Ein kleiner Befreiungsschlag ist Katharina Liensberger beim Heim-Weltcup in der Flachau gelungen. Während der immer schlimmer werdenden Krise der ÖSV-Damen fährt unser Aushängeschild beim Sieg von Petra Vlhova mit Platz 6 zumindest wieder in die Top 10.
Die Slowakin Petra Vlhova hat am Dienstag den Nachtslalom in Flachau gewonnen und damit ihren ersten Weltcup-Sieg in dieser Saison gefeiert. Die Olympiasiegerin ließ vor 13.200 Zuschauern beim Flutlicht-Spektakel der Skirennläuferinnen ihre kränkelnde US-Konkurrentin Mikaela Shiffrin um 43 Hundertstelsekunden hinter sich. Dritte wurde die Deutsche Lena Dürr (+0,85 Sekunden). Katharina Liensberger landete als beste Österreicherin beim Heim-Weltcup auf Rang sechs (+2,62).
Liensberger, vor zwei Jahren beim zuvor letzten Rennen in Flachau noch Zweite, gelang nach zwei Enttäuschungen ohne Weltcup-Punkte am Semmering und in Zagreb ihr bestes Saisonergebnis im Slalom. Sie hoffe, dass ihr sechster Platz ein Wendepunkt sei, so Liensberger. "Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber diese kleinen Schritte sind umso wichtiger, um das gute Gefühl wieder zurückzukriegen", war die Olympia-Silberne zufrieden. "Natürlich wäre ich lieber bei der Siegerehrung dabei, aber wir müssen auf die kleinen Schritte stolz sein. Da ist zeitlich noch sehr viel drin", sagte sie wohlwissend, dass der Rückstand auf die Spitze beträchtlich war.
Für Vlhova, die sich über ein Preisgeld von 66.000 Euro freuen durfte, war es der 27. Weltcup-Sieg, der dritte in Flachau. "Flachau ist ein spezielles Rennen für mich. Ich fühle mich großartig und bin sehr glücklich", sagte die 27-Jährige im ORF-Interview. Die gesundheitlich angeschlagene Shiffrin verpasste beim 30-Jahr-Jubiläum auf der heutigen Hermann-Maier-Weltcupstrecke unterdessen ihren 83. Weltcup-Erfolg, womit sie alleinige Rekordhalterin vor Lindsey Vonn geworden wäre.
Deutsche Dürr überglücklich nach Platz 3
Ihren Rekordsieg wird Shiffrin, die sich nach Rennen im Ziel übergeben musste, ziemlich sicher nicht in Österreich feiern. Die nun folgenden Speedrennen in St. Anton lässt sie aus. In sieben Rennen binnen 15 stressigen Tagen stand Shiffrin fünfmal am Podest ganz oben. Ihr Vorsprung im Gesamtweltcup auf die zweitplatzierte Vlhova beträgt komfortable 399 Punkte.
Dürr freute sich über einen "wunderbaren" Abend. "Das ist publikumstechnisch das beste Rennen im ganzen Jahr, eine brutale Stimmung", sagte die Deutsche. Die 18-jährige Kroatin Zrinka Ljutic, die im ersten Durchgang mit Startnummer 17 noch auf Platz drei vorgefahren war, fädelte in der Entscheidung ein. Nichts mit einem Podestplatz zu tun hatten neuerlich die ÖSV-Frauen um Liensberger, die im Finale zwei Positionen gutmachte.
Katharina Truppe, Elfte zur Halbzeit, war mit einer starken Fahrt auf dem Weg zu einer überlegenen Zwischenbestzeit. Die Kärntnerin fabrizierte wenige Meter vor dem Ziel aber einen Steher und landete schlussendlich auf Rang zwölf (+3,56). "Seit langem bin ich wieder gut Ski gefahren", war Truppe mit ihrer Fahrt bis zum Fehler zufrieden. "Lieber so als im letzten Rennen, wo ich einfach nur langsam war. Es ist eine Beruhigung für mich."
ÖSV-Damen fallen im 2. Durchgang zurück
Katharina Huber, in dieser Saison bereits dreimal im Slalom ausgefallen, landete nach einem Patzer im zweiten Durchgang auf Platz 16 (+3,79). "In letzter Zeit war es nicht einfach mit den vielen Ausfällen, da kam auch ein bisschen Unsicherheit dazu. Aber ich habe heute gespürt, dass der Ski wieder fährt. Das gibt mir Mut für die nächsten Aufgaben", sagte Huber. Franziska Gritsch musste sich nach einem Steher im Finale mit dem 20. Rang (+4,20) begnügen.
Im ersten Durchgang hatte Vlhova die durchaus schwierige Kurssetzung ihres Trainers Mauro Pini genutzt, um mit Startnummer sechs die Halbzeitführung zu fixieren. Shiffrin blieb als erste Läuferin auf der Strecke mit einem Rückstand von 17 Hundertstelsekunden in Schlagdistanz. Das Top-Duo im Slalom hatte einen großen Vorsprung auf die restliche Konkurrenz - und macht es sich später in einem Finalduell früherer Tage untereinander aus.
Die weiteren ÖSV-Läuferinnen schafften vor heimischer Kulisse nicht den Sprung in den 2. Durchgang. Marie-Therese Sporer musste sich mit Platz 36 zufrieden geben, nicht ins Ziel gekommen waren Lisa Hörhager, Valentina Pfurtscheller und Sophia Waldauf. Die Technikerinnen haben bis zum Riesentorlauf am 24. Jänner am Kronplatz zwei Wochen Zeit, um vor der WM in Courchevel/Meribel (6. bis 19. Februar) noch ein wenig Abstand vom Trubel der vergangenen Tage zu gewinnen.