Skifliegen
Österreicher sagen Ammann den Kampf an
17.03.2010
ÖSV-Trainer Pointner nominierte sechs Adler für das Flug-Event.
In Planica klingt am Wochenende die Saison der Skispringer mit der Weltmeisterschaft im Skifliegen aus. Die Österreicher sind beim späten Saisonhighlight auf der Weltrekordschanze angeführt von Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer einmal mehr heiße Anwärter auf Medaillen im Einzelbewerb (Freitag und Samstag) und in der Mannschaftskonkurrenz (Sonntag). Um im Einzel, das in vier Durchgängen entschieden wird, ganz oben stehen zu können, müssen die ÖSV-Adler allerdings den Höhenflug von Simon Ammann stoppen.
Schweizer Höhenflieger
Der Schweizer hat nach seinen zwei
Olympia-Goldenen alle vier Weltcupbewerbe und somit den Gesamt-Weltcup
gewonnen und will mit dem Skiflug-Titel, der in seiner Sammlung noch fehlt,
seine persönliche Traumsaison erfolgreich abschließen. Ammann hat allerdings
auf Flugschanzen noch keinen Sieg gefeiert, sein bestes WM-Ergebnis ist ein
fünfter Platz. Das weiß auch ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner. "Sicherlich
ist Ammann der Favorit, aber beim Skifliegen werden die Karten wieder neu
gemischt. Ammann weiß, dass unsere Athleten an die Grenzen gehen werden. Wir
springen um den WM-Titel mit", betonte Pointner im Gespräch mit der APA.
Schlieri optimistisch
Schlierenzauer will den Winter doch noch
mit einem Einzeltitel abschließen, nachdem er Olympia-Gold, den
Vierschanzentourneesieg und die Weltcupgesamtwertungen im Springen und
Fliegen verpasst hat. "Vieles hat sehr gut funktioniert, ein paar Dinge sind
leider nicht ganz nach Plan verlaufen. In den letzten Tagen haben wir noch
einmal die Weichen Richtung Planica gestellt, ich bin zuversichtlich, dass
ich dort noch einiges von meinem Können zeigen kann", gab sich der
20-Jährige trotz den für seine Maßstäbe wenig berauschenden Weltcupplätzen
4, 11, 2 und 12 bei der Nordland-Tournee optimistisch.
Skiflieger
Grund dazu hat er allemal, denn seine Bilanz auf
Flugschanzen ist fantastisch. Der Titelverteidiger hat sieben von elf
bestrittenen Weltcup-Skiflugbewerben und gleich seine WM-Premiere 2008 in
Oberstdorf gewonnen. "Ammann hat einen unglaublichen Lauf, aber Gregor ist
nach seiner Krankheit wieder fit. Er konnte Ammann auch schon in Lillehammer
Paroli bieten und gehört zum Kreis, der um den WM-Titel mitspringt", meinte
Pointner zu den Chancen des zweifachen Olympia-Dritten. Im Vorjahr
verzeichnete Schlierenzauer auf der Letalnica-Schanze beim
Weltcupsaisonfinale einen Sieg und Platz fünf.
Koch glaubt an sich
Daneben zählen aus dem ÖSV-Lager auch
Vizeweltmeister Martin Koch und die Mannschaftsolympiasieger Thomas
Morgenstern und Andreas Kofler zu den Anwärtern auf Stockerlplätze. "Auch
Koch, Morgenstern und Kofler werden ihre Skiflugqualitäten ausspielen",
versprach Pointner. Auch WM-Neuling David Zauner macht sich nach starken
Auftritten in Skandinavien berechtigte Hoffnungen auf ein Spitzenergebnis.
Olympia-Ersatzmann Koch hat sich für seinen Saisonhöhepunkt ein hohes Ziel gesetzt. "Ich möchte unbedingt eine Einzelmedaille erreichen. Der Leistungsaufbau in diese Richtung passt auf jeden Fall. Ich bin jetzt richtig gut in Form", meinte der Kärntner. In den drei Flugkonkurrenzen der Saison erreichte er die Ränge drei, vier und fünf. Auch Team-Olympiasieger Kofler, beim Weltcupfinale in Oslo mit Schanzenrekord Dritter, will nach seinem Vierschanzentournee-Triumph auch in Planica wieder mitmischen. "Diese Saison war für mich eine ganz besondere und nun folgt mit der Skiflug-WM noch das i-Tüpfelchen", bekräftigte der Tiroler.
Andere Favoriten
Weitere WM-Mitfavoriten sind der zweifache
Olympiazweite Adam Malysz (POL) und die Norweger um Weltrekordmann Björn
Einar Romören (NOR), der vor fünf Jahren in Planica auf die Rekordmarke von
239 m segelte. Auch Lokalmatador Robert Kranjec, der heuer mit einem Sieg
und zwei zweiten Plätzen überraschend die Skiflug-Weltcupwertung vor
Schlierenzauer gewonnen hat, ist ein Kandidat für Edelmetall.
Im Teambewerb ist Österreich Titelverteidiger, das Quartett Schlierenzauer, Koch, Morgenstern und Kofler holte vor zwei Jahren in Oberstdorf überlegen vor Finnland und Norwegen Gold. Im Vorjahr reichte es für die ÖSV-Mannschaft in Planica nur zu Weltcuprang vier.
Am Donnerstag (11.00) stand in Planica die Qualifikation auf dem Programm. Durch Titelverteidiger Schlierenzauer ergibt sich im Einzel ein zusätzlicher fünfter Startplatz. Aus dem nominierten ÖSV-Sextett sind wohl Zauner und Wolfgang Loitzl die Wackelkandidaten. Bei der WM kommt erneut das umstrittene neue Reglement zur Anwendung. Demnach ist bei einer Verkürzung oder Verlängerung des Anlaufs kein Neustart notwendig, da die Differenzen durch eine mathematische Formel ausgeglichen werden. Auch unterschiedliche Windverhältnisse werden rechnerisch kompensiert.