Hannes Reichelt und Benni Raich waren in Hinterstoder eine Klasse für sich.
Hannes Reichelt hat den Druck der WM-Qualifikation am Samstag in Hinterstoder perfekt in Geschwindigkeit umgewandelt. Der Salzburger gewann den technisch höchst anspruchsvollen Super-G und sprang damit quasi in letzter Minute auf den Zug Richtung WM in Garmisch-Partenkirchen. Der Tiroler Benjamin Raich machte als Zweiter den Doppelsieg des durch Verletzungen stark dezimierten ÖSV-Teams perfekt. Rang drei ging vor 23.500 begeisterten Zuschauern bei strahlendem Sonnenschein an den US-Amerikaner Bode Miller.
Kampf um WM-Tickets
Raich und Reichelt haben damit (mit höchster Wahrscheinlichkeit) den Aufstellungspoker für den ersten Herren-Bewerb der WM beendet. Denn das Quartett für den Super-G am Mittwoch sollte aus Michael Walchhofer (am Samstag 13.), Romed Baumann (15.), Reichelt und Raich bestehen. Auch wenn Herren-Cheftrainer Mathias Berthold das Team offiziell noch nicht bekanntgegeben hat.
Klaus Kröll kämpfte sich auf dem riesentorlaufähnlichen Kurs auf der Hannes-Trinkl-Strecke zwar auf Rang zwölf, das wird für den WM-Super-G aber zu wenig sein. Stephan Görgl, der sich ebenfalls noch leise Hoffnungen hatte machen dürfen, musste aufgrund von Rückenproblemen auf das Rennen verzichten. Der Kroate Ivica Kostelic baute mit Rang fünf seine Führung im Gesamt-Weltcup weiter aus.
Reichelt. "Traumhaft"
Reichelt feierte den fünften Weltcup-Sieg seiner Karriere, den ersten auf österreichischem Schnee. "Es ist traumhaft, vor so einer Kulisse in Österreich zu gewinnen. Heute hat keiner mit mir gerechnet, auch ich habe maximal an ein Top-Fünf-Ergebnis geglaubt. Der Sieg verwundert mich selbst", erklärte der 30-jährige. Der Super-G-Weltcup-Sieger 2007/08 ließ sich durch die offene Situation im WM-Rennen ganz und gar nicht entnerven.
"Wenn du dich hineinsteigerst, dann geht's meistens in die Hose", sagte Reichelt, der die Konkurrenz vor allem dank der perfekten Ausfahrt aus dem sogenannten Kanonenrohr in Schach hielt. Auch Raich war einer jener Läufer, dem der sehr drehend gesetzte Lauf zugutekam. "Meine Leistung heute war sehr zufriedenstellend. Aber ich war auch auf anderen Super-Gs wie in Gröden sehr schnell", stellte Raich klar, dass er sich das WM-Ticket seiner Ansicht nach redlich verdient hat.
Walchi und Kröll unzufrieden
Speed-Asse wie Walchhofer oder Kröll waren von der Kurssetzung des Norwegen-Trainers Ulf Emilsson deutlich weniger begeistert. "Ich dachte, der Riesentorlauf ist erst am Sonntag", meinte Walchhofer nach dem letzten Rennen seiner Karriere auf österreichischem Boden. "Schade um den schönen Hang. Aber ich hab' mich ins Ziel gekämpft und bin mit dem Ergebnis sehr glücklich", sagte Walchhofer, der vom Rundherum in Oberösterreich begeistert war. "Ein geniales Rennen, Hinterstoder sollte es noch öfter im Weltcup geben."
Das wäre natürlich auch ganz im Sinn von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel, seines Zeichens Boss der Hinterstoder-Bergbahnen. "Wenn man sich diese Zuschauermassen anschaut, kann man sagen, dass das eines der attraktivsten Rennen des Weltcups ist. Das sollte man für die Zukunft berücksichtigen", betonte Schröcksnadel, der sich aber klarerweise über den Doppelsieg auch aufgrund der nahenden WM freute.
"Ich bin sehr glücklich, dass unsere Läufer vor der WM so aufgezeigt haben. Die Nachrichten, dass es dem Hans Grugger wieder bessergeht, haben die Stimmung im Team auch stark gehoben", berichtete Schröcksnadel. Genau das bestätigte auch Kröll: "Die guten Nachrichten aus dem Krankenhaus sind sehr beruhigend. Jetzt können wir uns wieder besser auf unseren Job konzentrieren."