Vor seinem vorletzten Wochenende als Herrenchef der scheidende Herrenchef mit ÖSTERREICH.
Für Insider kommt der Rücktritt des Erfolgstrainers nicht ganz überraschend. Acht Jahre lang packte Puelacher an vorderster Front an. Er ließ sich auch nach Kritik über zu wenig Erfolge nach dem Hirscher-Rücktritt nicht aus der Bahn werfen, ließ sich nie verbiegen. Zuletzt war von „harten Diskussionen“ mit Sportdirektor Toni Giger die Rede.
ÖSTERREICH: Herr Puelacher, noch einmal zum Mitschreiben: Warum hören Sie mit Saisonende auf?
ANDREAS PUELACHER: Ich hatte wie ich schon gesagt ein längeres Gespräch mit Toni Giger. Es wurde über die Jahre immer diskutiert, oft auch hart. Mir ging es immer um die Sache und darum, was am besten für die Mannschaft ist. Da schon in drei Jahren eine Heim-WM ansteht und danach Olympische Spiele, tut der Mannschaft frischer Wind ganz gut.
ÖSTERREICH: Patrick Ortlieb, neue starke Mann im ÖSV-Präsidium, würde Sie gerne halten, eventuell im Nachwuchsbereich. Können Sie sich das vorstellen?
PUELACHER: Klar kann ich mir das vorstellen, wenn das Angebot gut ist. Ich arbeite gerne draußen am Mann und dabei muss ich nicht im Rampenlicht stehen.
ÖSTERREICH: Gibt‘s eigentlich schon Angebote aus dem Ausland?
PUELACHER: Spruchreif ist nix.
ÖSTERREICH: Könnten Sie sich prinzipiell vorstellen, für einen Konkurrenz-Verband zu arbeiten?
PUELACHER: Vorstellen kann ich mir alles. Aber das müsste ein Topangebot sein, da reden wir nicht über den Nachwuchs. Im Laufe der Jahre hab ich mir doch einen gewissen Ruf erarbeitet.
ÖSTERREICH: Was nehmen Sie aus Ihrer letzten Saison mit?
PUELACHER: Dass wir bei Olympia wie bei den Großereignissen davor wieder richtig gut abgeschnitten haben. Und dass ich eine super Mannschaft übergebe.
ÖSTERREICH: Wobei ausgerechnet ein Athlet, der vor Saisonbeginn aus dem Kader geflogen war, bei Olympia am erfolgreichsten war ...
PUELACHER: Ja, der Hannes Strolz, den ich rausgeworfen hab. Aber ich habe immer alle Türen offen gelassen, und das weiß er auch. Er weiß, dass er seine Ausbildung beim ÖSV bekommen hat, und er ist auch nach seinen Olympia-Medaillen am Boden geblieben. Hannes war zwölf Jahre Kader-Athlet und vier Monate nicht.
ÖSTERREICH: In Flachau hat er den Sieg und damit die Chance auf die Slalom-Kugel verschenkt ...
PUELACHER: Aber dann wär die Gschicht schon fast zu kitschig geworden.
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie Fellers Chancen auf den Sieg im Slalomweltcup?
PUELACHER: Seine Chance ist sehr intakt. Hannes Reichelt hat 2008 gegenüber Cuche im letzten Rennen 99 Punkte aufgeholt. Und wenn wir auch noch die Herren-Nationenwertung gewinnen, bin ich super zufrieden.