Neuer Plan
Schörghofer will in Kombi durchstarten
11.01.2011
RTL-Spätstarter will nach Verletzungspech endlich angreifen.
Riesentorlauf-Spezialist Philipp Schörghofer zählt laut Trainereinschätzung zu den besten Skifahrern im österreichischen Herren-Team. Dass es der bald 28-Jährige bisher im Weltcup als Dritter 2010 in Garmisch-Partenkirchen erst einmal auf das Podest geschafft hat, führt der Filzmooser hauptsächlich auf seine Verletzungen zurück. Der Wengen-Debütant wird am Freitag in Hinblick auf einen möglichen WM-Start die erst dritte Kombination seiner Karriere bestreiten und will sich in Zukunft mit Super-G oder Slalom auch ein zweites Standbein im Weltcup suchen.
Verletzungspech seit jungen Jahren
Schon in Nachwuchszeiten quälte sich der Hotelierssohn ("Weinpress") mit kleineren Knieverletzungen, die ihn auf seinem Weg in den Europacup aber nicht bremsten. 2005 erlitt der Riesentorlauf-Bronzemedaillengewinner der Junioren-WM 2003 eine Knorpelfraktur im rechten Knie, die ihn ein Jahr außer Gefecht setzte. Am 17. Dezember 2006 bestritt er in Alta Badia sein erstes Weltcuprennen, wurde im Riesentorlauf 43. 2008 passierte ein Meniskusriss (links), nach dem Weltcup-Finale im März 2009 in Aare (Platz fünf) knickte der Salzburger beim Stiegen-Rauf-Laufen um und riss sich das Band im Gelenk zwischen Mittelfuß und erstem Fußwurzelknochen (rechts).
Vielseitig begabt
"Letzte Saison bin ich mit Platte und sechs Schrauben im Fußgelenk gefahren, die waren bis April 2010 drinnen. Durch die Platte war der Rist höher, da haben wir beim Skischuh relativ viel tüfteln müssen, damit nichts mehr wehtat. Beim Skifahren hat es soweit nicht gestört, aber ich bin froh, dass sie heraußen ist, dadurch bin ich wieder beweglicher im Sprunggelenk", erzählte der leidenschaftliche Golfer, der aktuell Handicap sieben hat (aber schon bei vier gewesen ist) und österreichischer Schülermeister in dieser Sportart war. Heuer will er an der Ski-Golf-WM teilnehmen und den US-Amerikaner Bode Miller herausfordern.
Als Skiläufer von den Eltern nicht vorbelastet, ging er bei seinem Onkel in die Skischule, die ebenfalls in Filzmoos mittlerweile seine Cousine führt. Mit großen skitechnischen Fähigkeiten gesegnet, wartet der Absolvent der Skihotelfachschule Bad Hofgastein aber im Weltcup immer noch auf den Durchbruch. "Mit Talent kommt man bis in den Nachwuchs im ÖSV und dann hilft dir das auch nicht mehr viel. Man muss sich das alles erarbeiten", weiß Schörghofer.
Keine Brechstange mehr
Zuletzt habe er es zu sehr mit der Brechstange versucht. "Ich habe es zu viel erzwingen wollen, deshalb habe ich mir auch in Adelboden gesagt, ich fahre locker drauf los. Ich bin bis auf einen Fehler im Zielraum gut gefahren", meinte der Siebente vom Chuenisbärgli. Es locker anzugehen, klingt aber leichter, als es ist. "Du hast so lange Zeit den ganzen Tag, dass du dir den Kopf zerbrichst über das Ganze, ich neige zum Nachdenken, das macht es so schwierig."
Zweites Standbein gesucht
Der Riesentorlauf ist immer Schörghofers beste Disziplin gewesen, aber auch im Slalom hat er eine gute Europacup-Vergangenheit und der Super-G liegt ihm (Bronze Europäische Olympische Jugendtage 1999; Platz 4 Junioren-WM 2003). "Ich war auch überrascht, dass es im Slalom-Training zuletzt so gut gegangen ist. In den letzten Jahren war ich immer in der Slalomgruppe, habe brutal viel in den Slalom investiert, für das ist aber viel zu wenig gegangen. Wenn ich mich im Weltcup qualifiziere und 15. werde, interessiert das im Endeffekt auch keinen."
Superkombi als neue Hoffnung
Die Hoffnung auf eine zweite Disziplin lebt, ob Slalom oder Super-G wird sich herausstellen. Klar ist, dass Schörghofer sich jetzt in der Super-Kombination versuchen will. "Es gibt einfach auch Medaillen in dieser Disziplin. So wie es letztes Jahr bei Olympia war, dass nur drei am Start sind, das ist irgendwie auch arg. Und die Kombi kann mir schon liegen. Im Slalom bin ich besser als die Abfahrer. In der Abfahrt muss ich brutal gut fahren, dass ich unter die ersten 30 komme. Und dann einen guten Slalom machen", meinte der Atomic-Pilot, der eine Super-Kombination bestehend aus Super-G und Slalom (wie nach der WM in Bansko Ende Februar) als "ideal" für sich bezeichnet.
Zwei Kombinationen hat er im Weltcup bereits bestritten. Schörghofer landete in Sestriere im Februar 2009 auf dem 29. Platz und in Val d'Isere im Dezember 2009 auf dem 11.. "Ich lasse mich vor allem auch in der Abfahrt überraschen. Im Weltcup bin ich noch nie Abfahrt gefahren. Ich habe mir sagen lassen, dass Wengen die ideale Abfahrt zum Anfangen ist. Mit den Kurven gut zum Reinkommen und nicht großartig zum Überwinden - außer beim Hundschopf vielleicht." Seit den Tagen in Zermatt im Sommer hat er keine Abfahrtslatten mehr angehabt, zuletzt hat er ein paar Mal Super-G trainiert.