ÖSV-Boss Schröcksnadel: "Haben gesamtes System umgestellt"
Peter Schröcksnadel ist ein Mann der Tat. Deshalb hat der Präsident des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) auf das Dahinschmelzen des Vorsprungs seines Alpin-Teams reagiert und einschneidende Veränderungen vorgenommen. Vor allem im Herren-Team, an dessen Spitze nun Mathias Berthold steht. "Wir wollen mit neuem Schwung in die neue Saison gehen", meinte der Tiroler vor dem Saison-Auftakt am Wochenende in Sölden und stellte klar: "Pech gilt für uns nicht als Ausrede."
Von starken Alpin-Winter überzeugt
Schröcksnadel ist von einem starken Alpin-Winter überzeugt - falls seine Schützlinge diesmal von Verletzungen verschont bleiben. "Wir haben bei Damen und Herren eine sehr starke und junge Mannschaft. Das Potenzial ist da, dass wir ganz vorne mitfahren. Ich hoffe, dass wir große Freude haben werden. Wir wollen dort anschließen, wo wir vor einigen Jahren waren", erklärte der 69-Jährige, der sich im Sommer auch einige Wochen beim Fischen in seiner zweiten Heimat Kanada erholt hat.
Sportdirektor für alle ÖSV-Sparten befördert
Hans Pum, der zuletzt Alpinchef war, wurde zum Sportdirektor für alle ÖSV-Sparten befördert. Diesen Posten hat es bis dato im Verband nicht gegeben, dadurch soll das Networking zwischen Alpinen und Nordischen optimal genutzt werden. "Wir haben das gesamte System umgestellt. Es arbeiten jetzt alle Mannschaften zusammen und tauschen Informationen aus. Was bisher nicht der Fall war", berichtete Schröcksnadel.
ÖSV-Wissenschaftsabteilung
Neu ist auch die ÖSV-Wissenschaftsabteilung, die vom langjährigen Herren-Cheftrainer Toni Giger geleitet wird. "Da wird jetzt noch viel professioneller gearbeitet", sagte Schröcksnadel und nannte ein Beispiel, bei dem mehrere Sparten von Aufschlüssen profitieren können. "Windkanaltests punkto Material und Rennanzug sind nicht nur für die Alpinen wichtig, bei Abfahrten können auch die Langläufer und Kombinierer profitieren."
ÖSV-Niederlagen
Dass bei der Konkurrenz aus dem Ausland angesichts der gestiegenen Anzahl der ÖSV-Niederlagen Schadenfreude aufkam, ist für Schröcksnadel eine logische Folge der jahrelangen Dominanz von Hermann Maier, Renate Götschl und Co.. Schröcksnadel, seines Zeichens auch Vizepräsident des Nationalen Olympischen Komitees (ÖOC), bezeichnet dieses Phänomen als das "Schumacher-Problem", schließlich sei Formel-1-Rekord-Weltmeister Michael Schumacher im Laufe der Jahre auch immer mehr als unsympathisch angesehen worden.
"Wir sind nach wie vor die Nummer eins der Welt"
"Wenn du gut bist, dann kommt der Neid. Dann freuen sich alle, wenn du verlierst. Wenn man 15 Jahre lang alles niederfährt, dann hat man viele Feinde und Gegner", meinte Schröcksnadel und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: "Wir können es nicht recht machen. Wenn wir viel gewinnen, ist es nicht recht. Gewinnen wir nicht mehr so viel, ist es auch nicht recht." Deshalb sieht Schröcksnadel die aktuelle Ausgangslage als interessant an. "Wir sind nach wie vor die Nummer eins der Welt, aber wir haben den Kopf nur noch ganz wenig voraus. Jetzt greifen wir an und wollen uns wieder ein bisschen absetzen."