Ski-Star Marcel Hirscher siegte in Levi trotz Krankheit.
Österreichs Herren ist im ersten Slalom der WM-Saison am Sonntag in Levi der erste Doppelsieg seit 2013 gelungen. Und wie damals siegte auch diesmal Marcel Hirscher in Finnland vor Matt. Diesmal aber nicht vor Mario, sondern vor dessen jüngeren Bruder Michael. Mit seinem 40. Weltcupsieg übernahm Hirscher auch die Weltcup-Gesamtführung.
Das ÖSV-Double im Hohen Norden toppte eine insgesamt extrem starke Vorstellung von Österreichs Slalom-Herren. Dabei hatte Hirscher den Vortag wegen einer schmerzhaften Mittelohrentzündung und Fiebers im Bett verbringen müssen. Und Manuel Feller stellte als Fünfter wie Matt ebenfalls eine persönliche Bestleistung auf.
Schwarz schied aus
Marco Schwarz hätte sogar einen rot-weiß-roten Dreifachsieg sicherstellen können. Der starke Halbzeit-Zweite aus Kärnten schied aber beim Angriff auf seinen ersten Weltcupsieg aus.
So triumphierte am Ende einmal mehr und überlegen Hirscher. Das Einzige, das der ewige Skeptiker aus Salzburg nach zweimaliger Laufbestzeit und seinem mit gleich 1,3 Sekunden Vorsprung sichergestellten Jubiläumssieg kritisch anmerkte war, dass mit dem Norweger Henrik Kristoffersen der Vorjahressieger gefehlt hatte.
Härtester Gegner nicht dabei
"Damit war der Schnellste des Vorjahres nicht dabei", sagte Hirscher, der wie am Vortag seine Atomic-Markenkollegin Mikaela Shiffrin ein weiters Baby-Rentier übernahm. Gesamt hat der fünffache Weltcupsieger nach zwei Rennen 56 Punkte Vorsprung, weil Sölden-Sieger Alexis Pinturault in Levi nur Elfter wurde.
Im Gegensatz zum Prachtwetter am Vortag bei den Damen mussten die Herren ihren ersten Saisonslalom bei dichtem Nebel absolvieren. Vereiste Brille und trotz Flutlicht schlechte Sicht verlangten den Fahrern schon im ersten Durchgang alles ab.
Hirscher und Co. ließen sich davon aber nicht aus dem Tritt bringen. Trotz seines trainingsfreien Samstages legte Hirscher sowohl auf der oberen und flachen "Märchenweise" (Hirscher) als dann auch im Steilhang "Levi Black" zum dritten Mal in Folge in Levi Halbzeit-Bestzeit hin. Schwarz sorgte mit nur 0,21 Sek. Rückstand für eine ÖSV-Doppelführung vor Felix Neureuther und dem Sensations-Briten Dave Ryding auf Rang vier.
Starke Slalom-Truppe
Michael Matt war als Sechster zunächst der Mann mit der höchsten (26) Startnummer in den Top Ten und bestätigte damit ebenfalls die guten Eindrücke vom Vorbereitungs-Training in Schweden. Marc Digruber (12.), Feller (16.) und Christian Hirschbühl (30.) ergänzten das Feld der sechs von acht Österreichern, die es ins Finale schafften.
Gleich 25 der 85 Starter kamen nicht ins Ziel. Der schwedische Mitfavorit Andre Myhrer wurde nach oberster erster Bestzeit und einem Ausflug in die finnischen Wälder disqualifiziert. In der Entscheidung bei anhaltendem Nebel hatten Hirscher und Matt den besten Durchblick. Hirscher hatte sich in der Pause erneut ins Hotelzimmer zurück gezogen und legte danach eine erneute Bestzeit hin. Matt reichte die achtbeste Zeit, um sich vor dem Südtiroler Manfred Mölgg seinen ersten Podestplatz zu sichern.
Der nächste Matt
Der 23-jährige Arlberger wandelte damit auf den Spuren seines zurückgetretenen Bruders und Doppelweltmeisters Mario, der in Levi Zweiter und Dritter geworden war. Er toppte seinen bisher sechsten Platz als bestes Ergebnis klar. "Der zweite Lauf war nicht fehlerfrei, aber natürlich bin ich überhappy mit so einem Platz", sagte Matt und gab zu: "Marcel wäre nicht zu biegen gewesen."
Zum Pechvogel wurde Schwarz. Der Kärntner, der im Vorjahr mit dritten Plätzen in Madonna und Naeba schon zwei Mal auf das Podest gekommen war und wie im März in St. Moritz Halbzeit-Zweiter war, hatte in der Entscheidung schon oben einen groben Fehler. Nach dem zweiten gab er dann auf.
Happy war hingegen Feller. Der Junioren-Weltmeister von 2013 hat nach einem Bandscheibenvorfall im Dezember 2014 andauernde Rückenprobleme und noch etwas Trainingsrückstand. "Umso glücklicher bin ich, dass das heute so aufgegangen ist", jubelte der 24 jährige vom SC Fieberbrunn.
Packendes Finale
Levi lieferte am Ende ein mitreißendes Finale. Als der Halbzeit-Dritte Felix Neureuther zurückgefallen war, war bei einer Führung von Matt und nur noch Schwarz und Hirscher am Start klar, dass es einen österreichischen Sieg geben würde. Schwarz patzte, aber Hirscher fuhr mit einer Ausnahme einmal mehr wie auf Schienen zum Sieg.
Und das trotz seiner gesundheitlichen Problem, die einen Start zunächst fraglich erscheinen hatte lassen und obwohl er sich im Training noch nicht ganz an der Spitze gesehen hatte. "Ich hatte heute keine Schmerzen mehr. Samstag war's echt übel, aber heute ging es", sagte Hirscher. "Und das Skifahren hat auch dazu gepasst." Die Leistungen seiner jungen Teamkollegen rang ihm Respekt ab. "Ich habe mit meinen Geheimtipps also keine Blödsinn geredet", ulkte er.