Abfahrt in Kvitfjell

Reichelt rast der Konkurrenz davon

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Nach zwei Dreifach-Siegen sind unsere Speed-Asse weiter stark.

Hannes Reichelt agiert weiter in der Form seines Lebens. Der Salzburger Super-G-Weltmeister siegte am Samstag auch in der Abfahrt von Kvitfjell, damit sind Österreichs Ski-Herren in den fünf Rennen seit der WM ungeschlagen geblieben. Weil Lokalmatador Kjetil Jansrud beim Heimauftritt nur Siebenter wurde, hat Reichelt nun auch noch die Chance, erstmals Abfahrts-Weltcupsieger zu werden.

Reichelt setzte sich auf der wegen Nebels verkürzten und weichen Strecke in Norwegen 0,30 Sekunden vor dem Kanadier Manuel Osborne-Paradis durch. Zwischen den auf Platz drei bzw. neun liegenden Südtirolern Werner Heel und Dominik Paris lagen ebenso drei Zehntel wie zwischen Platz neun und 20. Es waren Beweise für die speziellen Bedingungen auf der nassen und saugenden Kvitfjell-Piste sowie die Überlegenheit Reichelts.

Ergebnis Herren-Abfahrt

Während viele Favoriten mit den weichen und windigen Verhältnissen Probleme hatten, fuhr der Österreicher einmal mehr wie auf Schienen. Der bereits 34-jährige Salzburger agiert damit in der Saison nach seiner Rücken-Operation, die ihn als Favorit um den Start bei Olympia 2014 in Sotschi gebracht hatte, weiter in Überform.

Der Radstädter hat nicht nur im Februar WM-Gold im Super-G, sondern mit dem Dezember-Super-G in Beaver Creek sowie den Abfahrten in Wengen, Garmisch und nun Kvitfjell erstmals in seiner Karriere auch vier Weltcuprennen in einer Saison gewonnen. Am Sonntag im Super-G von Kvitfjell (10.45 Uhr MEZ/live ORF 1) zählt er als regierender Weltmeister zu den Top-Favoriten.

Zwar brachte die vorletzte Saisonabfahrt ein für Reichelt perfektes Ergebnis, der Salzburger gab sich nach seinem elften Weltcupsieg, dem fünften in der Abfahrt, aber überrascht. "Ich hatte doch Zweifel, ob mir das liegt, weil ich es an sich eher ein bissl härter mag", sagte der Routinier nach seiner Triumphfahrt. "Es hat sich eher wie bei den österreichischen Meisterschaften im Frühjahr angefühlt. Aber im Moment kann ich offenbar eh alles", fügte er lachend an. "Dank an den Servicemann, die Latten sind echt gut gelaufen."

Reichelt rast der Konkurrenz davon
© oe24

Nach zuletzt Dreifachsiegen in Saalbach und Garmisch war in Norwegen Reichelt allerdings der einzige ÖSV-Abfahrer auf dem Podest. Mit Georg Streitberger (8.) und Romed Baumann (10.) kamen nur noch zwei weitere Teamkollegen in die Top-Ten.

Strahlen durfte Klaus Kröll über Rang elf. Dank seiner besten Weltcup-Platzierung seit November 2013 schaffte es auch der Routinier als 23. des Abfahrts-Weltcups zum Finale in Meribel und bleibt auch in den Top-30. "Das heute war in erster Linie der (frühen, Anm.) Startnummer geschuldet", meinte Kröll, der ein mögliches Karriere-Ende damit endgültig aufgeschoben hat. "Wäre ich aus den Top-30 geflogen, hätte ich darüber nachdenken müssen", gestand der wie Reichelt 34-jährige Steirer.

Reichelt hat nun beste Chancen, sich bei der letzten Saisonabfahrt in Meribel erstmals auch die Abfahrtswertung zu sichern. Schützenhilfe erhielt er dabei auch von Osborne-Paradis, der mit Nummer 28 noch auf Platz zwei fuhr und so den Rückstand des Österreichers in der Disziplinenwertung auf Jansrud auf 20 Zähler drückte. Damit würde Reichelt bei einem weiteren Sieg in Meribel als Abfahrts-Weltcupsieger feststehen.

Jansrud, der lange Zeit den Speed-Weltcup fast nach Belieben dominiert hatte, zeigte ausgerechnet in seinem "Wohnzimmer" Schwächen. Auf der Olympia-Strecke, auf der er bereits drei Weltcupsiege gefeiert hat, war diesmal für ihn nichts zu holen, auch in der Gesamtwertung machte er auf den pausierenden Marcel Hirscher nur 36 Punkte gut. Jansrud hatte sich zwei Heimsiege vorgenommen, um auf Hirscher Boden gut zu machen.

"Ein bissl enttäuscht bin ich schon, das ist ja mein Heimrennen. Aber heute ist es einfach nicht nach Plan gelaufen", sagte Jansrud. Der 29-Jährige gab sich bereits sehr nachdenklich. "Am Anfang der Saison hat eine normale Fahrt zum Sieg genügt. Jetzt ist es genau umgekehrt. Ich fahre normal und bin langsam", rätselte er. "Schwer zu sagen, warum das so ist. Vielleicht fahren aber auch nur Hannes und die anderen jetzt viel besser."

Beiden Kontrahenten ist klar, dass der Kampf um Abfahrts-Kristall eine ganz heiße Kiste wird. "Ich hätte hier alles fertig machen können, das hat aber nicht geklappt", sagte Jansrud. "Jetzt wird es spannender, als ich wollte. Denn Hannes steht brutal gut auf dem Ski derzeit. Aber es ist so, wie es ist. Hannes wollte meine Suppe versalzen, das hat er gut gemacht."

Reichelt musste darüber lachen, gab sich aber pragmatisch. "Gut, dass das Rennen noch offen ist. Damit gibt es im Finish noch Action und es ist nicht schon alles entschieden." Der Salzburger gestand: "Die Kugel ist ein großes Ziel von mir."

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