster deutscher Riesentorlaufsieg bei Herren seit 40 Jahren.
Felix Neureuther hat am Samstag in Adelboden deutsche Skigeschichte geschrieben. Der 29-Jährige feierte auf dem Chuenisbärgli den ersten Riesentorlauf-Sieg eines Deutschen seit 2. März 1973. Neureuther gewann vor 29.500 Zuschauern knapp vor dem Franzosen Thomas Fanara (+0,10 Sekunden) und dem Salzburger Marcel Hirscher (0,19). Titelverteidiger Ted Ligety aus den USA schied aus.
Nur fünf Tage nach seinem Triumph im Bormio-Slalom legte Neureuther trotz einer Daumenverletzung den siebenten Weltcup-Sieg seiner Karriere nach und überholte damit auch seinen Papa Christian (sechs Siege). Den bis Samstag einzigen deutschen Riesentorlauf-Erfolg der Geschichte hatte Max Rieger vor fast 41 Jahren in Mont St. Anne (Kanada) eingefahren.
Deutsche Skigeschichte
"Das ist das Ergebnis von extrem harter Arbeit", jubelte Neureuther, der sich mit einem entfesselten zweiten Lauf vom siebenten auf den ersten Rang katapultierte. "Vor zwei, drei Jahren hätte ich von einem Sieg im Riesentorlauf nicht einmal zu träumen gewagt." Angesprochen auf den lange zurückliegenden Sieg seines Landsmanns Rieger meinte der Bayer: "Das ist sehr krass. Damals war ich noch lange nicht geplant. Insofern ist das heute schon gewaltig."
Ex aequo mit Armin Bittner ist Neureuther nun hinter Markus Wasmeier (neun Siege) der zweiterfolgreichste Deutsche der Weltcup-Historie. Hirscher landete zum achten Mal in Serie in einem Weltcup-Riesentorlauf auf dem Podest. Gleichzeitig baute Hirscher seine Führung im Riesentorlauf-Weltcup auf 75 Punkte aus und verkürzte den Rückstand im Gesamt-Weltcup auf den Norweger Aksel Lund Svindal auf 77 Zähler.
Und das, obwohl die warmen Temperaturen und die extrem weiche Piste seinem Fahrstil und seiner extremen Innenlage alles andere als entgegenkommen. "Mein Fahrstil ist bei solchen Bedingungen nicht der schnellste, selber schuld. Ich bekomme da einfach zu wenig Gegendruck", berichtete Hirscher.
Keine Ausreden
An Ausreden war der 24-Jährige nicht interessiert. "Egal ob es hart, weich oder eisig ist, der beste Skifahrer gewinnt. Felix war mit einem Zug unterwegs, wie wenn es pickelhart gewesen wäre. Er ist richtig gut gefahren." Zwischen den beiden Durchgängen hatte Hirscher noch einmal sein Setup nachjustiert, für den Slalom am Sonntag hat er aber nur einen Wunsch: "Ich hoffe, die Organisatoren wirken mit einer Salzpräparation ein."
Der dreifache Adelboden-Sieger Raich pumpte sich aufgrund seiner Rückenprobleme mit Schmerztabletten voll und biss die Zähne zusammen. Der 35-jährige Tiroler konnte zwar nicht gewünscht Spannung aufbauen, kämpfte sich aber tapfer auf Rang zehn.
"Ich habe gekämpft und bin gar nicht so schlecht gefahren. Viel Spaß macht das so aber nicht", resümierte Raich, der noch offen ließ, ob er am Sonntag im Slalom an den Start gehen wird. "Ich weiß noch nicht, ob ich im Slalom starte. Ich werde mich heute noch behandeln lassen und dann schauen, wie es mir morgen geht."
Keine Freude bei Schörghofer
Aus anderen Gründe kam bei Schörghofer keine echte Freude auf. Der im ÖSV-Training stets schnelle Salzburger schaffte auch in Adelboden keine Fahrt ohne gröberen Schnitzer und musste sich mit Platz 20 zufriedengeben. "Das ist nicht das, für das ich trainiere. Ich will aufs Stockerl, dafür fahre ich Ski", meinte der 30-Jährige, der aber auch Positives mitnahm: "Das Wichtigste ist, dass ich schnell bin."
Der Verzweiflung nahe war Marcel Mathis. Der 22-Jährige verpasste als 37. das Finale um 0,43 Sekunden und muss nun um Olympia in Sotschi bangen. "Im Training passt es. Und im Rennen fahr' ich wieder wie ein Vollidiot da runter", schäumte Mathis vor Wut. "Ich weiß nicht, was los ist. Da ist einfach der Hund drinnen", meinte der Vorarlberger zerknittert.
ÖSV-Herren-Cheftrainer Mathias Berthold tendiert dahin, anstelle von Mathis einen weiteren Speed-Piloten ins Aufgebot zu nehmen. Neben Hirscher, Raich und Schörghofer könnten dann etwa Matthias Mayer oder Hannes Reichelt vierter Mann im Olympia-Riesentorlauf sein.
Gleich dreimal das Chuenisbärgli im Renntempo bezwungen hat am Samstag der Norweger Henrik Kristoffersen. Ein verirrter Pistenarbeiter kreuzte im Finish des ersten Durchgangs den Weg des 19-Jährigen. Der Zwischenfall ging glimpflich aus, Kristoffersen durfte noch einmal starten und beendete das Rennen auf Platz 13. Als einziger der Schweizer Hausherren kam Carlo Janka als 20. in die Punkteränge.
Riesentorlauf in Adelboden
1. | Felix Neureuther (5) |
|
02:34.60 |
2. | Thomas Fanara (1) |
|
+00.10 |
3. | Marcel Hirscher (4) |
|
+00.19 |
4. | Alexis Pinturault (6) |
|
+00.32 |
5. | Leif Kristian Haugen (18) |
|
+01.24 |
6. | Manfred Mölgg (2) |
|
+01.36 |
7. | Davide Simoncelli (8) |
|
+01.40 |
8. | Mathieu Faivre (12) |
|
+01.42 |
9. | Roberto Nani (21) |
|
+01.72 |
10. | Benjamin Raich (9) |
|
+01.78 |