Julia Scheib als ÖSV-Lichtblick
Konkurrenz verneigt sich vor Rekordhalterin Shiffrin
26.01.2023Mikaela Shiffrin hat ihre Rekordjagd am Kronplatz mit einem weiteren Doppelpack eindrucksvoll fortgesetzt.
Die US-Amerikanerin gewann in Südtirol wie schon am Semmering beide Riesentorläufe. Kommendes Wochenende könnte sie mit zwei Slalomsiegen im tschechischen Spindleruv Mlyn die Allzeitrekordmarke von 86 Siegen des legendären Schweden Ingemar Stenmark einstellen. Sollte das nicht gelingen, wird die Marke wohl bald nach der WM fallen.
"Ich denke nicht, dass Stenmark unbedingt der Maßstab ist. Sie wird einen neuen Standard setzen. Wir werden einfach abwarten müssen und schauen, wie hoch sie noch kommen kann", betonte Lindsey Vonn, der Shiffrin mit dem ersten von zwei Erfolgen am Kronplatz die Frauen-Bestmarke abgenommen und auf 83 geschraubt hatte.
Shiffrins Rekordjagd ringt auch der noch aktiven Konkurrenz großen Respekt ab. "Sie hat Geschichte geschrieben und ist noch nicht fertig. Es ist schwierig, Worte zu finden, weil sie so Unglaubliches leistet, und mit ihr zu fahren ist eine Ehre", meinte ihre Dauerrivalin Petra Vlhova und bekannte: "Manchmal ist es hart, weil sie immer wieder gewinnt."
Konkurrenz von Shiffrins Rekord nicht überrascht
Auch Tessa Worley ist überzeugt, dass noch viele Siege der 27-Jährigen folgen werden. "Es ist keine Überraschung, wir wussten alle, dass sie den Rekord brechen wird, es war nur eine Frage der Zeit. Das ist beeindruckend und inspirierend, und auch ein gutes Zeichen für Frauen im Skisport." Die Schweizerin Lara Gut-Behrami streute Shiffrin ebenfalls Rosen. "Sie ist eine großartige Athletin. Es ist unglaublich, was sie macht. Sie ist so konstant und fährt so großartig."
Shiffrins Partner Aleksander Aamodt Kilde stellte sich auch mit Glückwünschen ein. "Diese Zahlen sind einfach verrückt. Sie liebt das Skifahren und sie liebt es, besser zu werden. Ihre Herangehensweise ist einfach anders, deshalb ist sie so eine brillante Athletin", betonte der Norweger, der bei 20 Weltcupsiegen hält." ÖSV-Frauenrennsportleiter Thomas Trinker verneigte sich ebenso. "Was sie abliefert, ist schon einzigartig."
Die Gepriesene wollte trotz großer Müdigkeit am Donnerstag einen Trainingstag einlegen. Erst danach soll ein wirklich guter und effizienter Ruhetag folgen, wie Shiffrin in Südtirol ankündigte. Der nächste Schauplatz löst schöne Erinnerungen in ihr aus, hat sie in Spindleruv Mlyn im März 2011 doch ihre ersten Weltcup-Rennen bestritten. "Ich freue mich sehr auf Spindler, das ist ein spezieller Platz für mich", so Shiffrin, die natürlich auf die Fortsetzung ihres Erfolglaufes hofft. "Der Rekord ist theoretisch möglich, aber ich muss schauen, dass ich meine Energie für zwei weitere Tage auf die Slalom-Ski bringe", so die 2019 in Tschechien in einem Slalom schon einmal siegreiche vierfache Weltmeisterin im Torlauf.
Scheib als ÖSV-Lichtblick
Während die US-Amerikanerin in Südtirol einen weiteren Sieg-Doppelpack schnürte, muss das ÖSV-Team weiter kleinere Brötchen backen. Der Lichtblick in Südtirol war Julia Scheib, die mit den Rängen zwölf und elf neue persönliche Bestmarken einfuhr. Jubelstürme löste das bei der 24-jährigen Steirerin aber nicht aus. "Ich bin mit dem zweiten Lauf nicht zufrieden, aber das Ergebnis passt einmal", sagte Scheib. Sie selbst und das ganze Team können es aber noch deutlich besser. "Wir haben alle mehr vor bei den nächsten Rennen." Für sie könnte das der WM-Riesentorlauf sein, die Nominierung erfolgt am Sonntag. "Ich glaube, dass das ein gutes Zeichen war, ich bin in einer guten Form. Zweimal Top 15, darauf kann ich aufbauen."
Trinker lobte Scheib, insgesamt hat sein Team freilich noch viel Luft nach oben. "Es ist ein Auf und ein Ab. Wir sind da und dort gar nicht so weit weg. Aber natürlich ist auf das Stockerl fahren im Riesentorlauf hart, da wird auf einem sehr hohen Niveau gefahren. Wir kämpfen und arbeiten sehr hart und wollen natürlich den Anschluss schaffen." Die WM-Nominierungen im Riesentorlauf hängen laut Trinker auch von der ÖSV-Quotenverteilung zwischen Frauen und Männern ab. Er werde sich jedenfalls hart für Scheib einsetzen.