Zagreb, Slalom

Feller fädelt ein - Hirscher fällt zurück

05.01.2017

Halbzeit-Führender scheitert am zweiten Tor. Hirscher wird Sechster.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Henrik Kristoffersen hat erstmals in diesem WM-Winter bei einem Slalom-Antreten nicht gewonnen. Bezwungen wurde der Norweger am Donnerstagabend in Zagreb aber nicht von Marcel Hirscher, sondern von Manfred Mölgg und Felix Neureuther. Hirscher wurde in einem grenzwertigen Rennen mit Schneefall und Sturm, das zur Halbzeit Teamkollege Manuel Feller angeführt hatte, hinter Michael Matt nur Sechster.

+++ Zagreb-Slalom: Das Ergebnis im Überblick +++

Hirscher war zum ersten Rennen des Jahres mit der Chance auf einen historischen vierten Sljeme-Sieg in Serie angetreten. Am Ende verpasste er sogar seinen angepeilten 100. Podiumsplatz.

Schon in Durchgang eins fand der Salzburger bei dichtem Schneetreiben trotz Flutlichts die schnellste Linie nicht. In der windigen Entscheidung lief dann für den Österreicher ausgerechnet auf dem Kurs seines Trainers Michael Pircher gar nichts mehr.

"Heute war nicht mein Tag"

Der Gewinner von 19 Weltcup-Slaloms war nach der nur neuntbesten Laufzeit etwas ratlos. "Ich weiß nicht wirklich, was los war. Ich war am Ende froh, dass ich es ins Ziel geschafft habe", wunderte sich der Weltcup-Führende. Abgesehen von seinen Ausfällen in Wengen und Naeba war er zuletzt im März 2015 in Kranjska Gora bei einer Zielankunft ebenfalls als Sechster nicht auf dem Slalom-Podest gewesen.

"Das war heute nichts. Ich hatte bei jedem Schwung das Gefühl, wegzurutschen", deutete er aber ein möglicherweise falsches Setup an. "Schade, dass so eine Serie zu Ende geht. Heute war nicht unbedingt mein Tag."

Das musste sich am Ende auch Feller sagen. Trotz Startnummer 21 hatte der Tiroler zunächst im dichten Schneetreiben einen wilden Ritt zur ersten Halbzeitführung seiner Karriere hingelegt. In der Entscheidung fädelte er dann schon beim zweiten Tor ein.

Feller sieht Missgeschick locker

"Das ist schon den Besten passiert", schüttelte sich der ehemalige Junioren-Weltmeister aus Fieberbrunn ab. "Ich habe mir geschworen, wenn ich jemals in der Situation bin, im zweiten Durchgang als Letzter oben zu stehen, ziehe ich nicht zurück, sondern fahre auf Sieg. Das habe ich probiert. Fehler passieren, wenn man am Limit fährt."

© APA

(c) APA

Das erste Herrenrennen des Jahres 2017 hatte es wahrlich in sich. Zum Teil dichtester Schneefall sorgte dafür, dass mit Feller vor dem französischen Veteranen Julien Lizeroux (37) und dem Sensations-Amerikaner Mark Engel (Startnummer 45) drei Außenseiter zur Halbzeit voran lagen. Das von Hirscher (4.) und Kristoffersen (6.) umrahmte Verfolgerquartett war durch nur drei Hundertstel getrennt.

Orkanartiger Sturm wirbelte dann aber die ersten drei vom Podest und aus dem Hundertstelkrimi wurde ein K.o.-Rennen, weil nach 21 Fahrern im ersten Lauf im 30er-Finale gleich weitere acht Läufer bei widrigsten Bedingungen in den Schnee mussten. Darunter auch Engel und neben Feller auch der Halbzeit-Zehnte Marco Schwarz aus Österreich. Marc Digruber hatte schon in Lauf eins eingefädelt.

So kam es, dass Mölgg vor den Augen von Alberto Tomba nach fast acht Jahren (1. Februar 2009 in Garmisch) der dritte Weltcupsieg gelang. "Es ist nicht leicht, mit den jungen Burschen mitzuhalten. Aber ich habe viel trainiert", sagte der 34-Jährige Fischer-Fahrer aus Südtirol. Motiviert hatte ihn schon am Saisonstart in Levi seine Schwester Manuela. "Fahr schnell oder fahr heim", hatte sie ihm damals unverblümt geraten.

Matt als bester Österreicher

Hirscher baute durch die 40 Punkte für Rang sechs seine Führung auf den Norweger Kjetil Jansrud etwas aus. Auch im Slalom führt der fünffache Weltcup-Gesamtsieger weiter vor dem Zagreber Tagesdritten Kristoffersen. Nach seinen drei Zagreb-Siegen 2012, 2013 und 2015 (2014 wurde abgesagt) hätte Hirscher diesmal die Chance gehabt, als erster Fahrer vier Mal in Folge auf demselben Hang einen Slalom zu gewinnen. Die 100 Podestplätze von Marc Girardelli kann er nun am Wochenende in Adelboden knacken. Mehr hat nur noch Ingemar Stenmark (155).

Bester Österreicher wurde Matt, der Weltmeister-Bruder hatte schon in Levi mit Platz zwei brilliert. "Wieder ein super Ergebnis. Und das, obwohl ich mein echtes Skifahren nicht zeigen habe können", sagte der 23-Jährige vom Arlberg. Der heftige Wind habe zwar gestört, "war aber für alle mehr oder weniger gleich". Matts Resümee: "Fünfter ist eigentlich ein Wahnsinn."

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel