Garmisch-Abfahrt

Revanche: Reichelt sorgt für ÖSV-Sieg

28.01.2017

Hannes Reichelt war bei der zweiten Abfahrt in Garmisch der Schnellste.

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© Reuters
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Oft zuletzt hatte er keine Wahl mehr und es blieb ihm nur die Eins übrig. Dieses Mal jedoch entschied sich Hannes Reichelt bewusst für diese Startnummer und fuhr in Garmisch-Partenkirchen zu seinem zwölften Weltcupsieg, dem sechsten in einer Abfahrt. Der Salzburger gewann das zweite Kandahar-Rennen mit 0,16 Sekunden Vorsprung auf den Südtiroler Peter Fill und 0,52 auf den Schweizer Beat Feuz.

Bei der vorabendlichen Startnummernauslosung waren die 17, die 19 und die 1 noch zu haben, der Super-G-Weltmeister entschied sich dafür, das Rennen zu eröffnen. "Es war taktisch eine gute Entscheidung, dass ich die Eins genommen habe. Mit den hinteren Nummern ist es noch schwieriger geworden. Ich bin jetzt zweimal runtergefahren, da muss man so viel Vertrauen in sich haben, dass man weiß, wie die Piste sich entwickeln wird", erklärte der 36-jährige Reichelt. Seit Christof Innerhofer am 28. Dezember 2008 in Bormio hat kein Läufer mehr mit Startnummer eins eine Weltcup-Abfahrt gewonnen.

Mittelmaß gefunden
"Endlich", meinte Reichelt, sei ihm wieder einmal eine fehlerfreie Fahrt gelungen. "Schon in Kitzbühel und gestern habe ich gewusst, wenn ich einmal fehlerfrei runterkomme, bin ich sicher vorne dabei, wenn ich normal fahre. Es ist die Kunst, das Mittelmaß finden zwischen Gas geben und sicher unterwegs zu sein und nicht hirnlos riskieren, das ist perfekt gelungen." Er sei "ziemlich glücklich und froh", die Fehlerhaftigkeit abgelegt zu haben. "Das ist sehr gut für das Selbstvertrauen in Hinblick auf die WM."

Das Samstag-Rennen ging ohne gröbere Stürze über die Bühne, in der ersten Abfahrt am Freitag hatten sich einige Rennläufer von den geänderten Pistenverhältnissen aufgrund wärmerer Temperaturen überraschen lassen. Für den US-Amerikaner Steven Nyman und den Franzosen Valentin Giraud Moine kam mit massiven Beinverletzungen das Saisonende. Der Franzose Guillermo Fayed muss wegen einer Knochenprellung eine Pause einlegen, der Kanadier Erik Guay verzichtete aufgrund zahlreicher Prellungen nach einem spektakulären Crash auf den Samstag-Bewerb. Geändert wurde für Samstag der Kramersprung, der abgetragen wurde, womit die Athleten weniger Luftstand hatten.

Reichelt, Franz und...?
Was die WM-Aufstellung in der Abfahrt betrifft, so haben Reichelt sowie Gröden-Sieger Max Franz den Startplatz für St. Moritz nun fix, Matthias Mayer, Romed Baumann und Vincent Kriechmayr werden sich die restlichen zwei Plätze untereinander ausmachen. Für Klaus Kröll dürfte der WM-Zug wohl abgefahren sein.

Kriechmayr kam als Siebenter (0,99) erstmals in einem Speedrennen in dieser Saison in die Top-Ten. "Das war in diesem Winter meine beste Fahrt. Es passt halbwegs, auch wenn es nicht fehlerfrei war. Aber ich habe mich das erste Mal heuer im Ziel gefreut", sagte der Oberösterreicher. "Wichtig ist, dass der Hannes Erster geworden ist, weil wir uns von ihm viel abschauen können, er ist ein Linienfuchs." Bei der WM wäre er natürlich gerne dabei, falls nicht, "habe er daheim auch einen Haufen Arbeit, da kann ich in der Landwirtschaft aushelfen", scherzte Kriechmayr.

Baumann mit guten WM-Chancen
Platz zehn wurde es für Romed Baumann (1,28), der sich über "den gleichen Fehler wie gestern" ärgerte. Zu Reichelt meinte er: "Ich habe seine Fahrt gesehen und gewusst, das ist der, den man biegen muss. Er hat den Fehler von gestern oben ausgelassen, der Rest war sehr stabil. So wie man Rennen gewinnt, nicht mit übertriebener Fahrweise, sondern überall ruhig und sauber durchgezogen." Bezüglich der WM glaube er, dass er "für die Abfahrt keine schlechten Karten" habe.

Mayer kam auf Rang 14 (1,42) und zur Erkenntnis, dass "mir das hier nicht ganz liegt". Er habe sich voll reingehaut, alles probiert. "Es läuft nicht so rund, wie ich mir das in der Abfahrt vorstelle. Ich kann nur dranbleiben. Einfach nicht verzagen, weiterarbeiten." Christian Walder wurde 16., Franz 18. und Kröll 20. "Zum Vergessen die zwei Rennen. Schon im Training habe ich mir schwergetan. Und nach zweimal Gewürge da herunter tust dir beim dritten Mal schwer, oben zu stehen und zu sagen, alles Wurst, das machen wir jetzt", sagte Franz.

Ohne Top-Ten-Platz in diesem Winter macht sich Kröll nicht viele Hoffnungen, für die WM nominiert zu werden. "Das wird schwierig, aufgedrängt habe ich mich nicht. Freuen würde ich mich aber, weil es eine ganz anderer Bewerb ist, von der Piste und vom Licht her", meinte der Steirer.

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