ÖSV-Läuferin Stephanie Venier siegte bei der ersten von zwei Abfahrten in Cortina und holte für die ÖSV-Damen den ersten Triumph in der Königsdisziplin seit vier Jahren. Die Abfahrt auf der Tofana wurde allerdings von schweren Stürzen überschattet. Prominentestes Opfer: Mikaela Shiffrin.
Die Gesamtweltcup-Führende crashte im oberen Streckenteil in der Panorama-Kurve nach einem Sprung bei 120 km/h brutal ins Fangnetz. Erinnerungen an den in Wengen schwer gestürzten Alexander Aamodt Kilde wurden sofort wach. Shiffrin blieb länger liegen, wurde noch am Unfallort erstversorgt, ehe der Hubschrauber die 28-Jährige abtransportierte. Die US-Amerikanerin schaffte es immerhin noch - im Gegensatz zu ihrem Lebensgefährten Kilde - von der Piste zu humpeln, die TV-Bilder versprachen aber nichts Gutes. Shiffrin schien sich am linken Knie verletzt zu haben.
Kurz darauf gabs die Entwarnung: US Ski veröffentlichte einen WhatsApp-Screenshot von Shiffrin an ihre Teamkolleginnen. „Es ist alles okay“, schrieb die Weltcup-Gesamtführende. Im Krankenhaus von Cortina wurde laut einer Verbandsmitteilung in einer ersten Diagnose festgestellt, dass das vordere und hintere Kreuzband intakt seien.
Venier und Ager lassen ÖSV jubeln
Unterdessen raste ÖSV-Läuferin Stephanie Venier zu ihrem ersten Abfahrtssieg nach Platz zwei in Zauchensee. Zweite wurde die Schweizerin Lara Gut-Behrami (+0,39 Sek.). Christina Ager schaffte mit +0,71 Sek. Rückstand ex aequo mit Sophia Goggia (ITA) und Valerie Grenier (CAN) den Sprung auf Platz drei und damit ihr bestes Saisonergebnis.
Die 30-jährige Venier jubelte fast exakt fünf Jahre nach ihrem davor einzigen Weltcup-Sieg, damals siegte die Tirolerin in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen (27. Jänner 2019). "Ich hatte ein gutes Gefühl, aber dass es für den ersten Platz reicht, damit habe ich nicht gerechnet", sagte Venier in einer ersten Reaktion im ORF. Die Zweite von Zauchensee war schon im Training am Mittwoch als Zweite gut dabei. "Ich habe versucht, den Speed mitzunehmen", meinte sie.
Venier sorgte auch für das Ende einer langen Durststrecke von Österreichs Abfahrerinnen. Als zuvor letzte Athletin hatte Nicole Schmidhofer vor etwas mehr als vier Jahren in Lake Louise in der schnellsten Disziplin gewonnen. Am Samstag steht in Cortina die zweite Abfahrt (10.30 Uhr) auf dem Programm, am Sonntag folgt noch ein Super-G (10.30/jeweils live ORF 1).
Auf der Tofana war das zweite Training am Donnerstag aufgrund der warmen Temperaturen und Starkwind ausgefallen. Die schnelle Strecke überraschte bei strahlendem Sonnenschein dann die ersten Läuferinnen. Auch die mit Nummer sechs gestartete Cornelia Hütter hatte im Mittelteil Probleme und verlor nach einem Sprung die Linie. "Das Tempo von oben bis unten ist höher, es geht zur Sache. Aber Abfahrtssport ist Risikosport. Das ist so bei uns", meinte Hütter. Die Steierin blieb schließlich hinter den Erwartungen, landete auf Rang 8 vor Mirjam Puchner auf Platz 9. „Es ist nicht leicht, wenn man den Hubschrauber hört“, sagte Puchner im ORF-Interview im Zielraum.
Sturz-Orgie auf herausfordernder Tofana
Die extrem wellige Tofana wurde auch der Italienerin Frederica Brignone und der Schweizerin Corinne Suter zum Verhängnis. Letztere erlitt offensichtlich bei exakt demselben Sprung, der Shiffrin in die Fangnetze katapultierte, eine Bänderverletzung. Suter musste ihre Fahrt unter Schmerzensschreien beenden. Suters Landsfrau Michelle Gisin und die Deutsche Emma Aichner wurden ebenfalls in der Panorama-Kurve abgeworfen. „Wenn man dorthin kommt, hat man ca. 120 km/h. Du siehst von hinten nur Horizont, man muss eigentlich schon den Ski nach links drehen. Dann springst du auch noch“, analysierte Hütter im ORF-Interview.