Fünf Tage nach ihrem Horrorsturz und der komplizierten Unterschenkel-Operation kann Nina Ortlieb (27) schon wieder lächeln. Im Klinik-Bett zeigt sie ihre lange OP-Narbe und verspricht: "Ich komme zurück!"
In der Klinik von Sportchirurg Christian Schenk hat die WM-Silbermedaillengewinnerin 2023 viel Zeit zum Nachdenken. Immer wieder tauchen die Erinnerungen an die verhängnisvollen Augenblicke vom 8. Dezember auf. Nach Bestzeit im Abfahrts-Training am Vortag fährt sich Ortlieb für den ersten Super-G der Saison ein. Langgezogene Gleitschwünge, ein paar dem Renn-Kurs nachempfundene Super-G-Tore. "Die schwierigsten Passagen im Lauf hab ich schon überstanden gehabt", schildert die Speedspezialistin. "Aber drei, vier Tore vor dem Ziel hat es mir plötzlich die Beine auseinander gezogen. Es ist ein bissl aus dem Nix gekommen." Ortlieb verschneidet, mit dem rechten Ski kommt sie in den auf die Seite gerutschten Schnee und stürzt schwer. Schien- und Wadenbein gebrochen. Saison-Aus!
"Schienbein verplattet, Wadenbein offen eingerichtet"
Abtransport im Helikopter, in der Klinik in Schruns wird alles für die Operation vorbereitet. Für Ortlieb ist es bereits die 20. ihrer Karriere. Schenk, der schon Ortliebs Knie nach dem letzten Horrorsturz vor drei Jahren in Crans Montana zusammengeflickt hatte, schildert den Eingriff: „Das Schienbein haben wir, wie man sagt, verplattet, das Wadenbein mussten wir leider offen einrichten und danach verdrahten."
Beim Besuch eines ORF-Kamerateams entfernt Nina den Verband und zeigt die lange Operationsnarbe, die sich fast über den ganzen Unterschenkel zieht. "Die ersten Tage waren schwierig", gibt die Vorarlbergerin zu. "Aber inzwischen spür ich, wie es bergauf geht - mental und körperlich."
Doc Schenk ist beeindruckt über die Power, mit der Ortlieb die Reha angeht: "Sie kann schon wieder am Fahrrad sitzen und Belastungen auf der Beinpresse mit 30 Kilo absolvieren. Das wird jetzt schrittweise gesteigert." Über ihren Comebackplan sagt Tochter von Olympiasieger Patrick Ortlieb: "Wenn alles gut läuft, bin ich bei den ersten Rennen nächste Saison wieder dabei. Nach wie vor hab ich das Gefühl, dass ich noch mehr erreichen kann, als ich bis jetzt geschafft hab. In Saalbach (bei der Heim-WM 2025, d. Red.) möchte ich auf jeden Fall dabei sein."