Katharina Liensberger ist nach eineinhalbjähriger Dürrezeit auf das Slalom-Stockerl im alpinen Ski-Weltcup zurückgekehrt.
Die Weltmeisterin von 2021 zeigte als Dritte von Levi mächtig auf und ließ dabei auch die viertplatzierte Slalom-Queen Mikaela Shiffrin hinter sich. Die Slowakin Petra Vlhova holte sich am Samstag ihren bereits sechsten Sieg in Lappland mit einer wahren Machtdemonstration vor der Deutschen Lena Dürr (+1,41 Sek.). Liensberger hatte 1,55 Sekunden Rückstand.
Liensberger fühlte im Winter Wonderland nördlich des Polarkreises eine "Riesenerleichterung. Ich freue mich riesig, dass mir der Start so gelungen ist." Nach Platz 23 im Riesentorlauf von Sölden gelang der Vorarlbergerin in ihrer Paradedisziplin der erhoffte Befreiungsschlag nach einer wahren Seuchensaison ohne Podestplatz, einem völlig missglückten Experiment mit Privattrainer und neuem Servicemann inklusive. Nun folgte das erste Stockerl seit ihrem Sieg in Åre im März 2022.
Das Betreuerteam um Neo-Cheftrainer Roland Assinger wurde von Liensberger ausdrücklich gelobt. "Es hat sich seit Saisonbeginn vieles zum positiven verändert. Wirklich genial, auch die anderen Mädels im Team haben eine super Leistung gebracht", sagte die 26-Jährige. Gleich mehrere ihrer Kolleginnen präsentierten sich im Vergleich zum Vorjahr wie ausgewechselt. Katharina Huber zeigte als Achte auf, Katharina Gallhuber wurde bei ihrem Comeback nach langer Verletzungspause 13., und Katharina Truppe landete auf Rang 16.
Nach dem ersten Durchgang, ein von ÖSV-Trainer Klaus Mayrhofer gesteckter Highspeed-Kurs, hatte es noch besser ausgeschaut. Mit vier unter den ersten elf hatten die Österreicherinnen völlig überrascht. Shiffrin-Coach Karin Harjo legte die Kurssetzung für das Finale deutlich drehender an, was ihr technisch perfekter Schützling nach einem Trainingssturz im Vorfeld aber nicht zu nutzen wusste. Den Österreicherinnen erging es mit Ausnahme von Liensberger ähnlich.
Unter dem Strich stand aber ein überraschend positiver Torlauf-Start im hohen Norden. "Wir sind riesig stolz auf die ganzen Mädels. Dass sie es gleich so rüberbringen, macht mich stolz", sagte Technik-Trainer Mayrhofer. "Es ist ein Traum für uns, ein super Start. Aber wir müssen am Boden bleiben."
Liensberger war zunächst mit Startnummer 21 durch einen sauberen Steilhang und der zweitbesten Zeit im flacheren letzten Sektor auf Platz vier gefahren. Als Leaderin der "2. Klasse" hinter der Topliga fehlten ihr sechs Zehntel auf die drittplatzierte Shiffrin. Keine unüberwindbare Hürde, wie sich im zweiten Durchgang zeigen sollte. Mit der zweitbesten Laufzeit fing Liensberger die fehlerhafte US-Amerikanerin noch ab.
Auch Huber übertraf vor allem leistungstechnisch die Erwartungen. Als Halbzeitfünfte lag die Niederösterreicherin sogar auf Kurs zu einem neuen Top-Resultat in Slalom. 2019 war sie ebenfalls in Levi Weltcup-Achte geworden. Gallhubers 13. Platz beim Comeback nach über 600 Tagen Weltcuppause war für sie schon ein kleiner Sieg. Die Niederösterreicherin, die 2018 bei Olympia Slalom-Bronze gewonnen hatte, hatte sich im August 2022 - erneut - ein Knie im Grunde komplett demoliert.
Truppe gelang erneut ein starker erster, aber kein starker zweiter Durchgang. "Im Steilhang muss ich noch brachialer fahren und generell weniger Fehler machen." Das sei schwierig, aber machbar, meinte die Kärntnerin, die kurz darauf als letzte Slalompodestfahrerin des ÖSV (3. von Killington vor einem Jahr) von Liensberger abgelöst wurde.
Vlhova verlängerte eine beeindruckende Serie. Seit 2014 heißt die Siegerin immer entweder Shiffrin oder Vlhova. Beide halten mit je sechs Erfolgen nun den Levi-Rekord. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung heute. Speziell im zweiten Lauf hat es so funktioniert, wie ich mir das vorstelle", erklärte die Slowakin nach ihrem 20. Slalom-Weltcupsieg. "Ich bin auch ein bisschen schockiert, dass der Vorsprung so groß ist."
Enttäuschungen zum Auftakt erlebten indes die Schweizerin Wendy Holdener (12.) und die Schwedin Anna Swenn Larsson (19.). Madison Hoffman (25.) holte hingegen die ersten Weltcup-Punkte für die australischen Skifrauen seit 22 Jahren.
Franziska Gritsch, die beste Österreicherin beim Auftaktriesentorlauf in Sölden (10.), schied nach Linienproblemen im ersten Durchgang aus. Sie teilte sich dieses Schicksal mit Marie-Therese Sporer und Nina Astner. Lisa Hörhager (38.) und Stephanie Brunner (40.) verpassten den zweiten Durchgang der besten 30. Für sie bietet sich am Sonntag (10.00 und 13.00 Uhr/live ORF 1) eine weitere Chance.