Mit starken Leistungen am Sonntag beim Weltcup-Auftakt in Sölden haben sich Österreichs Riesentorläufer Ruhe für weitere Trainings verschafft.
Vor einem Jahr war die Debatte um die Problemdisziplin nach Platz 17 am Rettenbachferner durch Stefan Brennsteiner entfacht, erst im Saisonfinish hatte sich ein Aufwärtstrend abgezeichnet. Roland Leitinger als Zweiter hinter Marco Odermatt (SUI) führte dieses Mal ein kompaktes Team an - der Speed ist zurück, die Konstanz fehlt noch.
Marco Schwarz landete auf Rang 13, Manuel Feller auf 15. Der Halbzeit-Elfte Brennsteiner fiel im Finale ebenso aus wie der überraschende 13. nach dem ersten Lauf, Matthias Mayer. Sie vergaben mögliche Plätze in den Top Fünf bzw. Top Ten. "Ich bin mit der ganzen Mannschaft zufrieden. Vom Speed her sind wir voll dabei, jetzt müssen wir nur noch das Ganze ins Ziel bringen, dann haben wir mehr unter den zehn", sagte ÖSV-Männer-Rennsportleiter Andreas Puelacher. Vor allem Mayer habe ihn "brutal überrascht".
Leitinger "fehlt es noch an Konstanz"
Anerkennung gab es auch dafür, wie der erstmals zur Halbzeit führende Leitinger mit der Drucksituation umging. "Das hat er sehr gut gemacht. Das Podium habe ich ihm zugetraut, zum Gewinnen muss alles zusammenpassen. Er fährt zurzeit sehr gut Ski." Die dominante Figur im Training sei Brennsteiner gewesen, Leitinger habe es noch an Konstanz gefehlt. "Da waren Topläufe und weniger gute Läufe."
Nach der überraschenden WM-Bronzemedaille durch Schwarz in Cortina d'Ampezzo hatte Brennsteiner am 27. Februar als Dritter in Bansko die Podestplatz-Sperre der Riesentorläufer im Weltcup beendet. Es war der erste Stockerlplatz für den ÖSV in dieser Disziplin seit dem zweiten Platz von Marcel Hirscher im Februar 2019 ebenfalls in Bansko gewesen.
Wie vor Jahren im Slalom war nun auch im Riesentorlauf Geduld gefragt gewesen. "Wir arbeiten daran, die Athleten arbeiten daran. Man muss den Athleten Vertrauen geben und Bedingungen schaffen. Wir hatten immer das Problem mit Verletzungen. Jetzt sind wir schon länger verletzungsfrei und bleiben das hoffentlich. Die Athleten haben Vertrauen in den Körper", erklärte Puelacher.
Coaches mit viel Know-how
Mit Gruppentrainer Michael Pircher und Ferdinand Hirscher aus dem einstigen Marcel-Hirscher-Erfolgsgespann ist von Coach-Seite viel Know-how verfügbar, angesetzt wurde vor allem auch bei der Skitechnik. "Das mit Brennsteiner tut weh, sonst sehe das Ergebnis noch besser aus. Es wünscht sich natürlich jeder, dass wieder mehrere vorne reinfahren", sagte Pircher.
Leitinger fand auf dem Weg zu seinem ersten Riesentorlauf-Podestplatz die richtige Mischung aus "Aggressivität und Dosierung". Brennsteiner hatte nach Lauf eins für den zweiten Durchgang "die richtigen Schlüsse" getroffen, es dann aber "selbst verhaut. Schlimmer kannst nicht anfangen. Aber das Skifahren passt". Auch Mayer hatte "ein sehr gutes Setup gefunden und ein super Gefühl auf Ski", als im letzten Drittel des Steilhangs das Aus kam. "Mit dem Skifahren bin ich sehr zufrieden, das Ergebnis ist natürlich sehr bitter."
Sein näherer Kärntner Landsmann Schwarz hatte schon im Vorfeld erklärt, dass im Riesentorlauf noch Hausaufgaben auf ihn warten, sprach daher von einem guten Auftakt. "Das ist mein bestes Sölden-Ergebnis, ich habe mir hier immer sehr schwergetan. Man darf sich halt nicht viel erlauben, es ist ein gutes Niveau im Riesentorlauf, das wird eine spannende Saison."
Feller bezeichnete sein Ergebnis als "nicht Fisch, nicht Fleisch", im Steilhang habe er zu wenig Platz zu den Toren gelassen, es sei nicht ganz rund gelaufen. Er hob daher die Teamleistung hervor. "Wir wussten, dass wir noch einmal einen guten Schritt gemacht haben, wir pushen uns gegenseitig. Der Roli ist der, der es auf den Punkt gebracht hat. Ich hoffe, dass die ganze Mannschaft den Auftrieb mitnimmt."
Auftrieb gab auch die Rückkehr der Fans. "Es geht nicht immer darum, welche Nation gewinnt oder wer ganz vorne ist. Wir lieben alle den Sport und feiern den Sport, da gehören Emotionen dazu, ich glaube, das war ein super Auftakt heute", sagte Feller.