36. Abfahrtssieg! US-Star knackt in Zauchensee Rekord von Moser-Pröll.
Lindsey Vonn hat wie erwartet die Sprint-Abfahrt in Zauchensee gewonnen und damit ein weiteres Kapitel Skigeschichte geschrieben. Die 31-jährige Amerikaner gewann am Samstag überlegen und exakt eine Sekunde vor der Kanadierin Larisa Yurkiw, als Dritte holte die Steirerin Cornelia Hütter erneut einen Podestplatz. Vonn hat nun 36 Abfahrten gewonnen, so viel wie vor ihr nur Annemarie Moser-Pröll.
Nur 14 Siege bis Allzeit-Rekord
Die Salzburger Jahrhundertsportlerin war im Ziel Augenzeugin des bereits 72. Weltcupsieges von Vonn, der damit nur noch 14 Siege auf die absolute Weltcup-Bestmarke von Ingemar Stenmark (86) fehlen. Trotz Jetlag nach US-Kurzurlaub über Silvester ließ die Ausnahmeskifahrerin aus Minnesota bei ihrem ersten Rennauftritt des Jahres 2016 keinen Zweifel aufkommen, dass sie nun mit aller Kraft auf den fünften Gesamtsieg los geht. Weil Lara Gut schon in Lauf eins ausschied, hat Vonn vor dem Super-G am Sonntag nur noch 58 Punkte Rückstand auf die Schweizerin.
Riesen-Vorsprung
Vonn setzte in der insgesamt neunten Sprint-Abfahrt bei den Damen, der ersten seit 14 Jahren, gleich in Lauf eins mit 0,91 Sekunden Vorsprung auf Yurkiw die Pace. Wie es sich dann als Letzte der 30er-Finalentscheidung fährt, hatte die einzige Starterin, die schon 2002 in Schweden beim letzten "Sprint" dabei gewesen war, am Vortag bereits im Abschlusstraining erfolgreich "geübt".
"Aufgrund meines großen Vorsprungs musste ich dann im zweiten Lauf nicht mehr voll riskieren. Das Licht war schon schlecht, der Kurs bereits rippig", machte Vonn klar, dass ihr auch eine Art "Sicherheitslauf" zur erneuten Bestzeit genügt hatte. "Eigentlich war dass ein perfekter Tag für mich", freute sich Vonn. "Dieser Sieg und der Rekord bedeuten für mich sehr viel, denn Annemarie ist eine echte Legende in unserem Sport", sagte Vonn.
Niemand kam an Lindsey ran
Letztlich konnte ihr bei zweimaliger Bestzeit keine Konkurrentin das Wasser reichen. Am nächsten kam noch die vom Österreicher Kurt Mayr trainierte "Einzelkämpferin" Yurkiw. Angefeuert von ihrem oberösterreichischen Fanclub holte die Chefpilotin des privaten "Team Larisa" ihren insgesamt dritten Weltcup-Podestplatz.
Hütter triumphiert für ÖSV
Für Österreich holte einmal mehr Hütter die Kastanien aus dem Feuer. Mit den Plätzen vier und drei raste die Steirerin zum bereits vierten Mal in diesem Winter auf das Podest, allerdings mit bereits 1,66 Sekunden Rückstand auf Vonn. Hoffnungen auf den Sieg hatte sich die angriffslustige Kumbergerin nach Lauf eins nicht mehr wirklich gemacht. "Dazu hätte sich Lindsey wohl komplett einbauen müssen", war Hütter bewusst.
Vollgas bleibt ihr Motto
Letztlich reichte vollstes Risiko zumindest für Platz drei. Zwei Mal legte sich Hütter in der Entscheidung fast hin, "Vollgas" ist und bleibt ihr Motto. "Das waren heute 120 Prozent Risko, vielleicht ein bissl zu wenig Skifahren", erklärte Hütter. Zum Sprint-Format meinte sie: "Das war heute von der Spannung her nicht zu toppen. Aber nochmals machen meine Nerven so etwas nicht mit", lachte sie.
Als Fünfte und zweitbeste Österreicherin bestätigte Nicole Schmidhofer ihre starken Trainingsleistungen. "Nicht schlecht", kommentierte die 1,57 m "kleine" Steirerin ihre famose Fahrt in der Entscheidung. "Aber insgesamt ist es ein Wahnsinn, dass uns Lindsey jetzt schon auf einer Minute um eine Sekunde davon fährt", hatte die Lachtalerin schon nach Lauf eins gemeint.
Schwerer Crash überschatte Abfahrt
Das Finale begann verspätet, weil im ersten Durchgang die Norwegerin Lotte Smiseth Sejersted mit einer schweren Knieverletzung per Rettungshelikopter vom Berg geholt hatte werden müssen. Die tückische Kompression und das schlechte Licht wurden auch Gut und in der Entscheidung u.a. Tina Weirather sowie den Österreicherinnen Ramona Siebenhofer, Stefanie Moser und Mirjam Puchner zum Verhängnis. Puchner war zur Halbzeit starke Achte gewesen.
Dafür verbesserte sich Elisabeth Görgl noch vom 19. auf den neunten Platz. Einmal mehr eine Talentprobe gab Sabrina Maier ab. Das junge Saalbacher Kraftpaket fuhr im erst sechsten Weltcuprennen mit Startnummer 52 auf Halbzeit-Platz 14 und holte am Ende als 21. erstmals Weltcup-Punkte.
Görgl hofft auf Aufwärtstrend
Vonn meisterte bei ihren Fahrten auch die Kompression zwei Mal souverän. "Man musste dort viel riskieren, um Speed mitzunehmen. Dann kommt aber diese Kompression mit viel Druck. Das war heuer um einiges schwieriger als vor zwei Jahren", erklärte Görgl. Die Steirerin hofft, dass es nun endlich auch bei ihr deutlich aufwärtsgeht. "Es fehlen nur noch Kleinigkeiten". Zum Sprint meinte sie: "Das ist schon was Eigenes. Aber besser so als nur verkürzt oder gar nicht."
Endstand der Sprint-Abfahrt in Zauchensee