Pinturault sichert sich kleine Kristallkugel in Kombi.
Die erste Kristallkugel im alpinen Weltcup-Winter 2015/16 geht nach Frankreich. Alexis Pinturault eroberte am Freitag in Chamonix mit dem Sieg in der Kombination auch die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Disziplinenwertung. Der 24-jährige gewann 0,27 Sekunden vor Dominik Paris aus Italien und 0,57 Sek. vor Landsmann Thomas Mermillod Blondin. Bester Österreicher war Romed Baumann als 15.
Pinturault (220 Punkte) setzte sich vor Mermillod Blondin (170) und Kjetil Jansrud (165) durch. Der Norweger musste sich mit dem fünften Tagesrang (0,72) zufriedengeben. Drei Kombination wurden in diesem Winter absolviert: Wengen, Kitzbühel und eben Chamonix. Pinturault hatte in Kitzbühel vor Muffat-Jeandet und Mermillod Blondin einen französischen Dreifachsieg angeführt, Jansrud in Wengen vor Aksel Lund Svindal triumphiert.
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Hirscher im Gesamtweltcup weiterhin vorn
Im Gesamtweltcup liegt weiter Titelverteidiger Marcel Hirscher mit 1.045 Zählern voran. Der Salzburger machte den Trip nach Chamonix nicht mit, trainierte stattdessen in der Heimat für die in der kommenden Woche anstehenden Technikbewerbe. Da sein norwegischer Verfolger Henrik Kristoffersen (957) bis dato auf Weltcup-Level keine Kombinationen bestreitet und der Dritte Svindal (916) die Saison aufgrund seiner in Kitzbühel erlittenen Knieverletzungen vorzeitig beenden musste, änderte sich an der Spitze nichts.
Wetter sorgte für Veränderungen
Eine nicht unwichtige Rolle für die Entscheidung spielte das Wetter. Aufgrund von heftigen Schneefalls und Nebels, der sich wie befürchtet auf der Piste breitgemacht hatte, war bereits in der Früh das Programm gekippt und der Slalom der Abfahrt vorgezogen worden. Dadurch hatte das Organisationsteam mehr Zeit, um die Abfahrtsstrecke vom Schnee zu befreien. Weil sich der Nebel aber als recht hartnäckig erwies, musste am Nachmittag auch an der Abfahrt "herumgedoktert" werden.
Dreimal wurde die Startzeit nach hinten verschoben, zudem auf verkürzter Strecke gefahren. Damit fehlten den Abfahrern unter den Kombinierern etwa 30 Fahrsekunden, um die zur Halbzeit in Front liegenden Stangenartisten einzuholen. Dem Techniker Pinturault, der in der Vorwoche den Riesentorlauf im japanischen Naeba gewonnen hatte, kam das selbstredend zugute. Dabei hatte sich der Halbzeit-Führende, der das Slalom-Klassement vor Mermillod Blondin und Muffat-Jeandet angeführt hatte, in der "Mittagspause" noch beklagt.
Es war alles dabei: Gewinnerlächeln und Heiratsantrag
Pinturault berichtete von einem "zu geraden Lauf" auf einer ohnehin schon eher einfachen Piste. Das hätte seiner Meinung nach den Abfahrern einen Vorteil verschafft. Am Ende war der Blondschopf aus Courchevel aber überglücklich. "Das bedeutet sehr viel für mich. Es ist unglaublich, bei einem Heimrennen zu gewinnen", sagte er im TV-Interview nach seinem dritten Saisonsieg und seinem insgesamt zwölften Erfolg im Weltcup. "Nach dem Slalom war es sehr tough für mich. Ich habe nicht viel Vorsprung auf Jansrud gehabt. Aber ich habe mich voll konzentriert und alle Gleiterqualitäten ausgepackt."
Besondere Glücksgefühle gab es bei der Siegerehrung auch für Mermillod Blondin: Coram publico machte er seiner Freundin einen Heiratsantrag, der positiv beantwortet wurde.
Bescheiden liest sich das Ergebnis aus österreichischer Sicht. Baumann, der 2012 in Chamonix die Kombination gewonnen hatte, legte als Slalom-19. in der Abfahrt zu und verbesserte sich auf Rang 15. Vincent Kriechmayr fiel als Halbzeit-15. zwei Plätze zurück und kam auf Position 17, Christian Walder wurde 35. Einige Downhill-Spezialisten - wie die Österreicher Hannes Reichelt und Patrick Schweiger oder der Schweizer Beat Feuz - hatten wegen der Programmänderung auf ein Antreten im Slalom verzichtet. Frederic Berthold und Otmar Striedinger schieden aus.
Baumann übt Selbstkritik
Baumann haderte mit den Verhältnissen und seiner eigenen Leistung im Slalom, in dem ihm ein schwerer Fehler unterlaufen war. "Es ist alles zusammengekommen. In der Abfahrt ist die Spur mit der Zeit immer schneller geworden", sagte der Tiroler. "Hätte ich den Fehler im Slalom nicht gehabt, hätte ich in der Abfahrt auch eine gute Startnummer gehabt." Bestzeit in der Abfahrt stellte übrigens der Franzose Blaise Giezendanner auf, der mit Nummer 39 als Zehnter noch die Top Ten knackte.
Grundsätzlich war Baumann angesichts der durch Wetter und Verschiebungen zustande gekommenen Umstände ziemlich sauer. "Es ist gut, wenn es eine Kristallkugel für die Kombination gibt. Aber das heute war nur mit Gewalt." Sowohl Abfahrt als auch Slalom hätten dem Weltcup-Standard nicht genügt. "Sie müssen sich mit diesem Bewerb etwas überlegen. Mit der Kristallkugel für dieses Rennen und den drei Rennen insgesamt wertet man alle übrigen Kristallkugeln ab", kritisierte auch ORF-Experte Hans Knauß.
Am Samstag folgt in Chamonix noch die Spezial-Abfahrt. Der Start ist für 12.15 Uhr geplant. Der Wetterbericht lässt nicht auf das Beste schließen: Über Nacht könnte es erneut Schneefälle geben.