In der Geschichte des ÖSV hat es keinen erfolgreicheren Springer-Boss als Alex-Pointner gegeben: Mit seinen Adlern hat er alles abgeräumt.
Mit dem Einzel-WM-Gold und -Silber am vergangenen Sonntag durch Wolfgang Loitzl und Gregor Schlierenzauer kann Alexander Pointner auch den letzten Posten auf seiner "noch zu erledigen"-Liste abhaken. Seit 2004 ist der 38-jährige Tiroler, der in Grieskirchen (OÖ) geboren wurde, Cheftrainer eines Teams, dass unter seiner Führung alles gewonnen hat, was man nur gewinnen kann.
Tournee, Olympia, Weltcup, WM
Vor dieser Saison hatten dem
akribischen Tüftler nur noch zwei Dinge gefehlt: Ein Sieg bei der
Vierschanzen-Tournee sowie Einzel-Gold bei Nordischen Weltmeisterschaften,
beides durch Spätstarter Wolfgang Loitzl. Davor hat Pointners Mannschaft
u.a. vier Mal in Folge den Nationencup gewonnen, stellte mit Thomas
Morgenstern den Olympiasieger von der Großschanze und den aktuellen
Weltcup-Gesamtsieger, den Team-Olympiasieger, drei Team-Weltmeister-Titel
sowie im Vorjahr auch Einzel-Gold (Gregor Schlierenzauer) und Team-Gold von
der Skiflugschanze.
Kein Ausruhen
"Ich habe mit Sonntag von der sportlichen Seite mit
der Mannschaft alles erreicht. Meine ersten Gedanken waren, was für eine
tolle Mannschaft. Wie die Athleten und das gesamte Betreuerteam gearbeitet
haben. Die haben mir das alles ermöglicht", sagte Pointner, um schon im
nächsten Atemzug von der nächsten Aufgabe zu sprechen. Auf Lorbeeren
ausruhen, dass ist nicht die Sache von Alex Pointner, der seit 1995 als
Trainer tätig ist und sich zunächst unter dem zu früh verstorbenen Alois
Lipburger und danach unter Toni Innauer als Co-Trainer erste Sporen
verdiente.
Hochgearbeitet
Danach baute er zwei Jahre lang als Chef der
Trainingsgruppe II spätere Nationalteamspringer auf, ehe ihn der Nordische
Direktor Innauer 2004 zum Cheftrainer der Nationalmannschaft machte.
Lob von Innauer
Bei der Medaillenfeier am vergangenen Sonntag im
Österreicher-Quartier hatte Innauer Pointner als bisher erfolgreichsten
Skisprung-Trainer gelobt. Und das obwohl auch er selbst sehr erfolgreich
diesen Posten bekleidet hatte. "Ich bin so gut aufgelegt, da muss das gesagt
werden", scherzte Innauer damals, der freilich um die Qualitäten seines
"Goldschmieds" bestens Bescheid weiß.
Vertrag bis nach Olympia
2010, also nach den Olympischen Spielen,
läuft Pointners Vertrag mit dem ÖSV aus - wie auch jener von u.a. Innauer.
"Nach den Olympischen Spielen ist eine ganz entscheidende Phase, nicht was
mich persönlich betrifft. Es sind viele gute Leute, die im ÖSV arbeiten und
es ist ganz wichtig, dass nicht alle sagen, danke das war's. Das wäre
gefährlich für den Sprungsport und den ÖSV", meinte Pointner, der aber nicht
näher verraten wollte, ob er weitermachen will.
Zweites Standbein
Unabhängig von seiner Zukunft im Skiverband
baut sich "Pointex", wie er auch genannt wird, mit seiner Frau Angela ein
zweites Standbein auf. Basierend auf einem bei den ÖSV-Springern
praktizierten Stress-Abbau-Programm aus Deutschland, der
Audio-visuellen-Wahrnehmungsförderung (AVWF) will sie künftig Kindern mit
Lernschwächen, Schlafproblemen und ähnlichem helfen.
"Angie hat mich sehr unterstützt und mit vier Kindern ist das alles nicht so einfach. Sie hat die Volksschullehrerausbildung gemacht und auch Pädagogik studiert. Es ist nicht richtig, dass ich immer auf der Erfolgswelle dahinschwimme und andere müssen immer Abstriche machen. Sie hat großen Anteil, wie ich mich entwickelt habe", sagte Pointner.
Daher soll nun auch seine Frau die Möglichkeit haben, sich zu entfalten. Ein Umbau im eigenen Haus in Innsbruck erfolgt gerade, Ende April/Anfang Mai soll das Projekt zunächst einmal langsam starten.