Volles Risiko
Hirscher startet im Super G
13.03.2012
Im Kampf um Gesamt-Weltcup schnallt Hirscher in Schladming Speed-Ski an.
Marcel Hirscher startet beim Alpinski-Weltcupfinale in Schladming auch im Super-G am Donnerstag. Der Salzburger Technik-Spezialist, der in der Gesamtwertung 55 Punkte hinter dem Schweizer Beat Feuz auf Platz zwei liegt, will im Kampf um die Große Kristallkugel nichts unversucht lassen. "Das ist eine Chance, die man mit allen Möglichkeiten nützen sollte", begründete der 23-Jährige am Dienstag seine Entscheidung, in Schladming neben Riesentorlauf und Slalom auch eine Speed-Disziplin zu bestreiten.
Wenige Tage zuvor hatte Hirscher ein Antreten im Super-G noch für wenig aussichtsreich befunden, sollte es eine schnelle Kurssetzung geben. Setzen wird den Super-G der US-Abfahrtscoach Forest Carey. Der liebt an sich direkte Kurse, dürfte aber wegen Andrew Weibrecht doch eher auf der technischen Seite bleiben. Hirscher trainierte am Dienstag auf der Turrach Super-G und strahlte danach: "Seit langem wieder einmal ein wunderschöner Skitag."
Topleistung muss her
Hirscher will sich am Ende nicht den Vorwurf machen müssen, wegen weniger Punkte die große Kugel nicht geholt zu haben. Weil beim Finale aber nur die Top-15 Punkte bekommen, muss er auf der Planai eine absolute Topleistung zeigen, um überhaupt Zähler im Super-G zu ergattern. "Das nimmt mir aber auch eine Entscheidung ab, ich brauche nicht zu taktieren", sah es der Österreicher pragmatisch. Bei seinem bisher drei Super-G-Starts im Weltcup hat es Hirscher nur ein Mal in die Top-15 geschafft.
Dem Salzburger war auch wichtig zu betonen, dass am Ende nicht diese Finalwoche alleine ausschlaggebend gewesen sein wird. "Die große Kugel ist eine Auszeichnung für den, der schon im Vorfeld das meiste richtig gemacht hat", erklärte Hirscher im Teamquartier Pichlmayrgut.
"Die Summe des Ganzen zählt"
Nicht ein Rennen, sondern die Summe des Ganzen würde zählen, berief er sich auf seinen Ausfall vergangenen Sonntag im Slalom von Kranjska Gora, nach dem er sich selbst schon kurzfristig abgeschrieben hatte. Heute weiß er: "Es war nicht schlimmer als ein Einfädler im Dezember. Nur dass heute alle die Hände über dem Kopf zusammenschlagen."
Alle Erwartungen übertroffen
"Vorbei", so Hirscher, sei noch gar nichts. "Es war eines von 20 Rennen. Mit acht Siegen hat es vorher schon gut gepasst", blickte der Österreicher, der erster rot-weiß-roter Gesamtsieger seit Benjamin Raich 2006 wäre, zurück. "Am Beginn dieser meiner Comeback-Saison wusste niemand, ob ich überhaupt an vorher anschließen kann. Alleine dass ich in dieser Situation bin, ist schon ein Riesenerfolg, egal wie es ausgeht." Deshalb werde sich die Enttäuschung auch in Grenzen halten. "Davon gehe ich aber nicht aus."
Fitness spricht für Hirscher
Zumindest ist Hirscher von den drei heißesten Kugel-Anwärtern der fitteste. Der 186 Punkte hinter dem am Knie bedienten Feuz auf Platz drei liegende Kroate Ivica Kostelic hat ebenfalls große Knie- und Rückenprobleme. "Wenn es ihm gesundheitlich bessergeht, kann er auch besser Skifahren", ist Hirscher überzeugt. "Derzeit kostet ihn das Fahren mit Schmerzen eineinhalb Sekunden. Für mich ist er der beste, kompletteste Skifahrer."
Mit Feuz als Hauptgegner hätte daher auch er am Saisonbeginn nicht gerechnet, gab Hirscher zu. "Aber Beat ist seit der Jugend sehr gut. Nur hatte er dann eine schwere Verletzung. Jeder wusste, dass er gut Skifahren kann." Gerechnet hätte er - und damit war Hirscher nicht alleine - eher mit Aksel Lund Svindal. Aber der Norweger war nach dem Jahreswechsel lange krank, kam erst zuletzt wieder in Form.
Svindal als Überraschungsmann?
Nicht nur Hirscher warnte daher vor "Schattenmann" Svindal. "Jeder spricht nur von Feuz, mir und Kostelic. Aber Svindal ist wirklich in Schlagdistanz", verwies Hirscher auf den 219 Zähler zurück auf Rang vier liegenden Norweger. "Mit einer guten Serie kann er noch voll abräumen." Die "Gefahr" hat auch ÖSV-Herrenchef Mathias Berthold längst erkannt. "Achtung auf Svindal. Wenn wir da blöd herumtun, überholt er noch alle."