Erster ÖSV-Kitz-Sieg seit dem Jahr 2006.
Das Warten von Österreichs Ski-Herren auf einen Abfahrts-Heimsieg in Kitzbühel ist am Samstag nach 2.926 Tagen zu Ende gegangen. Mehr als acht Jahre nach dem Triumph von Michael Walchhofer raste Hannes Reichelt auf der Streif auf Platz eins. Der 33-jährige Salzburger setzte sich vor dem Norweger Aksel Lund Svindal (+0,21 Sekunden) und dem bitter enttäuschten US-Amerikaner Bode Miller (0,34) durch.
Reichelt überwältigt
"Ich kann es noch gar nicht glauben. Für einen Österreicher gibt es wahrscheinlich nichts Schöneres", meinte Reichelt nach dem bisher größten Triumph seiner Karriere vor rund 50.000 begeisterten Zuschauern. "Es ist so geil, wenn du bei dieser Kulisse ins Ziel kommst und der Einser aufleuchtet", sagte der Radstädter nach dem siebenten Weltcup-Sieg seiner Karriere, dem zweiten in der Abfahrt.
ÖSV-Durststrecke beendet
Dabei waren Reichelts langwierige Rückenprobleme ausgerechnet vor dem Kitz-Highlight stärker geworden. "Ja, ich kämpfe mit Schmerzen. Es tut mir alles weh. Aber wenn ich ein Rennen gewinne, dann will ich nicht viel darüber reden. Dann kann es nicht so schlimm sein. Dieser Sieg überstrahlt alles", meinte Reichelt, der sicher auch punkto Sicht das Glück des Tüchtigen hatte. Technisch sauber fahren wäre "das G'scheiteste für den Rücken", so Reichelt, der in den vier Abfahrten vor Kitz gleich dreimal Zweiter gewesen war.
"Ich bin sehr froh, dass die Durststrecken endlich zu Ende sind", freute sich Reichelt auch über das Ende der sieglosen Zeit der ÖSV-Herren in den Speed-Disziplinen. Für den bis Samstag letzten Erfolg hatte ebenfalls Reichelt am 29. Dezember 2012 in der Bormio-Abfahrt gesorgt.
Mit Wengen-Ski zu Kitz-Sieg
Mit dem frisch gebackenen Streif-Sieger freute sich natürlich auch sein gesamtes Umfeld mit. "Das ist das Größte. Heute hat er endlich einmal eine tadellose Fahrt gezeigt", sagte Salomon-Servicemann Sigi Scheibner, der die Ski von den zweiten Plätzen in Bormio und Wengen auspackte. "Heute beim Frühstück ist es dem Hannes noch ganz übel gegangen. Da haben wir noch nicht gewusst, ob er überhaupt starten wird", berichtete Günther Mader, der Rennleiter von Salomon.
Super-Elch als fairer Verlierer
Svindal baute mit Rang zwei seine Führung im Gesamt-Weltcup auf den Salzburger Marcel Hirscher auf 102 Punkte aus. Das war aber eher Nebensache, denn der Skandinavier hätte ebenfalls liebend gerne seinen ersten Abfahrtssieg auf der Streif gefeiert. "Ein zweiter Platz ist aber nie schlecht. Ich hatte einige kleine Fehler, aber hier fährt niemand fehlerlos herunter", bilanzierte Svindal nach der Abfahrt, die nicht über die Originalstrecke, sondern ohne Hausberg und Traverse über die Variante Hinterganslern führte.
Svindal freute sich mit dem großen Sieger des Tages mit: "Es muss ein wunderschönes Gefühl sein, hier als Österreicher zu gewinnen. Nach vielen zweiten Plätzen hat es sich Hannes wirklich verdient."
US-Star nach Platz drei enttäuscht
Miller fuhr aufs Podest, Rang drei hat ihm aber dennoch "das Herz gebrochen". "So wie ich derzeit Ski fahre, war heute alles für mich angerichtet. Dann habe ich bei der Seidlalm einen Fehler gemacht, den man einfach nicht machen darf", meinte der bitter enttäuschte 36-Jährige. "Das ist eines der härtesten Ergebnisse meiner Karriere", gestand Miller, der wohl ohne Kitz-Abfahrtssieg abtreten muss.
"Ich weiß es nicht", antwortete der US-Superstar auf die Frage, ob er auch 2015 in Kitz starten werde. Im einzigen Training am Donnerstag hatte Miller die Konkurrenz noch klar deklassiert. "Dementsprechend hoch war meine Erwartungshaltung", so Miller.
Youngster Franz zufrieden
Max Franz schmiss sich in bewährter Manier verwegen die Streif hinunter und landete als zweitbester Österreicher auf Rang sieben. "Es wird von Jahr zu Jahr besser", freute sich Franz. Von Konkurrenten wie Reichelt, Svindal oder Miller trennt den 24-Jährigen vor allem noch die Routine. "Eine 180-Grad-Kurve wie das U-Hakerl muss halt rein in den Kopf, da lernt man mit jeder Fahrt dazu. Hier zählt die Erfahrung und im oberen Teil muss ich noch viel lernen", weiß Franz.
Kröll bangt um Olympia-Startplatz
Auch Matthias Mayer hat nach Rang elf gute Karten auf einen Startplatz in der Olympia-Abfahrt. Klaus Kröll (17.), Romed Baumann (25.), Otmar Striedinger (26.) und Georg Streitberger (nicht in Top-30) müssen sich hingegen auf die Quali in Sotschi einstellen. Florian Scheiber (22.) und Joachim Puchner (ausgeschieden) bietet sich am Sonntag im Super-G in Kitz die letzte Chance, doch noch auf den Olympia-Zug aufzuspringen.
Endstand Abfahrt in Kitzbühel:
1. | Hannes Reichelt (22) | 02:03.38 | |
2. | Aksel Svindal (18) | +00.21 | |
3. | Bode Miller (11) | +00.34 | |
4. | Adrien Theaux (19) | +00.66 | |
5. | Christof Innerhofer (20) | +00.77 | |
6. | Carlo Janka (34) | +00.85 | |
7. | Travis Ganong (29) | +01.03 | |
7. | Max Franz (13) | +01.03 | |
9. | Kjetil Jansrud (14) | +01.08 | |
10. | Didier Defago (25) | +01.14 | |
11. | Matthias Mayer (8) | +01.28 |
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