6 Wochen vor Auftakt

Heiße Diskussion: Kommen jetzt Ski-Weltcuprennen im Sommer?

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Sechs Wochen vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden tritt der Schweizer Ski-Präsident Urs Lehmann eine heiße Diskussion los: Warum fahren wir nicht wieder Weltcup-Rennen in Südamerika?

Dieser Tage trainieren fast alle Top-Nationen im südamerikanischen Winter. ÖSV-Herrenchef Marko Pfeifer meldete sich aus La Parva (Chile) bei oe24: "Wir trainieren hier auf einem tollen Abfahrts-Kurs mit Sprüngen, Gleitkurven und 140-km/h-Passagen, und das bei Top-Bedingungen." Ganz in der Nähe unserer Speed-Truppe trainieren ÖSV-Teams im nahen El Colorado und in Valle Nevado. Zuvor war Pfeifer mit unserem Technik-Team im argentinischen Ushuaia. Der gigantische Aufwand, mit Rennläufern, Trainern und Serviceleuten für über ein Monat nach Südamerika zu übersiedeln sei, so Pfeifer, heutzutage unumgänglich, um international konkurrenzfähig zu bleiben.

ÖSV-Herrenchef Pfeifer: "Eine gute Idee!" 

Die Konkurrenz macht es nicht anders. Also, warum nicht, wie Lehmann in der Schweizer Tageszeitung Blick anregt, nicht gleich dort mit Rennen beginnen? Der ehemalige Abfahrts-Weltmeister: "Die meisten Teams trainieren um diese Jahreszeit sowieso in Argentinien und Chile. Deshalb würde es durchaus Sinn machen, wenn in dieser Region auch Weltcuprennen ausgetragen würden."

Sommer-Rennen in Argentinien gab's schon 1985 & 1986

Pfeifer: "Eine gute Idee! Für uns wäre es auch wertvoll, nach einer langen Trainingsphase wieder Rennen zu haben." Dabei ist die Idee nicht neu: Bereits Im Sommer 1985 und 1986 gab's jeweils Doppel-Abfahrten im argentinischen Las Lenas. Die letzte Abfahrt dort am 16. August 1986 war die Schweizer Legende Pirmin Zurbriggen vor Olympiasieger Leo Stock. "Das war eine tolle Sache", erinnert sich der frühere ÖSV-Herrenchef Hans Pum (70). Ein Jahr später musste der Speed-Auftakt abgesagt werden, "trotzdem haben wir super trainiert dort." Doch die Sponsoren waren weg, und damit auch die Rennen.

Jahre später übersiedelte der Weltcup für Technik-Rennen nach Neuseeland (Mount Hutt) und Australien (den letzten August RTL 1990 in Mount Hutt gewann Freddy Nyberg vor Lasse Kjus). Der fünfmalige Gesamtweltcup-Sieger Marc Girardelli der damals bei allen Überseerennen dabei war, erinnert sich: "Ende der 1980er, Anfang der 1990er-Jahre herrschte eine Aufbruchsstimmung. Wir hatten toll organisierte Rennen und in Neuseeland mehr Zuschauer an mach heutigen Weltcup-Orten." 

Ex-Alpinchef Pum: "Top-Bedingungen in Argentinien und Chile"

Pum über ein mögliches Revival der Sommer-Rennen: "Finde ich gut. Jetzt hätten wir gute Verhältnisse für Speed-Rennen in Argentinien und Chile." Das wäre sogar nachhaltig, "weil ja die meisten Teams eh dort sind." Ein weiterer Vorteil, so Pum: "Es würde uns finanziell entlasten." Weil der Verband nur mehr einen Teil der Übernachtungs- bzw. Reisekosten übernehmen müsste. Pum gerät bei dieser Idee sogar ins Schwärmen: "Und in Australien könnte man eine Technik-Serie fahren lassen."

Was auch Lehmann unterstützen würde: "Wir nennen unser Format Weltcup, und deshalb sollten wir auch in möglichst vielen Erdteilen Weltcuprennen bestreiten. Nur so kann unsere Sportart wachsen. Ich habe in den letzten Wochen diverse Ski-Stationen in Südamerika besucht. Einige dieser Stationen bringen das Potenzial für Weltcuprennen mit." 

Wie steht eigentlich der offizielle ÖSV zu dieser Idee? "Dazu braucht es einen Plan und eine Strategie", sagt Ski-Austria-Generalsekretär Christian Scherer. Erste Vorgespräche mit dem Weltverband könnte es schon in wenigen Tagen bei der FIS-Herbsttagung geben.

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