Die Festnahme von Walter Mayer ist nur der vorläufige Höhepunkt einer zuletzt unrühmlichen Doping-Geschichte Österreichs.
Der Name Walter Mayer taucht seit sieben Jahren immer wieder in Zusammenhang mit Doping-Skandalen auf. Der als Trainer höchst erfolgreiche Ex-Langläufer war sowohl bei den Olympischen Winterspielen 2002 als auch vier Jahre später in Turin eine zentrale Figur rund um bewiesene Manipulationspraktiken. Die Festnahme des Steirers infolge der Ermittlungen gegen einen österreichischen Radprofi stellt einen weiteren traurigen Höhepunkt in einer Reihe von prominenten Dopingfällen dar, die die österreichische Sportwelt nicht zur Ruhe kommen lassen.
Etliche Doping-Affären
Der tiefe Fall des vermeintlichen
Tour-de-France-Helden Bernhard Kohl, die Affäre um den Wiener Arzt Andreas
Zoubek, Ermittlungen wegen Blutdopings von angeblich mehr als 30 Sportlern
in der Wiener Plasmapherese-Station Humanplasma und Dopingsperren gegen
Susanne Pumper, Lisa Hütthaler und weitere heimische Spitzensportler waren
die Doping-Hiobsbotschaften in jüngster Zeit.
Doping-Gesetz verschärft
Der Skandal von Turin hatte zur
Folge gehabt, dass das Anti-Doping-Gesetz im August 2008 verschärft und ein
strafrechtliches Vorgehen gegen Hintermänner möglich gemacht wurde. In der
vergangenen Woche stießen die Ermittler der mit Jahresbeginn beim
Bundeskriminalamt eingerichteten Sonderkommission gegen
Doping-Verdachtsfälle weiter in den "Sumpf" vor. Die Gesetzes-Verschärfungen
könnten nun in der jüngsten Affäre dem Radprofi K. und einem Wiener
Apotheker, über die die Untersuchungshaft verhängt wurde, sowie Mayer, bei
dem ebenfalls der Verdacht der Weitergabe von Dopingsubstanzen besteht,
sogar Haftstrafen einbringen. Dopende Sportler müssen nicht mit
strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.
Mayer war nach dem Fund von zur Blutmanipulation benutzten Gerätschaften bei den Winterspielen in Salt Lake City 2002 vom IOC gesperrt worden. Vier Jahre später in Turin führten die italienischen Behörden, ausgelöst nach Hinweisen über die Anwesenheit Mayers, in den Quartieren der ÖSV-Langläufer und Biathleten Razzien durch, fanden dort neuerlich Doping-Utensilien und verbotene Substanzen. Mayer, der sich ohne Akkreditierung in Turin aufhielt, setzte zur Flucht an und raste in Kärnten in selbstmörderischer Absicht in eine Straßensperre der Polizei.
Olympia-Ausschlüsse
Olympia-Ausschlüsse von Sportlern,
Ärzten und Funktionären durch das IOC, hohe Geldstrafen, Dopingsperren und
Rücktritte von hohen Funktionären waren die Folge der Turin-Causa. Unter
Mayers Führung hatten die ÖSV-Langläufer unter anderem bei der WM 1999
sensationell Staffel-Gold und weitere drei Einzelmedaillen geholt, Christian
Hoffmann und Michail Botwinow hatten 2002 Olympia-Gold und -Silber über 30
km gewonnen.
Ermittlungen ohne Erfolg
Im Zuge der Ermittlungen nach Turin
stieß eine Kommission des ÖSV auf das Humanplasma-Institut. Im Februar 2008
tauchte eine anonyme Anzeige auf, die drei Mediziner bezichtigte, bei 31 in-
und ausländischen Spitzensportlern in Wien und Linz seit dem Jahr 2000
Blutdoping durchgeführt zu haben. Die Ermittlungen sind seit Dezember
abgeschlossen, mögliche Anklageerhebungen gegen die Mediziner gibt es bis
zum heutigen Tag nicht.
Leichtathleten in der Doping-Falle
Die österreichische
Leichtathletik produzierte in jüngster ebenfalls zwei prominente
Dopingfälle. Hürdensprinter Elmar Lichtenegger stolperte im Herbst 2007 zum
zweiten Mal nach 2003 über eine Dopingkontrolle und wurde daraufhin
lebenslang gesperrt. Pumper wurde im Frühling 2008 zweimal positiv auf EPO
getestet, auch Triathletin Hütthaler wurde die Einnahme des
Blutdopingmittels nachgewiesen. Hütthaler ist wegen eines mutmaßlichen
Bestechungsversuches im Dopinganalyse-Labor Seibersdorf zusätzlich mit einer
strafrechtlichen Anzeige konfrontiert. Eine mögliche Anklageerhebung in
diesem Fall gibt es bis zum heutigen Tag nicht.
Anschuldigungen gegen Kinderkrebsarzt
Im Herbst 2008 bestätigten
sich seit längerem kursierende Gerüchte, dass der Wiener Kinderkrebsarzt
Zoubek ebenfalls eine gewichtige Rolle bei zweifelhaften
Manipulationspraktiken spielen soll. Mehrere Athleten beschuldigten den
mittlerweile von seinem Arbeitgeber, dem St. Anna Kinderspital, entlassenen
Arzt, EPO weitergegeben zu haben. Die Erhebungen in diesem Fall, in den auch
Hütthalter verwickelt ist, sind noch nicht abgeschlossen. Die
Zoubek-Ermittlungen führten die Behörden auf die Fährte des inhaftierten
Radprofis K. und Mayer.
Doping-"Promi" Kohl
Radprofi Kohl hatte im Juli 2008
mit Rang drei und dem Gewinn des Bergtrikots bei der Tour de France für den
vermeintlich größten Erfolg in der österreichischen Radsport-Geschichte
gesorgt. Dem Niederösterreicher wurde jedoch nachträglich die Einnahme eine
EPO-Derivates nachgewiesen. Kohl gestand Doping, verweigerte aber jede
Aussage dazu, von welchem Mediziner er das rezeptpflichtige und etwa zur
Behandlung von Blutarmut eingesetzte Präparat erhalten hatte. Dem Mediziner
hätte strafrechtliche Verfolgung gedroht.