Toni Giger, einst Mastermind der Gold-Generation um Hermann Maier, zieht jetzt beim ÖSV die Fäden für Olympia.
Andere in seiner Situation wären vermutlich noch im Krankenstand. Im November war Toni Giger (58) bei seinem Besuch des Freestyle-Weltcups am Stubaier Gletscher so unglücklich gestürzt, dass er sich einen Trümmerbruch in der Schulter zugezogen hat. Parallel zur Reha rührt der ehemalige Herrenski-Erfolgstrainer an diversen Schaltstellen um. 51 Tage vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking ist für den Salzburger Tausendsassa mehr denn je zu tun.
ÖSTERREICH: Herr Giger, wie geht es Ihnen gesundheitlich?
TONI GIGER: Es wird schon wieder. Autofahren kann ich noch nicht selber. Aber ich war schon wieder beim Biathlon-Weltcup in Hochfilzen und jetzt fahr ich zu den Kombinierern in die Ramsau. Daneben verfolge ich was ich kann im Fernsehen, switche von einem Kanal zum anderen. Die meiste Arbeit kann ich sowieso am Computer erledigen und am Telefon.
ÖSTERREICH: Klingt nach einer ziemlich intensiven Zeit ...
GIGER: Das kann man sagen. Ich muss ja auch alles für Olympia vorbereiten, und dann hält uns die Corona-Pandemie auf Trab. Da gibt es ständig neue Facetten, auf die wir uns einstellen müssen.
ÖSTERREICH: Gibt es einen Masterplan für Olympia?
GIGER: Viele Details, z. B. was die Anreise oder Coronabestimmungen betrifft, sind noch offen. Das genaue Playbook bekommen wir am 21. Dezember vom Veranstalter. Die Spiele in Peking werden sehr speziell, das macht alles noch schwieriger. Mir war es bisher nicht möglich, nach China zu reisen. Aber wir haben bei allen Testwettkämpfen Leute vor Ort, die uns mit Infos versorgen. Zum Glück können wir uns vom ehemaligen ÖSV-Trainer Willi Zechner, der jetzt die chinesischen Alpinen trainiert, wichtige Inputs holen.
ÖSTERREICH: Von den Testwettkämpfen hört man abenteuerliche Geschichten über die Unterkünfte usw.
GIGER: Die Quartiere, die wir gesehen haben, sind im Großen und Ganzen okay. Aber ich sag meinen Leuten immer: Es bringt nix, zu jammern, wer sich narrisch machen lässt, hat schon verloren.
ÖSTERREICH: Werden alle ÖSV-Athleten bei Olympia geimpft sein?
GIGER: Davon gehe ich aus, wir haben jetzt schon eine Durchimpfungsrate von 97 Prozent.
ÖSTERREICH: Hat sich Franziska Gritsch eigentlich schon impfen lassen?
GIGER: Dazu gebe ich keinen Kommentar ab.
ÖSTERREICH: Reden wir über Erfreulicheres: Neben den Alpinen fallen auch aktuelle Sieger wie Skispringerin Kramer, Kombinierer Lamparter, Snowboard-Crosser Hämmerle oder Freestyler Svancer in Ihren Verantwortungsbereich. Das könnten doch richtig erfolgreiche Spiele werden, oder?
GIGER: Wir sind auf einer breiten Erfolgswelle in die Saison gestartet. Das heißt, wir haben in so ziemlich allen Olympia-Disziplinen echte Medaillenchancen.