Nach langer Verletzungspause rutschte Schönfelder unverhofft ins ÖSV-Aufgebot.
Unverhofft kommt oft. Der vom ÖSV "ausgemusterte" Rainer Schönfelder
hätte noch vor kurzem nicht gedacht, dass er diese Woche in Beaver Creek
sein "Comeback" in einem Weltcupslalom gibt. Für Levi noch durchgefallen, hat sich der 34-Jährige bei Sichtungsläufen für den kurzfristig in die USA verlegten Saisonauftakt qualifiziert. Auch wenn er am Donnerstag mit keinem Top-Platz spekuliert, die Freude darüber ist beim singenden Kärntner riesengroß.
"Egal, ob Dschibuti oder Amerika"
"In meiner Situation freue ich mich über jedes Auftreten im Skiweltcup. Ob in Amerika, Dschibuti, Tsatsikistan oder Grönland, ist mir egal", sagte Schönfelder in seiner bekannt erfrischenden Art bei seiner Ankunft im Teamhotel Westin. Sportlich habe er einen großen Schritt schon gemacht. "Einen mindestens genauso großen möchte ich aber noch machen", erklärte der frühere WM- und Olympia-Medaillengewinner, der nach einem "Seuchenwinter" vergangenes Frühjahr die Kaderzugehörigkeit verloren hat.
"Der Zeitpunkt hat mich mehr gestört als die Tatsache an sich", erinnerte sich der Wahlwiener, der danach mit Privattrainer auf eigenen Kosten weitergemacht hat. "Mein Geldbörsl hat am meisten gelitten. Aber ich bereue schon jetzt nicht, dass ich das so gemacht habe."
Schönfelder hat "Lunte gerochen"
Die aktuelle Chance will Schönfelder nutzen. "Ich habe Lunte gerochen, alles andere wird auf der Piste ausgeschlachtet." Die kurzfristige Anreise ist natürlich nicht besonders günstig bezüglich Anpassung an den aggressiven Nordamerika-Schnee. Er wolle aber nicht "eventuell" (so heißt seine aktuelle Musiknummer) sondern "auf jeden Fall" am Donnerstag zwei Mal den Hang hinunterfahren. "Ich will mich für den zweiten Durchgang qualifizieren."
Pranger wechselte Skischuh
Während Slalomspezialisten wie Reinfried Herbst und Mario Matt schon seit längerem in den USA weilen, haben sich Schönfelder, Manfred Pranger, Wolfgang Hörl und Co. zu Hause auf den - vermeintlich in Val d'Isere stattfindenden - Slalom vorbereitet. Pranger auch deshalb, weil er wegen seiner andauernden Rückenschmerzen Material getestet hat und nun mit einem neuen Schuh-Fabrikat (Fischer statt Tecnica) an den Start geht.
"Ich konnte das aggressive Material von früher einfach nicht mehr fahren", erzählte der Weltmeister von 2009. "Gottseidank haben beide Firmen auf mich und meine Gesundheit geschaut", bedankte sich der Tiroler.
Hörl als Geheimtipp
Von Hörl erzählt man sich wiederum nur das Beste. Der Salzburger war im internen Training immer ganz vorne dabei und wird vom neuen Slalomcoach Michael Pircher deshalb hoch gehandelt.
"Es läuft gut und ich bin froh, dass wir doch noch zu einem Rennen kommen", sagte der Saalfeldener in den USA. "Ich bin erstmals da und die gute Form ist zumindest die richtige Voraussetzung für ein Rennen", zeigte sich Hörl zuversichtlich. "Mein Schwung war immer schnell. Jetzt bin ich aber auch beständiger", erklärte er seinen Aufschwung. Auf die kurzfristige Reiseplanänderung hatte er sofort und noch in der Heimat reagiert. "In der ersten Nacht habe ich gleich durchgemacht."
Japanische Odyssee
"Durchgemacht" haben - unfreiwillig - auch die japanischen Slalomfahrer. Die Truppe des Österreichers Christian Leitner war nach dem vermeintlichen "Nein" zu Rennen in Beaver Creek vergangene Woche zurück nach Europa geflogen. Nur um, kaum angekommen, zu erfahren, dass der Slalom nun doch in den USA stattfindet.
Matt, Herbst entspannten in Denver
Auch Matt und Herbst saßen vergangenen Mittwoch schon im Auto zum Flughafen nach Denver. Sie bekamen die letzte Entwicklung aber doch noch mit und ersparten sich einen ähnlichen Wahnsinn. Statt zweimal um viel Geld über den Atlantik zu jetten, verbrachten die beiden erholsame Tage in Denver.
Nösig verletzt
Unfreiwillig nach Hause muss - wie schon vor ihm Mario Scheiber und Stephan Görgl - wegen einer Nervenentzündung im Rücken Christoph Nösig. Der Tiroler hatte schon vergangenen Sonntag den Riesentorlauf verpasst, nach einem weiteren Test kam nun auch für Dienstag das Aus.