Trotz Schnitzer im 1. DG
Hirscher gewinnt in Bansko souverän
17.02.2012
Hirscher mit siebtem Saisonsieg in Bansko - vor Blardone und Mathis.
Marcel Hirscher hat einmal mehr kühlen Kopf bewahrt. Der 22-jährige Salzburger fuhr am Samstag im Riesentorlauf in Bansko bereits seinen siebenten Saisonsieg ein und machte damit auch viel Boden im Gesamt-Weltcup gut. Hirscher, der im ersten Durchgang haarscharf an einem Ausfall vorbeigeschrammt war, triumphierte in Bulgarien in überlegener Manier 1,39 Sekunden vor dem Italiener Massimiliano Blardone.
Die Sensation des Tages war der Vorarlberger Marcel Mathis. Der 20-Jährige legte im Finale Laufbestzeit hin und katapultierte sich vom 26. noch auf den dritten Platz. Das bis dato beste Weltcup-Resultat von Mathis war ein 25. Platz vor eineinhalb Monaten in Adelboden gewesen. Der Halbzeit-Führende Ted Ligety aus den USA fiel nach einem "Steher" auf den 27. Platz zurück, dadurch hat Hirscher Rang eins in der Riesentorlauf-Wertung übernommen.
Starkes ÖSV-Team
Hannes Reichelt als 5. und Philipp Schörghofer als 8. rundeten das starke ÖSV-Ergebnis ab. Benjamin Raich schied auf dem Weg in die ersten zehn aus. Vor dem Slalom in Bansko am Sonntag (9 und 12 Uhr/live ORF eins) liegt Hirscher im Gesamt-Weltcup 48 Punkte hinter dem zweitplatzierten Schweizer Beat Feuz und 118 Zähler hinter dem kroatischen Führenden Ivica Kostelic.
Neben Kostelic, der verletzungsbedingt pausieren muss, hat auch Feuz die Bulgarien-Reise ausgelassen. Der Schweizer bereitet sich stattdessen auf die Heimrennen am kommenden Wochenende in Crans Montana vor.
Hirscher hat die 25-tägige Rennpause seit seinem Erfolg beim Nacht-Slalom in Schladming perfekt genützt. Auch die nach der Kostelic-Verletzung neue Situation im Kampf um den Gesamt-Weltcup hat den Annaberger nicht aus dem Konzept gebracht. Hirscher war auch schon im ersten Lauf sehr schnell unterwegs, im unteren Streckenteil verhinderte er aber nur mit allergrößter Mühe und in spektakulärem Stil einen Ausfall.
Hirscher in Hochform
Im Finale demonstrierte Hirscher dann eindrucksvoll seine Klasse und Hochform. "Das war vielleicht eine meiner besten Fahrten. Dieser Lauf ist wirklich nach Plan verlaufen", war Hirscher voll und ganz zufrieden. Das Thema große Kristallkugel lässt Hirscher nach wie vor nicht zu sehr an sich heran. "Es gibt Gründe, daran zu glauben. Aber ich muss einfach Rennen für Rennen fahren. Wenn meine Chance weiterleben soll, dann müsste es jedes Mal so funktionieren wie heute. Und das wird schwer. Kostelic und Feuz sind schon sehr solid, die sind schwer zu biegen", sagte Hirscher.
"Wenn ich mich in die Rechnereien reinsteigern würde, würde mir das sehr viel Substanz kosten. Ich muss skifahren, nicht rechnen", merkte der ÖSV-Star an. Neben Hirscher hat am Samstag auch sein Namens- und Team-Kollege Mathis groß aufgezeigt. "Als ich seine Fahrt gesehen habe, wusste ich, dass das für die Top-Fünf reichen wird", sagte Hirscher.
Sensation Mathis
Der Vorarlberger sprang mit sensationeller Bestzeit im zweiten Durchgang noch aufs Stockerl. Ungläubig den Kopf schüttelnd stand Mathis in der Box des Führenden und sah, wie ein Läufer nach dem anderen an seiner Bestmarke scheiterte. Dabei war Mathis am Freitag noch beim Europacup-Riesentorlauf in Oberjoch/Deutschland als Zweiter erfolgreich im Einsatz gewesen. Die Reise ins ÖSV-Teamquartier in Bansko dauerte dann bis 2 Uhr nachts.
"Wenn man die Chance hat, im Weltcup zu starten, dann muss man die nützen. So eine Reise ist dann nur eine ganz kleine Strapaze", berichtete Mathis. "Im zweiten Durchgang ist mir viel aufgegangen, mit dieser Fahrt bin ich sehr zufrieden", so Mathis, dessen Vater Guntram auch Servicemann des US-Stars Bode Miller ist und dessen Taufpate Christian Klien heißt. "Es ist unglaublich, echt traumhaft, ich bin einfach nur super happy", erklärte Mathis.
Mathis kam erst um 2 Uhr Nachts an
"Mathis hat keinen Respekt vor dem Alter", meinte Reichelt lachend. "Als ich gehört habe, dass er erst um zwei Uhr in der Nacht angekommen ist, dachte ich mir: 'Das wird heute nichts.' Aber vielleicht sollte ich in Zukunft auch später schlafen gehen", sagte der Salzburger.
Keine Freude mit seinem achten Platz hatte Schörghofer. "Mich ärgert es einfach, dass ich nicht das runterbringe, was ich drauf habe. Ich weiß, dass ich schnell genug fürs Podium bin", so Schörghofer, der den Sprung aufs Podest in einer Woche in Crans Montana nachholen will. Sein Ziel für die restliche Saison ist ein Platz in den besten drei der Riesentorlauf-Wertung.