Österreichs Ski-Technikerinnen sind für verschlafene erste Durchgänge in die Kritik geraten. Im Flutlicht-Slalom von Flachau am Dienstag (17.45/20.45 Uhr, ORF 1) möchten sich die ÖSV-Asse trotz fortgeschrittener Stunde hellwach präsentieren.
14 Jahre ist der letzte österreichische Sieg beim Nightrace-Spektakel bereits her. "Dann wird es wieder Zeit", sagte Katharina Liensberger darauf. Als Topfavoritin geht aber Zrinka Ljutic am Dienstag (ab 17.45 Uhr, live im Sport24-Liveticker) ins Rennen. Der kroatische Shootingstar könnte zur ersten Hattrick-Siegerin im Slalom-Weltcup seit 15 Jahren werden, die nicht Mikaela Shiffrin oder Petra Vlhova heißt.
Damals feierte Marlies Schild (heute Raich) von 2011 auf 2012 sogar fünf Siege in Serie. Nach den Siegen am Semmering und in Kranjska Gora scheint das Selbstvertrauen der Kroatin riesengroß. Einen Anflug von Macht und Dominanz habe sie bereits in Slowenien gespürt, ließ die 20-Jährige zuletzt wissen. In Abwesenheit der beiden rekonvaleszenten Ski-Granden ist sie auch auf der Hermann-Maier-Rennstrecke die erste Anwärterin auf die Krone als neue "Snow Space Salzburg Princess".
Seit 2010 Fixpunkt im Kalender
Mit diesem Titel kommt auch heuer das Rekordpreisgeld von 59.500 Schweizer Franken (63.300 Euro). Gesamt werden 169.000 Franken (180.000 Euro) ausgeschüttet. Seit 1993 werden in Flachau Weltcuprennen durchgeführt. 2010 begann in der Heimat des "Herminators" die Serie jener Flutlichtslaloms, die seitdem als höchstdotierte Frauen-Weltcuprennen firmieren. In den jüngsten sieben Rennen holten sich immer entweder Rekordsiegerin Shiffrin (5 Flachau-Siege) oder Vlhova (3 Siege) den Siegerscheck ab.
Österreich war in der näheren Vergangenheit zweimal durch Liensberger am Stockerl vertreten. Die Vorarlbergerin peilt dies nach Platz zwei (2021) und drei (2019) erneut an, sie steht mit einem festen Vorhaben im Starthaus. "Wichtig ist, dass ich vom Start weg attackiere und gleich das Limit finde", sagte die Ex-Weltmeisterin. Dann ist laut ihr auch der erste ÖSV-Sieg seit Marlies Raich 2011 möglich. "Für das braucht es einen super Tag, es muss vieles zusammenstimmen. Ich weiß, es geht." Dreimal hat sie bisher im Weltcup triumphiert.
Verschiedene Baustellen
"Verschlafene erste Durchgänge, gute zweite Durchgänge - vielleicht hilft es wirklich, dass wir am Abend fahren", sprach aus ÖSV-Chefcoach Roland Assinger die Hoffnung. Seiner Biorhythmus-These wurde in der Vorbereitung jedoch keine ernsthafte Beachtung geschenkt. Die für Flachau charakteristischen Wellen konnten, nachdem das Wetter in Saalbach nicht mitspielte, unverhofft auf einem kleinen Schlepplift-Hang in Neukirchen am Großvenediger simuliert werden. Dabei bearbeitete jede aus dem Top-Trio eine eigene Baustelle: Liensberger den Start, Katharina Huber den Endspurt und Katharina Truppe die Kombinationen.
"Wenn man sieht, wie Ljutic oder Rast die Haarnadeln und Vertikalen durchdrücken, ist noch viel Zeit drin", stellte Truppe fest. Mit Platz acht zuletzt bemerkte die Kärntnerin, die am Mittwoch 29 Jahre alt wird, "dass ich doch noch Skifahren kann". Dem Heimspiel blickt sie mit Vorfreude entgegen. "Wenn ich an Flachau denke, kommt mir schon die Gänsehaut. Es ist einfach ein cooler Kessel, man hört die Leute schon von Mitte Steilhang schreien. Es ist immer wieder ein Spektakel." Huber will endlich ihr erstes einstelliges Saisonergebnis realisieren. "Das Wichtigste ist, dass ich locker und befreit drauflosfahre. Dass ich mir selber nicht im Weg stehe und es zu verkrampft probiere."
Kein WM-Stress
Qualifikationsdruck im vorletzten Slalom vor der Heim-WM hat keine von ihnen. Mit Liensberger, Truppe, Huber und der außerhalb der ÖSV-Strukturen trainierenden Franziska Gritsch stellt sich das rot-weiß-rote Quartett bisher von selbst auf. Kleine Hoffnungen machen sich noch die aktuell mit Knieproblemen pausierende Katharina Gallhuber und Lisa Hörhager. Gallhuber benötigt, sofern fit, bei der Generalprobe in Courchevel ein Top-Ten-Ergebnis. Hörhager hat bei 19 Weltcup-Starts 23 Punkte gesammelt.