Comeback-Aufreger

Alles Hirscher beim Gletscher-Auftakt in Sölden

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Mit seinem Sensations-Comeback stiehlt Marcel Hirscher beim Weltcup-Auftakt in Sölden endgültig allen die Show. Selbst am Damen-RTL-Samstag wird es gefühlt nur ein Diskussions-Thema geben: Wie gut ist der einst beste Skirennläufer der Welt nach fünfeinhalb Jahren Pause wirklich noch?

Die spannendste Frage ist also geklärt: 2051 Tage nach seinem letzten Weltcup-Auftritt am 17. März 2019 beim Final-Slalom in Andorra (Platz 14) wird sich Marcel Hirscher am Sonntag kurz vor 11 Uhr aus dem 3.040 m hoch gelegenen Starthaus katapultieren. Dank Wildcard wird der Comeback-Star gleich nach den Top 30 mit einer Startnummer um die 33 (die 31 und 32 stehen Vincent Kriechmayr und Linus Straßer als „500-Punkte-Fahrer“ zu) loslegen. Erstmals nicht in einem ÖSV-, sondern in einem Oranje-Rennanzug, was die wenigsten Fans stören wird.

Super-Werbeplattform für eigene Skimarke

Warum wagt Hirscher schon beim Riesentorlauf in Sölden, der als einer der schwierigsten gilt, den Sprung ins kalte Wasser? Egal, wie er sich schlägt: Mehr Werbung für seine Skimarke Van Deer könnte er nicht bekommen. Beim ORF spekuliert man sogar, dass schon im 1. Durchgang die 1-Millionen-Zuschauermarke geknackt werden könnte. „Eine bessere Bühne wird er nicht mehr bekommen“, sagt Olympiasieger Franz Klammer. Marc Girardelli, vor Hirscher (8x Gesamtweltcup) mit 5 großen Kristallkugeln Rekordmann, spricht von einer „Super-Inszenierung“.

Was das Ergebnis beim Riesentorlauf am Sonntag betrifft, wird Hirscher alles zugetraut. Von "einem soliden Top-15-Ergebnis" (Armin Assinger) über "dass er schon bald wieder in die Top 5 reinfahrt" (Peter Schröcksnadel) bis zum Mega-Coup. Für Hermann Maier ist Hirscher "in der Lage, aus dem Stand zu gewinnen. Er wird von den ersten Rennen zu den Siegläufern gehören."

Hirscher selbst hatte bis zum Schluss tiefgestapelt. "Drei bis vier Sekunden" Rückstand auf die Top 15 wollte er noch vor wenigen Wochen im Training gehabt haben. Egal, wie das Ski-Comeback des Jahrzehnts ausgeht: Red Bull Media House begleitet den Weltcup-Hauptdarsteller mit einem Kamerateam - auf die Comeback-Doku können wir uns jetzt schon freuen! 

Und was tut sich sonst beim Auftakt in Sölden? oe24 beantwortet die spannendsten Fragen abseits des Trubels um Marcel Hirscher.

Was können die ÖSV-Läufer?

Zehn Jahre nach dem letzten rot-weiß-roten Sölden-Sieg durch Marcel Hirscher (gewann 2014 mit 1,6 Sekunden Vorsprung auf den Deutschen Fritz Dopfer) wäre schon eine Podest-Platzierung eine Riesen-Überraschung. Allrounder Marco Schwarz (Vorjahrs-Bestzeit nach dem 1. Durchgang, danach wurde im Wetterchaos abgebrochen) ist noch immer verletzt (nach ausgeheilter-Kreuzband-Verletzung stoppte ihn eine Bandscheiben-OP Ende August). Slalom-Weltcup-Titelverteidiger Manuel Feller (32) kam in Sölden noch nicht über einen 12. Platz (2019) hinaus. Den stärksten Eindruck im Training am Sölden-Rennhang machte Stefan Brennsteiner (33), der beim Saison-Finale 2014 in Saalbach als Vierter unser Bester war.

Unsere Damen kämpfen in der Krisen-Disziplin Riesentorlauf seit Jahren um den Anschluss. Die ehemalige Slalomweltcup-Siegerin Katharina Liensberger (27) macht nach drei durchwachsenen Jahren einen neuen Anlauf. Stephanie Brunner (30) hätte Podest-Potenzial, wird aber immer wieder zurückgeworfen. RTL-Spezialistin Julia Scheib (26),  in den letzten Rennen 2023/24 Sechste und Fünfte jagt ihre erste Top-3-Platzierung. ÖSV-Damenchef Roland Assinger gibt sich keinen Illusionen hin: "Auf die Besten fehlen uns noch rund 1,5 Sekunden."

Wer sind die Gejagten?

An Gesamtweltcup-Titelverteidiger Marco Odermatt (27/SUI) führt sowohl im Kampf um die große Kristallkugel, als auch im Riesentorlauf kein Weg vorbei.

Mikaela Shiffrin (29) wird in den nächsten Wochen Geschichte schreiben. Die 25-jährige US-Rennläuferin hält bei 97 Weltcup-Siege - theoretisch kann sie schon am 23. November in Gurgl den "Hunderter" knacken.

Welche Comeback-Stars stehen noch im Fokus?

Vor einem Jahr hatte Paradiesvogel Lucas Braathen (24) in Sölden seinen Rücktritt erklärt - weil ihm der norwegische Verband zu wenig Freiheiten gelassen hatte. Am Sonntag kehrt der Sohn einer Brasilianerin für sein Mutterland an den Start zurück - und zählt auf Anhieb zu den Geheimfavoriten. "Weil er ein ganzes Jahr lang nur das trainiert hat, was er wollte", glaubt ÖSV-Konkurrent Feller.

Bei den Damen-Rennen in Beaver Creek Mitte Dezember will die inzwischen 40-Jährige Lindsey Vonn zumindest als Vorläuferin auf die Rennpiste zurückkehren - und das mit einer Teilprothese im Knie. Ziel der Abfahrts-Olympiasiegerin 2010 und Gewinnerin von 82 Weltcup-Rennen ist aber, wie aus dem US-Team zu hören ist, ein "echtes" Comeback, das ihr wie bei Hirscher dank FIS-Wildcard erleichtert wird.

Das erhoffte Comeback von Aleksander Aamodt Kilde (32), dem herausragenden Speed-Spezialisten der vergangenen Jahre, ist auch neun Monate nach dem Horror-Sturz in Wengen nicht in Sicht. Die schwere Unterschenkel-Verletzung (Wade mit Skikanten bis zum Knochen aufgeschlitzt) ist zwar überraschend gut verheilt, doch die beim Sturz luxierte linke Schulter muss wegen einer Infektion neuerlich operiert werden. Damit fällt Kilde für die komplette WM-Saison 2024/25 aus. 

In Sölden ist der Norweger trotzdem dabei - er wird am Samstag seiner Verlobten Mikaela Shiffrin im RTL die Daumen drücken. Nach den Olympischen Spielen 2026 in Turin werden die beiden übrigens heiraten. Und DAS klingt auf jeden Fall nach einem Happy End!

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