Skiflug-Farce

Schlieri fühlt sich "verarscht"

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Nach der Skiflug-Farce in Oberstdorf wittert Gregor Schlierenzauer Betrug. Auch Deutschlands Star Martin Schmitt schimpft auf Jury.

Der um eine erfolgreiche WM-Generalprobe gebrachte Deutsche Martin Schmitt schäumte vor Wut, DSV-Bundestrainer Werner Schuster schimpfte und Weltcup-Spitzenreiter Gregor Schlierenzauer witterte nach dem Skandal-Skifliegen von Oberstdorf sogar Betrug. Mit einer mehr als fragwürdigen Entscheidung hat sich die Jury den geballten Zorn von Athleten und Trainern zugezogen und den letzten Einzel-Wettbewerb vor den Titelkämpfen in Liberec zum Muster ohne Wert verkommen lassen. "Ich bin nicht frustriert, ich bin einfach sauer. Die lange Pause vor meinem ersten Sprung war unverständlich und ärgerlich", wetterte Schmitt nach seinem 15. Platz.

Topspringer zurück gehalten
Nachdem der siegreiche Finne Harri Olli im ersten Durchgang mit 225,5 Metern einen Schanzenrekord markiert hatte, unterbrach die Jury den Wettbewerb solange, bis die Windbedingungen deutlich schlechter geworden waren und brachte die Top-Vier des Weltcups damit um ihre Siegchance. Schmitt sprang als Erster nach der Pause 42 Meter (!) kürzer als der Finne und schimpfte: "Nur weil Olli Schanzenrekord springt, muss man doch keine Angst haben, dass ich zehn Meter weiter springe. Man hätte alle bei diesen Bedingungen runterlassen oder abbrechen müssen."

Kritik vom deutschen Coach
Heftige Kritik äußerte auch Schuster. "Das war sehr umstritten und zweifelhaft von der Jury. Die haben nur darauf gewartet, dass der Wind einschläft. Martin wäre allemal zwischen 200 und 210 Meter gesprungen. Dazu hatte er nicht mehr die Chance. Einerseits hatte die Jury die Hose voll, dass sich Gregor Schlierenzauer verletzt, weil er der Beste von den letzten Vier ist, andererseits hat man den Vier die Chance genommen, weit zu springen", stellte Schuster fest.

"Kacherl" aus Protest
Schmitt stellte seinen Unmut im Finale offen zur Schau, als er bei seinem Versuch auf 187 Meter eine Telemark-Landung "verweigerte" und die Ski demonstrativ in Parallelstellung in den Schnee setzte. "Das war in dem Moment eine spontane Reaktion aus dem Innersten heraus, das kann man nicht steuern. Eigentlich ist das nicht meine Art, weil ich immer um jeden Meter und jeden Platz kämpfe. Aber ich war mit der Situation nicht glücklich", berichtete der 31-jährige Routinier.

Schlieri stinksauer
In einer ähnlichen Gemütsverfassung befand sich Schlierenzauer, der als Achter seinen siebenten Sieg in Serie und damit den alleinigen Rekord verpasste. "Das war eine Frechheit. Ich fühle mich ein wenig verarscht. Soll ich mir hier beide Beine brechen? Das war definitiv nicht die richtige Entscheidung. Mein Vertrauen in die Jury geht verloren", schimpfte der Österreicher, der erstmals in seiner Karriere bei einem Skiflug-Wettbewerb nicht ganz oben auf dem Podest stand.

Während Schlierenzauer mehr Mitspracherecht für die Athleten forderte, hakte Schmitt den Skandal schnell ab. "Ich will mich damit nicht weiter belasten. Das wird immer wieder vorkommen, das wird man nicht ändern. Die Jungs sollen sich ausschlafen und in Liberec einen besseren Job machen", sagte Schmitt. Auswirkungen auf die Titelkämpfe fürchtet er nicht. "Für die WM spielt das gar keine Rolle, da gehe ich unbelastet rein. Meine Form stimmt und ich weiß, was ich kann. Das hatte ja nichts mit dem Können zu tun", erklärte er.

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