ÖSV-Damen hielten sich im ersten Abfahrtstraining noch zurück.
Im Gegensatz zu den Herren in Kitzbühel ist bei den Damen am Mittwoch zum Auftakt des Speed-Klassikers in Cortina d'Ampezzo das erste Abfahrtstraining programmgemäß über die Bühne gegangen. Die Fahrerinnen wurden unter der berühmten Tofana aber von einem extrem drehenden Kurs und einer sehr unruhigen Piste überrascht, die bei zudem schlechter Sicht selbst den Stars alles abverlangte. Lindsey Vonn etwa bewahrte nur ein Not-Stopp vor einem bösen Sturz. Klare Bestzeit erzielte die Deutsche Maria Riesch in 1:41,67 Minuten mit mehr als einer halben Sekunde Vorsprung auf Julia Mancuso (USA).
"Rock & Roll"
"Ziemlich Rock & Roll heute", urteilte die Slowenin Tina Maze im Ziel und kühlte eine böse aussehende Wunde am Arm mit dem nach tagelangem Warmwetter firnigen Schnee. Kurssetzer Jan Tischhauser hatte auf die Bedingungen notgedrungen mit einer deutlich "runderen" Torsetzung reagiert, um Tempo heraus zu nehmen. Viele Fahrerin quittierten das kopfschüttelnd. "Die Kombination aus null Bodensicht und unruhiger Strecke machte es heute extrem schwierig, die Kontrolle zu bewahren", meinte etwa Andrea Fischbacher.
Fischbacher "extrem sturzgefährdet"
Österreichs Super-G-Olympiasiegerin erzielte unmittelbar hinter ihrer ÖSV-Kollegin Elisabeth Görgl die achtbeste Zeit. "Dabei war ich schon beim ersten Sprung extrem sturzgefährdet!" Ob die klassische "Olympia delle Tofane" heuer zu gefährlich sei? Fischbacher: "Ansichtssache. Zumindest heute war es an der Grenze."
Görgl "am Limit"
Auch Görgl sah die Strecke "am Limit", sprach aber auch von einer "Super-Herausforderung". Anna Fenninger gab sich hingegen kritisch. "Das ist fast schon gefährlich. Mit den Schlägen sind manche Kurven schwer auf Zug zu fahren. Vielleicht können es die Besten. Aber wie es denen dahinter geht, wird hier nicht beachtet", meinte die Salzburgerin, die in Cortina mit Platz zwei in einem Super-G ihr bestes Weltcupergebnis stehen hat.
Vonn entgeht Katastrophe nur knapp
Glücklicherweise verliefen die Stürze glimpflich, darunter auch jener von Nicole Schmidhofer. Die gefährlichste Situation erlebte aber ausgerechnet Ausnahme-Abfahrerin Vonn, die komplett abschwingen musste, um einen bösen Crash zu vermeiden und mit 4,34 Sekunden Rückstand nur 29. wurde. "Ich war über eine Welle einfach zu schnell und zu direkt. Das war knapp vor einem großen Sturz", so die Olympiasiegerin. "Es war richtig gefährlich, ich hätte fast eingefädelt", atmete die dreifache Weltcup-Gesamtsiegerin auf.
Riesch souverän
Ihre im Weltcup führende Hauptrivalin Maria Riesch freute sich einerseits über die klare Bestzeit ("Schön, auch mal im Training schnell zu sein"), gewann dem Rumpel-Zick-Zack auf der berühmten Tofana aber ebenfalls nur wenig ab. "Dass drehendere und unruhige Abfahrten unbedingt sicherer sind, sehe ich nicht so. Hier haben sie bei der Querfahrt sogar künstliche Schläge eingebaut. Da muss man sinnlos aus der Hocke raus, das schaut nicht wirklich spektakulär aus", politisierte die Deutsche. "Lindsey hatte Riesenmassel. Ihr hat es richtig die Füße auseinandergerissen."
Hosp gibt Abfahrtscomeback
Mehr als sechs Sekunden Rückstand hatte Nicole Hosp bei ihrem "Abfahrts-Comeback". "Brutal schwer, um wieder anzufangen", sagte die Tirolerin, heil aber schnaufend im Ziel. Ob sie zwischen den beiden Super-G am Samstag auch ihre erste Weltcup-Abfahrt seit mehr als zwei Jahren bestreitet, wird nach dem zweiten Training entschieden.
Auch die routinierte Schwedin Anja Pärson hatte keine große Freude mit der "neuen" Tofana: "Ich mochte es früher auch lieber. Das Hauptproblem war aber die Sicht, ich war einmal auch nur einen halben Meter vom Netz."
Neuschnee droht
Die Hoffnungen auf bessere Sicht ist zumindest vorerst eher gering, denn am Donnerstag winkt dem Dolomiten-Ort Cortina Neuschnee. Dank des Mittwoch-Trainings kann "La Grande Discesa" am Samstag (10.00 Uhr) aber formal gestartet werden. Los geht der im Kitzbühel-Schatten stehende Damen-Klassiker am Freitag (10.00 Uhr) mit dem Ersatz-Super-G für St. Moritz, am Sonntag (11.30) folgt ein weiterer Super-G.
Ergebnis
1. Maria Riesch (GER) 1:41,67 Minuten
2. Julia Mancuso (USA) +0,51 Sekunden
3. Daniela Merighetti (ITA) 0,62
4. Marie Marchand-Arvier (FRA) 0,79
5. Ingrid Jaquemod (FRA) 1,09
6. Elena Fanchini (ITA) 1,33
7. Elisabeth Görgl (AUT) 1,42
8. Andrea Fischbacher (AUT) 1,90
9. Stacey Cook (USA) 1,96
10. Regina Mader (AUT) 2,02
13. Anna Fenninger (AUT) 2,13
27. Michaela Kirchgasser (AUT) 4,05
29. Lindsey Vonn (USA) 4,34
40. Christina Staudinger (AUT) 5,14
41. Margret Altacher (AUT) 5,39
46. Nicole Hosp (AUT) 6,05
50. Mariella Voglreiter (AUT) 6,92
58. Stefanie Moser (AUT) +7:11,59 Minuten (nach Sturz)