Streit ums Geld
Klassiker in Wengen steht vor dem Aus
13.01.2020Wengen will mehr Geld aus Vermarktungstopf von Swiss Ski.
Die 90. Internationalen Lauberhornrennen stehen vor der Tür, unmittelbar darauf wird zu den 80. Hahnenkammrennen geblasen. Zwei Traditionsveranstaltungen, die das Herzstück des alpinen Ski-Weltcups der Herren sind. In Kitzbühel sind die finanziellen Angelegenheiten geregelt, in Wengen brodelt es hinter den Kulissen. Nun ist der Internationale Sportgerichtshof (CAS) am Zug.
Erst im November wurde der seit 1997 bestehende Kooperationsvertrag zwischen dem Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.), dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) und Weirather-Wenzel & Partner AG (WWP-Group) um vier Jahre verlängert. Die Firma des ehemaligen Abfahrtsweltmeisters Harti Weirather hat die Marketing- und Vermarktungsrechte an der Strecke rund um die Rennstrecken von Streif und Ganslern inne, zudem den VIP-Hospitality-Bereich KITZ-RACE-Club.
Gerichtliche Auseinandersetzung
In Wengen indes gibt es jetzt sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem Organisationskomitee der Lauberhornrennen, die am Freitag Kombination, am Samstag Abfahrt und am Sonntag Slalom bieten, sowie dem Schweizer Ski-Verband Swiss Ski, wie Schweizer Medien berichten. Wengen möchte mehr Geld aus dem zentralen Vermarktungstopf (TV- und der Marketingrechte), Swiss Ski hat die Vermarktung der Werbepakete für Weltcupveranstaltungen in der Schweiz seit ein paar Jahren selbst in der Hand.
"Unsere Forderungen sind keinesfalls unverhältnismäßig. Wir sind sicher keine Abzocker und wollen auch nicht dem Sport oder den Sportlern Mittel wegnehmen. Vielmehr brauchen wir diese zusätzlichen Vermarktungsgelder eben gerade dafür, um den Fortbestand unserer Rennen gewährleisten zu können", wird OK-Präsident Urs Näpflin in der Nachrichtenagentur sda zitiert.
Im Vorjahr blieb trotz Zuschauerrekordes von 67.600 Fans ein Defizit von kolportierten 250.000 bis 270.000 Schweizer Franken (231.000/250.000 Euro) übrig. Das Budget von rund 8,7 Mio. Franken (8,04 Mio. Euro) wird zu rund einem Viertel durch die Gelder von Swiss Ski gedeckt, hieß es. Am Lauberhorn will man aber mehr Geld - ohne die Identität aufzugeben.
"Rechnung kann nicht aufgehen"
Ein Zankapfel dürfte demnach laut "BLICK" die Vermarktung des Hundschopf sein. "Die Wengener verlangen auf der einen Seite mehr Swiss-Ski-Geld, auf der anderen Seite lassen sie nicht zu, dass der Hundschopf ähnlich wie die Hausbergkante in Kitzbühel als wertvolle Werbefläche genutzt wird. Diese Rechnung kann nicht aufgehen", wird ein ehemaliger Swiss-Ski-Mitarbeiter zitiert. Laut "Neue Zürcher Zeitung" wehrt sich Wengen mit Verweis auf Geschichte und Tradition seit Jahren gegen einen Werbebogen an der Schlüsselstelle.
In der NZZ vom Sonntag wird spekuliert, dass sich die Lauberhornrennen in Zukunft wie die Hahnenkammrennen selbst vermarkten könnten. Insider würden aber bezweifeln, dass Wengen damit mehr verdienen würde. "Die größte Eskalationsstufe bestünde darin, dass Swiss Ski den Wengenern die Rennen entzieht", schreibt die Zeitung. Denn Swiss Ski habe eine Alternative - und wohl auch Druckmittel - in der Hinterhand, will sich Zermatt doch um eine Weltcup-Abfahrt bewerben.