oe24-Interview

ÖSV-Damenchef Assinger: "Ich dachte an einen PR-Gag"

15.11.2024

Lesen Sie, was ÖSV-Damenchef Roland Assinger beim Slalom-Auftakt in Levi (Samstag, 10/13 Uhr) von Katharina Liensberger & Co. erwartet. Und warum er beim geplanten Sensations-Comeback von Lindsey Vonn (40) in Beaver Creek am falschen Fuß erwischt wurde.

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oe24: Herr Assinger, seit Marlies Schild 2010 in Levi gewonnen hat, sind die Rentiere in Levi vor den Österreicherinnen sicher ...
ROLAND ASSINGER: Und das wird sich auch diesmal nicht ändern. Nach den Trainings zu beurteilen, ist Mikaela Shiffrin unantastbar, also wird zu ihren sieben Sieger-Rentieren ein weiteres dazukommen. 

oe24: Und wie stark schätzen Sie Katharina Liensberger ein?
ASSINGER: Die wird sich hoffentlich mit Läuferinnen wie Lena Dürr, Michelle Gisin oder Zrinka Ljutic um einen Podestplatz matchen.

"Lindsey weiß, wie Siege schmecken"

oe24: Vor einem Jahr haben Sie gemeint, es wäre nur eine Frage der Zeit, dass Liensberger wieder der Knopf aufgeht ...
ASSINGER: Der 8. Platz beim Riesentorlauf in Sölden sollte ihr Auftrieb geben, sie ist besser drauf als im letzten Jahr. Der Slalom ist ihre stärkere Disziplin, dadurch kriegt sie eine gute Startnummer zwischen 1 und 7. Und dass ihr Levi liegt, hat sie mit drei 3. Plätzen schon bewiesen. Und wenn du wie Liensi schon Rennen gewonnen hast, weißt du, wie der Erfolg schmeckt. Da ist der Hunger, das noch einmal erleben zu wollen, groß. Sie wird es schaffen, die Frage ist nur: wann? Noch scheinen mir Shiffrin oder Dürr zu stark.

oe24: Wen haben Sie in Levi noch auf der Rechnung?
ASSINGER: Von Huber und Truppe erhoffe ich mir zumindest einstellige Platzierungen.

oe24: Das große Ziel heuer für unsere Damen ...
ASSINGER: ... ist die Heim-WM in Saalbach. Im Gesamtweltcup haben wir leider überhaupt keine Chance. Da ist Mikaela Shiffrin, die in drei Disziplinen gewinnen kann, zu stark. Da Shiffrin keine Abfahrt fährt, ist Brignone einzige Mitfavoritin - und vielleicht auch Lara Gut.

"Vonns Comeback wird die Einschaltquoten in die Höhe treiben"

oe24: Und was halten Sie geplanten Comeback von Lindsey Vonn, die Mitte Dezember in Beaver Creek tatsächlich in den Weltcup zurückkehren will?
ASSINGER: Ich hab ehrlich gesagt an einen PR-Gag gedacht. Aber wenn sie mit Nummer 31 oder 32 mitfahren will, dann kann sie das gerne tun. Das wird bei Marcel Hirscher, bei dem in Sölden über eine Million zugeschaut haben, in die Höhe treiben. Sie wird schon wissen, was sie tut. Wie man in den sozialen Medien mitverfolgen kann, hat sie jedenfalls eifrig trainiert.

oe24: Als ehemaliger Abfahrtsläufer können Sie das Risiko einschätzen ...
ASSINGER: ... ja, und ich erinnere an Olympiasieger Billy Johnson, der es mit 40 noch einmal wissen wollte. Er hat sich von einem Trainingssturz nie wieder erholt. Man muss sich gut überlegen, ob man die Gesundheit noch einmal aufs Spiel setzt. Abgesehen davon haben sich ehemalige Konkurrentinnen wie Brignone oder Goggia inzwischen stark verbessert.

oe24: Wie schätzen Sie Ihre Speedläuferinnen im Vergleich mit Vonn ein?
ASSINGER: Die fliegen nächste Woche nach Copper Mountain zum Training. Dort können Sie sich dann mit Vonn messen. Dann haben wir die erste Standort-Bestimmung - bis dato ist Vonn nur alleine auf einer flachen, angenehmen Piste gefahren.

oe24: Finden Sie es gut, dass ehemaligen Champions das Comeback mit einer Wildcard erleichtert wird?
ASSINGER: Ich find es ein bissl an den Haaren herbeigezogen. Für eine Vonn oder einen Hirscher ist das super, aber es gibt schwer Verletzte wie Marco Schwarz oder Nina Ortlieb, die haben auch schon Rennen gewonnen, müssen aber hart um ihre gute Startnummer kämpfen. Vielleicht sollte man auch ihnen einen größeren Bonus geben.

ORF1 überträgt den Damen-Slalom in Levi am Samstag ab 10 bzw. 13 Uhr live.

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