Ski-Coup

Geheimplan: ÖSV-Boss hofft auf Marcel Hirscher

22.04.2020

Nach dem Trainer-Coup fürs RTL-Team angelt Schröcksnadel nach Marcel Hirscher.

Zur Vollversion des Artikels
© GEPA
Zur Vollversion des Artikels

Mit seinem Rücktritt am 4. September des Vorjahrs hat der Rekord-Weltcupsieger eine Riesenlücke hinterlassen. Unsere Technik-Herren fahren seither einem Sieg hinterher, im Riesentorlauf ist der Rückstand zur Spitze eklatant. Im RTL-Weltcup war Roland Leitinger als 17. bester ÖSV-Mann. Logisch, dass die ÖSV-Bosse die Notbremse zogen und den ehemaligen Hirscher-Erfolgstrainer Michael Pircher (44) als neuen RTL-Chef engagierten. An seiner Seite wird Hirscher-Papa Ferdinand (64) als Mastermind anpacken.

Schröcksnadel: »Auch Marcel wird uns helfen«

Dass er sich dabei den einen oder anderen Tipp von Marcel holen wird, ließ Hirscher bereits im ÖSTERREICH-Interview anklingen. Geht es nach den Vorstellungen von ÖSV-Präsident Schröcksnadel, wird es dabei nicht bleiben. "Früher oder später wird uns auch Marcel unterstützen", hatte der mächtige ÖSV-Boss schon vergangenen Winter versprochen. Jetzt bittet er allerdings um Geduld: "Er braucht noch ein bissl Abstand."

»Ergebnisse nicht so, wie wir uns das vorstellen«

Auch ohne den achtfachen Gesamtweltcup-Champion im Team glaubt Schröcksnadel, "dass wir in der kommenden Saison zurückschlagen". Im Nationencup und im RTL, wo auch ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher gesteht, dass die Ergebnisse "nicht so waren, wie wir uns das vorgestellt haben".

Schröcksnadel: "Heuer sind wir trainiermäßig viel besser aufgestellt. Und wir werden schon bald, und zwar früher als die anderen, mit dem Schneetraining beginnen." Top-Voraussetzungen - auch wenn Marcel vorerst noch nicht mit an Bord ist.

 

Ferdl Hirscher: »Erwartet euch keine Wunder«

ÖSTERREICH: Herr Hirscher, welche Rolle werden Sie als Mastermind der neuen Riesentorlauf-Gruppe spielen?

Ferdinand Hirscher: Ich kümmere mich ums Material und um die Technik, und das wie schon zu Marcels Zeiten im engen Austausch mit Mike Pircher. Wir wollen gemeinsam was weiterbringen.

ÖSTERREICH: Werden unsere Riesentorlauf-Leute wieder vorne mitfahren?

Hirscher: Wunderdinge sollten wir uns nicht erwarten. Als Trainer bist nur so gut wie dein Material. Aber es schaut nicht ganz so schlecht aus.

ÖSTERREICH: Wo werden Sie als Erstes ansetzen?

Hirscher: Wir müssen wieder mehr auf die Technik achten. Mit Patrick Feurstein zum Beispiel hab ich schon letzte Saison gearbeitet, der hat sich super entwickelt und über den Europacup einen Fixplatz für die kommende Weltcupsaison herausgefahren. Im Frühjahr haben wir auf der Reiteralm noch trainiert und getestet. Da war der Patrick sensationell drauf, er hat mit Top-Leuten wie Pinturault oder Ligety mitgehalten. Im Hinblick auf die nächste Saison ist das super. Das technische Rüstzeug hat er, in der obersten Liga entscheidet aber dann der Kopf.

ÖSTERREICH: Apropos oberste Liga: Wird Sie Ihr Sohn unterstützen?

Hirscher: Das kann schon sein. Natürlich frag ich ihn immer wieder um seine Meinung, wir sind im engen Austausch. Marcel ist noch immer mit Leib und Seele beim Skirennsport, er hat sich auch jedes Rennen im Fernsehen angeschaut. Aber dass er wieder auf der Piste stehen wird, das glaub ich eher nicht.

ÖSTERREICH: Wäre ein Renn-Comeback denkbar? Zuletzt in Kitzbühel meinte Marcel, dass er sich zutrauen würde, sich aus dem Stand für den 2. Slalom-Durchgang zu qualifizieren

Hirscher: Trotzdem würde ich ausschließen, dass er sich das noch einmal antut.

ÖSTERREICH: Und wie verbringen Sie die Corona-Zwangspause?

Hirscher: Ich geh viel radeln und erledige Hausarbeiten wie Balken streichen oder Ausmalen. Dafür war jahrelang keine Zeit.

Knut Okresek

Zur Vollversion des Artikels