Vierschanzentournee
Darum siegen die ÖSV-Adler
27.12.2016Ex-Sieger Kraft und Hayböck zählen zum Favoritenkreis.
Die Begeisterung um die Vierschanzen-Tournee ist auch vor der 65. Auflage ungebrochen. Der Auftaktbewerb am Freitag (16.45 Uhr/live ORF eins und im oe24-LIVE-TICKER) in Oberstdorf war mit 25.000 Skisprung-Fans bereits vier Tage zuvor ausverkauft. Podestplätze in den einzelnen Bewerben und der Gesamtsieg sind die Ziele des ÖSV-Teams.
Im siebenköpfigen Aufgebot von ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin stehen drei Neulinge und vier Routiniers. Stefan Kraft hat 2014/15 für den siebenten und bisher letzten Erfolg eines Österreichers gesorgt. Michael Hayböck war damals Zweiter und zuletzt Gesamt-Dritter. Die Zimmerkollegen zählen dank ihrer bisherigen Saisonleistungen erneut zu den Mitfavoriten.
Adler auf Platz eins
Andreas Kofler, der Gesamtsieger von 2009/10, und Manuel Fettner waren mit ihren guten Platzierungen (u.a. jeweils einmal Rang drei) mitverantwortlich dafür, dass Österreich nach längerer Zeit wieder im Nationencup führt. Entsprechend optimistisch ist der Cheftrainer vor dem ersten Höhepunkt des WM-Winters.
"Die Mannschaft ist so stark, dass immer einer auf das Podium springen kann. Das wird das Ziel sein von Wettkampf zu Wettkampf", sagte Kuttin der APA. Wenn das gelinge, sei auch in der Gesamtwertung viel möglich. "Es gibt einige Favoriten. Unser Ziel ist es, um den Sieg mitzuspringen. Dabei wollen wir aber immer von Wettkampf zu Wettkampf denken."
Kraft als "Mister Konstanz"
Bei der Tournee ist Konstanz gefordert, und die hat Stefan Kraft mit Top-Ten-Rängen in allen sieben bisherigen Saisonbewerben bewiesen. "Ich möchte weiterhin so gut hüpfen. Und natürlich möchte ich am Schluss um etwas kämpfen", sagte der 23-jährige Salzburger vor seiner vierten kompletten Tournee. Am Ende in Bischofshofen ganz oben zu stehen, sei das große Ziel.
Ein vergoldeter Adler ist die Trophäe für den Gesamtsieg, und ein Abbild des Königs der Lüfte ziert nun auch den Helm des Pongauers Kraft. Sein Freund Hayböck hat wie zuletzt einen Hai auf den Kopfschutz gezeichnet.
Der Oberösterreicher hat bei der Generalprobe in Engelberg nach Rückenproblemen seinen fünften Weltcupsieg gefeiert. "Andere sind beständiger gesprungen. Aber ich habe schon gewonnen, das gibt viel Selbstvertrauen. Ich bin jedenfalls sehr zuversichtlich", erklärte der 25-Jährige.
Prognosen wollte Hayböck nicht abgeben. "Ich möchte vorne noch gut dabei sein, wenn wir nach Österreich kommen", umschrieb er sein Ziel. Nach Oberstdorf und dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen (14.00 Uhr) stehen den Österreichern in Innsbruck (4.1./14.00 Uhr) und Bischofshofen (6.1./16.45 Uhr) zwei Heimbewerbe ins Haus. Bischofshofen ist die Lieblingsschanze von Kraft und Hayböck.
Drei Youngsters im Aufgebot
Markus Schiffner (OÖ/24 Jahre), Florian Altenburger (S/23) und Elias Tollinger (T/21) sind bei der Tournee erstmals von Beginn an dabei. "Sie kommen mit einer guten Form. Sie sollen auf die einzelnen Bewerbe fokussiert bleiben in einem aufregenden Umfeld", sagte Kuttin. Der Coach will das Trio keinem allzu großen Druck aussetzen.
Im Vorjahr war Peter Prevc nach drei Siegen als Topfavorit ins Allgäu gereist, diesmal ist es sein erst 17-jähriger Bruder Domen. Vier Siege und einen zweiten Platz hat der Slowene mit dem riskant erscheinenden Stil eingeflogen. Mit seinen Leistungen verblüfft er die Konkurrenz. Es werde spannend, zu sehen, wie lange das Hoch des Teenagers noch andauere, meinte Hayböck.
Stoch, Freund, Prevc
Außer Domen Prevc und Hayböck haben auch noch der Pole Kamil Stoch und der Deutsche Severin Freund (je einmal) in der bisherigen Saison gewonnen, der Norweger Daniel Andre Tande war dreimal Zweiter. Tournee-Titelverteidiger Peter Prevc könnte im Training im Vorfeld seine jüngsten Probleme behoben haben und würde dann ebenfalls zu den Kandidaten auf den Gesamtsieg zählen.
"Die Dichte an der Spitze ist noch größer geworden, das Niveau ist brutal hoch. Es braucht acht annähernd perfekte Sprünge, um vorne zu sein", weiß Hayböck.
Domen Prevc lässt sich vor dem Tournee-Auftakt keine Nervosität anmerken. "Mein Team ist großartig und gibt mir jede Unterstützung. Ich habe bei meinem Bruder Peter miterlebt, wie das ist, wenn man ein Springen nach dem anderen gewinnt. Das ist also nicht ganz neu für mich", sagte er in Engelberg.
Sein Umfeld schirmt den Weltcup-Spitzenreiter dennoch strikt ab. Interviewanfragen werden abgelehnt, Domen Prevc steht nur bei den offiziellen Pressekonferenzen der Top drei nach den Bewerben für Fragen zur Verfügung.