In der ServusTV-Diskussion schenkte ÖSV-Abfahrer Julian Schütter Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ein und meinte etwa: "Der Skisport würde sehr profitieren, wenn man das Klimakrisen-Problem endlich ernsthaft angehen würde, anstatt es weiter zu leugnen." Danach kam's zur Aussprache.
oe24 erreichte den rekonvaleszenten Abfahrtsstar am Tag nach der Diskussion am Telefon. Dabei erklärte der Steirer was ihn so in Rage versetzt hatte und wo er Hoffnung sieht.
oe24: Herr Schütter, wie haben Sie die TV-Diskussion mit Schröcksnadel und Ex-Weltmeister Markus Wasmeier empfunden?
Julian Schütter: In Nachhinein hat es mich ein bissl irritiert, dass ich als aktiver Skifahrer in der Runde der einzige war, der sich gegen die Schwurbeleien gewehrt hat. Eigentlich hätte ich gehofft, dass der anwesende Meteorologe hin und wieder falsche Behauptungen korrigiert. So musste ich mich als Nicht-Experte bemühen, offensichtliche Lügen richtig zu stellen. Aber ich hab meinen Standpunkt gebracht. Wenn das in so einer Runde gelingt, dann hat man schon einiges richtig gemacht.
oe24: Schröcksnadel haben Sie in Ihrem Schlussstatement als "Klimaleugner" bezeichnet - haben Sie nach der Sendung noch mit ihm gesprochen?
Schütter: Nur ein paar Sätze. Wir haben uns nicht geeinigt, aber wir sind respektvoll auseinander gegangen. Ich hoffe, er macht sich doch Gedanken. Er hat doch einige Zugeständnisse gemacht, in vielen Punkten waren wir uns sogar einig.
oe24: Schröcksnadel meint, dass das Weltcup-Bashing in Wahrheit auf den Publikumsskilauf abzielt. Die Umwelt-Zerstörungen werden vom Massen-Tourismus verursacht, während die Skirennen am wenigsten verursachen ...
Schütter: Das stimmt schon. Abgesehen vom Weltcupkalender, der neu überdacht werden muss, könnten wir als Rennläufer unsere Vorbildwirkung nutzen. Zum Beispiel könnte man das Ski-Reglement so ändern, dass die Ski nachhaltiger werden müssen. Man könnte zum Bespiel eine Recyling-Quote für Rennski einführen oder umweltschädliche Materialien verbieten. Damit hätten wir ein super Argument für den Rennsport.
"Wir könnten uns einiges aus der Formel 1 abschauen"
oe24: Ähnlich wie in der Formel 1?
Schütter: Ganz genau. Da können wir uns einiges abschauen. Die entwickeln effektive Motoren, die Technik wird für Straßenautos genutzt. So könnten wir nachhaltige Ski entwickeln, von denen der Breitensport profitiert.
oe24: Der Abfahrts-Weltcup startet mit der umstrittenen Premiere Abfahrts-Premiere in Zermatt. Was halten Sie davon?
Schütter: Angesehen vom ökologischen Impact und den Mega-Aufwand frag mich, warum diese Abfahrt jetzt sein muss. Der Zeitpunkt für das Rennen wurde sehr unintelligent gewählt. Ende der Saison, wenn wir oben richtig viel Schnee hätten, könnte das ein cooles Event werden.
oe24: Kritik gab's auch am Heimvorteil. So konnten im Vorfeld nur die Schweizer auf der Strecke trainieren ...
Schütter: Wir hätten das vermutlich genauso gemacht. Zu Zeiten von Toni Giger (ehemaliger ÖSV-Herren- bzw. Sportchef, d. Red.) war es gängige Praxis, dass man die anderen nicht mittrainieren lässt. Ein größeres Problem ist, dass viele AthletInnen noch nicht bereit sind für ein derart schwieriges Rennen. Das österreichische Speed-Team hatte bei Vorbereitung viel Wetterpech, die kommen komplett unvorbereitet zu dem Rennen, was auch die Verletzungsgefahr erhöht. Dazu kommt, dass die Abfahrt extrem anstrengend ist.
oe24: Und wie sieht Ihr Comeback-Plan nach der Knie-Operation aus?
Schütter: Die ersten Ski-Einheiten hab ich schon hinter mir: freies Skifahren in Sölden. Innerhalb der nächsten drei Wochen will ich wieder rennmäßig fahren. Wenn das funktioniert, wäre ich gern bei den Trainings für die Abfahrten in Beaver Creek (1./2. Dezember, d. Red.) dabei. Aber auch auf dieser Strecke muss man richtig fit sein."