Deutscher überrascht in Kitzbühel alle. Im Interview staunt er selbst!
Thomas Dreßen konnte es selbst kaum glauben, als er auf die Anzeigetafel blickte: In 1:56,15 Minuten bändigte er die Brutalo-Streif - und schockte damit die Favoriten. Beat Feuz hatte wie der Sieger ausgesehen, dahinten lagen Hannes Reichelt und Vincent Kriechmayr. Es schien, als würde uns der Schweizer den Heimsieg klauen.
Aber der Deutsche hatte etwas dagegen: Mit Startnummer 19 stürzte sich Dreßen die Kitzbüheler Abfahrt runter - und traute seinen Augen nicht, als er plötzlich zwei Zehntel Vorsprung aufleuchten sah. "Ganz ehrlich: Ich dachte mir, die wollen mich verarschen", scherzte der 24-Jährige.
Er sagte im ORF-Interview: "Ich war selbst überrascht, dass es heute so gut gelaufen ist. Im Training habe ich mir noch schwer getan, speziell im Steilhang." Am Samstag schlug seine Stunde. Dreßen profitierte auch von der Sonne, die sich bei seiner Fahrt durch die Wolken blinzelte. "Ich muss mich bei Hannes (Anm.: Reichelt) bedanken - er hat mir die Nummer eins weggenommen, die hätte sonst ich gewählt."
Das ist der Überraschungs-Mann
Auf den Mund gefallen ist der Garmisch-Partenkirchener nicht. Sogar die Frage nach dem letzten DSV-Triumph konnte er beantworten: 1979 gewann Sepp Ferstel sen. den Klassiker zum zweiten Mal in Folge. Dreßen wusste das, "weil ich mit seinem Sohn in der Franz-Klammer-Gondel hochgefahren bin - da hat mir Josef davon erzählt".
Aber wer ist der Sensations-Mann? Skifahrerisch ausgebildet wurde er ausgerechnet in Österreich, besuchte das Skigymnasium Saalfelden. Im Februar 2015 gab Dreßen sein Weltcup-Debüt, stand im Dezember 2017 in Beaver Creek als Dritter erstmals auf dem Stockerl. Nun gelang ihm der große Wurf.
"Es ist der Wahnsinn. Von klein auf träumt man davon, in Kitzbühel zu gewinnen", so Dreßen. Zu den ersten Gratulanten zählte Felix Neureuther, der nach Kreuzbandriss die Saison beenden musste.