'Das ist Erpressung'

Mega-Wirbel um Lauberhornrennen in der Schweiz

22.05.2020

Das Lauberhornrennen in der Schweiz zählt zu den Klassikern des Ski-Weltcups. Ein Streit zwischen Veranstalter und dem Schweizer Ski-Verband eskaliert!

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Ein Ski-Weltcup-Kalender ohne der längsten Abfahrt der Welt in Wengen? Das kann sich wohl kaum ein Fan vorstellen. Nun scheint es aber Realität zu werden, weil sich Veranstalter und der Schweizer Skiverband wegen finanziellen Fragen nicht einig werden.
 
Der Streit zwischen den beiden Parteien eskaliert. Der Verband kündigte am Mittwoch an, dass der Klassiker im Berner Oberland ab dem Weltcup-Winter 2021/22 aus dem Weltcup-Kalender gestrichen wird. Nächste Saison finden die Rennen auf alle Fälle noch statt, da der Kalender für den kommenden Winter schon von der FIS fest steht.
 
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Schwere Vorwürfe

Besonders kurios: Laut Medienmitteilung des Lauberhorn-Organisationskomitee sei die FIS vom Schweizer Skiverband angewiesen worden, deren Antrag auf Streichung der Rennen zu verschweigen. Die FIS habe den Rennveranstalter aber trotzdem mündlich informiert.

Das Wengen-OK macht Swiss-Ski heftige Vorwürfe: "Dieses Vorgehen ist einer langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft absolut unwürdig, und entspricht in keiner Art und Weise einer "Good-Governance". Aus der Sicht der Lauberhorn-Veranstalter verärgert der Schweizer Skiverband damit nicht nur einen langjährigen und treuen Partner, der mit der aufwändigen Durchführung vom Ski-Klassiker langjährige hohe Einnahmen für den Verband ermöglichte, sondern auch den internationalen Ski-Rennsport."

Die Angelegenheit befindet sich momentan vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS. Die beiden Parteien streiten sich seit 2016 um die Einnahmen. Das OK in Wengen pocht auf eine gerechtere Verteilung. Gemäß Lauberhorn-Veranstalter soll das OK aber nun "mit maximalem Druck zur Aufgabe gezwungen werden."

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Lauberhorn-Boss: "Das ist Erpressung!"

Im Interview mit dem Schweizer Tagesblatt "Blick" wirft der Lauberhorn-Boss Urs Näpflin dem Schweizer Skiverband Erpressung und Arroganz vor. "Es war ein absoluter Schock. [...] Ich habe das nicht für möglich gehalten. Das ist zu hundert Prozent Erpressung. Entweder man knickt ein und stellt das Verfahren ein, sonst wird man einen Kopf kleiner macht. Das ist ein Verhalten wie aus dem Mittelalter. Wir fühlen uns betrogen und hintergangen. Das ist keine Art in einer so langjährigen Partnerschaft.", so Näpflin.

Näpflin weiter: "Wir müssen aufeinander zu gehen, es wird nie eine Partei zu hundert Prozent recht erhalten. Aber eine Lösung ist nur möglich, wenn sich beide Seiten bemühen. In dieser Arroganz und Selbstherrlichkeit vom hohen Ross herab ist das nicht möglich."

Der Lauberhorn-Boss habe zudem keine Angst, dass die Rennen nicht statt finden werden. Er wisse vom "enormen Wert für den Sport", auch für den Schweizer Skiverband. "Die Verträge des Verbandes wären ohne Lauberhorn um einiges weniger Wert. Es ist also auch im Interesse vom Verband, dass die Rennen stattfinden. Es geht ihnen momentan nur darum, uns zu erpressen.", so Näpflin.

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"Herz des Skisports"

Die Lauberhorn-Organisatoren hoffen trotz allem noch auf eine Lösung, man sei gesprächsbereit. "Wir sind überzeugt, dass wir mit viel Einsatz und Herzblut sowie in Kombination mit hervorragenden Athleten, den vielen Zuschauern vor Ort und am TV auch in Zukunft herausragenden Skirennsport bieten können."

Im Jänner hatte FIS-Präsident Gian Franco Kasper die beiden Streithähne aufgefordert, "sich an einen Tisch zu setzen und endlich eine Lösung zu finden". Die FIS will Wengen sicher nicht als Weltcup-Austragungsort verlieren. Das Lauberhorn ist eines unserer größten und bekanntesten Rennen. Alles andere ist Blödsinn.", meinte Kasper zu der Causa.
 
Im österreichischen Lager wollte niemand auch nur daran denken, dass Wengen gestrichen werden könnte. Heuer waren die 90. Internationalen Lauberhornrennen abgehalten worden, neben den Hahnenkammrennen sind sie das Herz des alpinen Skisports.
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