Kranjska Gora
Kirchgassers Nerven hielten Druck stand
23.01.2012
Nach Schilds Ausfall bewies Kirchgasser Nervenstärke und Leader-Qualitäten.
Ob mit Zutun von Marlies Schild
oder ohne - die Damen-Slaloms im Weltcup bleiben in rot-weiß-roter Hand. Michaela Kirchgasser
zeigte am Sonntag mit zweimal Laufbestzeit und Sieg in Kranjska Gora eine Glanzleistung, Kathrin Zettel als Fünfte, Nicole Hosp als Sechste und Bernadette Schild als Zwölfte sorgten für ein starkes Mannschaftsergebnis. Die fünffache Saisonsiegerin ärgerte sich natürlich über ihren Ausfall: "Andererseits wird es jetzt vielleicht auch ein bisschen leichter. Die Nervosität war jetzt schon groß", sagte die ältere Schild-Schwester.
"Gut Ding braucht Weile"
Für Marlies Schild war nach elf Toren im ersten Durchgang Endstation gewesen, für Kirchgasser fing es da erst richtig an. In beiden Läufen hatte sie den langen und steilen Schlusshang im Griff, im Finale hatte ihr Technik-Cheftrainer Günter Obkircher den Kurs gesetzt. "Ich habe einfach attackiert und gewusst, wenn ich gewinnen kann, dann im Steilhang", sagte die Filzmooserin. Die Arbeit mit Mentalbetreuer Günter Spiesberger trägt Früchte. Kirchgasser setzt sich nicht mehr so stark unter Druck und glaubt an sich. "Gut Ding braucht Weile, bei manchem ein bisschen länger", meinte die 26-Jährige nach dem zweiten Weltcupsieg ihrer Karriere, dem ersten nach fünfjähriger Pause.
Mandl von Kirchgasser beeindruckt
ÖSV-Rennsportleiter Herbert Mandl hatte im Fall Kirchgasser "die Hoffnung nie aufgegeben", die Vorstellung von seiner Läuferin auf dem Podkoren beeindruckte aber auch ihn. "Wenn du das erste Mal eine Chance hast, einen Slalom zu gewinnen, und du machst es gleich zu, ist das beachtlich. Sie hat sich schon sehr, sehr gefestigt gegenüber früher. Sie ist sehr couragiert gefahren und hat nichts anbrennen lassen. Eine starke Sache."
Schild als Maßstab
Im Training sei sie schon manchmal Schild nahegekommen und auch bereits Bestzeiten gefahren. "Es ist dann eine Chance für alle, wenn Marlies mal weg ist", sagte Mandl und meinte Österreicherinnen wie ausländische Läuferinnen gleichermaßen. In den Bewerben lastete im rot-weiß-roten Lager bisher der Druck auf Schild. "Wenn du so eine voraus hast, dann hast du nicht viel Verantwortung, was zu machen. Das war heute anders. Und das muss du dann erst durchdrucken", meinte er.
Technische Stärke setzte sich durch
Und das sei nicht so einfach gewesen, denn die Piste sei in der Spur immer glatter geworden, einige Ausfälle hatte es gegeben. "Wir hatten selten ein Damenrennen auf so einer schwerer Piste", weiß Mandl. Die Athletinnen schwärmten von dem steilen, anspruchsvollen Hang, Mandl fand die eisige Präparierung etwas übertrieben. "Für 50 Prozent der Damen war das schon eher grenzwertig. So viel Eis ist sicher nicht notwendig, um ein attraktives Rennen zu haben. Die technische Stärke setzt sich dann natürlich umso mehr durch."
Hosp und Zettel stark
Ihr Können haben auch Zettel und Hosp bewiesen, die im Finale große Sprünge nach vorne machten. "Für mich ist dieses Ergebnis extrem wichtig, weil ich schon so viele Ausfälle gehabt habe. Ich hoffe, dass das jetzt heute die endgültige Wende war", meinte die Tirolerin Hosp, der es nach dem Riesentorlauf-Ausscheiden am Vortag "extrem schlecht" gegangen war. Zettel hat zum bereits dritten Mal Slalom-Rang fünf in diesem Winter eingefahren. "Jetzt möchte ich dann auch mal wieder was anderes. Im ersten Durchgang hat es mit dem Ski nicht so hingehauen, aber das haben wir super behoben. Wenn mal alles passt, dann geht sicher noch mehr nach vorne."
Kirchgasser überlegt St. Moritz-Antreten
Kommende Woche stehen die Rennen in St. Moritz auf dem Programm. Neben einer Abfahrt zwei Super-Kombinationen, eine mit Abfahrt und Slalom und eine mit Super-G und Slalom. Kirchgasser wird in den kommenen Tagen Super-G trainieren und schauen, wie das Knie darauf reagiert. "Ich werde über einen Start kurzfristig entscheiden. Wenn die Streckenführung über einen Sprung geht, wird das wahrscheinlich zu viel für das Knie. Für die Super-Kombination in Sotschi muss ich auch erst schauen." Sie werde nichts riskieren, denn ihr sei es wichtig, an den letzten drei Wochenenden gut Slalom fahren zu können. Damit meinte sie die März-Rennen in Ofterschwang, Aare und Schladming.