Skispringen
Pointner: "Neid muss man sich erarbeiten"
04.03.2009
Erfolgscoach setzt sich im ÖSV für Gleichstellung der Adler mit den Alpinen ein. Verstärkte Medienpräsenz soll dabei helfen.
Dem langjährigen Skisprung-Fan fällt es auf: Österreichs Skispringer werden seit einiger Zeit anders vermarktet. Sowohl die Werbespots einer österreichischen Bank, als auch die Präsenz von Cheftrainer Alexander Pointner erhöht den Bekanntheitsgrad der so erfolgreichen ÖSV-Adler zusätzlich. So hat die Analyse von Pointner nach jedem WM-Sprung seiner Schützlinge live im ORF durchaus auch kritische Stimmen im Kollegenkreis des Coaches laut werden lassen. Doch die Präsentation seines Sports ist dem Tiroler sehr wichtig.
"Neid erarbeiten"
"Besonders nach dem (vergangenen)
Freitag, habe ich gemerkt, dass man sich Neid auch erarbeiten muss. Der
Erfolg bringt das mit sich", spricht Pointner noch einmal den
WM-Einzelbewerb von der Großschanze in Liberec an. Der Bewerb wurde nach
einem Durchgang mit nicht durchwegs gleichen Windbedingungen abgebrochen,
nicht gewertet und so kam kein Österreicher in die Medaillenränge. So manch
hämisches Grinsen und auch bissiger Kommentar war dabei weder zu übersehen,
noch zu überhören.
Konkurrenz spottet
"Es macht Spaß, die Schweiz, Deutschland und
Norwegen hier zu sehen, und nicht nur immer Österreicher auf dem Podium",
meinte Bronzemedaillengewinner Anders Jacobsen bei der
Sieger-Pressekonferenz. Selbst im Journalistenkreis wurde der Ärger
österreichischer Medienvertreter über den Verlauf des Bewerbs mit
Unverständnis aufgenommen. So nach dem Motto: "Habt ihr nicht schon genug
gewonnen?" Auch Pointner spürt diese Stimmungslage. "Ich habe plötzlich
gemerkt, dass es - auch wenn man nicht einmal durch Eigenverschulden
kurzzeitig am Boden liegt - genug Leute gibt, die dann versuchen, ein
bisserl draufzutreten."
Erfolgslauf
Doch die Österreicher haben in den vergangenen Jahren
fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Auf die Einzel-Niederlage
erfolgte im WM-Schlussbewerb dann auch der Team-Titel. "Das war die richtige
Antwort", meinten Pointner und auch einige seiner Schützlinge unisono. Zuvor
hatte Pointner wieder jeden der acht Sprünge im unmittelbaren Anschluss im
ORF kommentiert.
Emotionen
Ein bisschen erinnert die Szenerie vielleicht an den
Hype in Deutschland vor rund zehn Jahren, als der deutsche Privatsender RTL
rund um Sven Hannawald und Martin Schmitt eine Riesen-Show abgezogen hatte.
Und Pointner zieht da durchaus eine Parallele, wenngleich der deutsche Markt
freilich weit größer ist. "Ich muss sagen, damals bei Schmitt-Hannawald ist
mir das auch extrem vorgekommen, aber mir hat das irrsinnig getaugt, weil
ich gemerkt habe, es bewegt unheimlich. Es entstehen Emotionen." Sein Ziel
war es immer neben dem sportlichen Erfolg und einem guten Teamgefüge, dem
Skisprung-Sport in Österreich einen Stellenwert zu geben und ihn auch auf
eine Stufe mit dem Alpin-Sport zu stellen. "Dazu muss er auch
dementsprechend präsentiert werden."
Sein Job leidet nicht darunter, sagt er. "Wenn man das seriös macht und nicht nur nebenbei, dann ist das für das Produkt Skisprung-Weltcup sicherlich in Ordnung. Dass das dem einen oder anderen nicht gefällt und dass es da Neider gibt, ist mir ganz klar."
Sport muss im Mittelpunkt stehen
Aufgrund der nun jahrelangen
Dominanz eines Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer und Spätstarter
Wolfgang Loitzl müssen neue Impulse eben auch fast aus Österreich kommen.
Pointner ist mit der Rolle durchaus zufrieden. "Ich fühle mich so lange
wohl, so lange ich weiß, dass ich den Kernbereich, und das ist der
sportliche, ohne Abstriche durchführen kann und dass die Athleten optimal
betreut sind." Der Trainerjob an sich habe sich etwas verlagert. "Es geht
viel mehr um vernetztes Arbeiten. Vor 15 Jahren, als Toni (Innauer) noch das
Ruder in der Hand gehabt hat, hat es weniger Spezialisten gegeben. Die
Zeiten haben sich geändert."
Aus deutschem Beispiel lernen
Damit soll auch durchaus im Ausland
etwas bewegt werden. "Genauso wie es mich bewegt hat, es damals in
Deutschland zu sehen. Vielleicht haben damals unsere Nachbarn Fehler
gemacht, weil nur noch genau in diese Spitze investiert worden ist." Dem ÖSV
könne dies nun nicht passieren, weil man eben auch aus diesem Beispiel
gelernt habe.
Adler weiter siegeshungrig
Doch nur die Konkurrenz wird der Siege
der Österreicher müde, das rot-weiß-rote Team bleibt hungrig. "Man
investiert ja sehr viel Zeit und Energie." Und Pointner denkt schon an die
Zeit nach dem Weltcup. "Gleich nach Planica haben wir die Saisonanalyse,
dann fängt die Planung für das nächste Jahr an und im Mai geht der normale
Trainingszyklus wieder weiter. Es stehen die Olympischen Spiele vor der Tür."